Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 07 Sep 2006

Wiesbaden (epd). Die von der hessischen Landesregierung angekündigten Studiengebühren dürfen nach Ansicht der Evangelischen Studierendengemeinden in Hessen nicht zu Lasten von Studierenden aus Entwicklungsländern gehen. In ihren Stellungnahmen für eine Anhörung im hessischen Landtag am 4. September zur Einführung von Studienbeiträgen weisen die Studierendengemeinden aus Gießen und Frankfurt darauf hin, dass viele junge Menschen aus Ländern Afrikas, Asiens oder Lateinamerikas ohnehin nur über geringe Mittel für ihr Studium verfügten.

Wenn sie nun Studienbeiträge sogar in dreifacher Höhe wie deutsche oder EU-Studierende zahlen müssten, bedeute das für viele das Aus ihres Studiums. Dies widerspreche auch dem Wunsch, die hessischen Hochschulen zu internationalisieren und dazu beizutragen, dass in Deutschland ausgebildete junge Menschen später in ihren Heimatländern als Motor für Demokratisierung, Stabilisierung und wissenschaftliche wie wirtschaftliche Entwicklung ihrer Länder tätig werden könnten.

Auch für deutsche Studierende aus weniger vermögenden Elternhäusern sehen die evangelischen Studierendengemeinden eine erhebliche finanzielle Belastung durch Studiengebühren. Diese könne dazu führen, dass sich viele ein Studium nicht mehr leisten könnten. Wer Studiengebühren einführen wolle, dürfe nicht den zweiten Schritt vor dem ersten gehen, heißt es in der Stellungnahme aus Frankfurt. In Hessen gebe es bisher kein Stipendiensystem, das besonders Begabte, gesellschaftlich Engagierte und finanziell Bedürftige fördere.

Die evangelischen Kirchen in Hessen gaben eine Stellungnahme zum Thema Studiengebühren ab. Der Beauftragte der evangelischen Landeskirchen am Sitz der Landesregierung, Kirchenrat Jörn Dulige, betont, dass möglichst vielen jungen Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten ein Studium ermöglicht werden solle. Gleichzeitig benötigten die Hochschulen eine ausreichende Finanzierungsgrundlage. Wenn Studienbeiträge erhoben würden, müssten diese bei den Hochschulen verbleiben und dürften nicht zur Deckung anderer Finanzlöcher genutzt werden.

In der Stellungnahme wird auch ein System von Stipendien und Darlehen zur Beitragsfinanzierung gefordert. Für die Aufnahme eines Studiums dürften nur die Qualifikation und nicht die finanziellen Möglichkeiten entscheidend sein. Studiengebühren ohne eine soziale Abfederung könnten dazu führen, dass junge Menschen nur mit Darlehen ein Studium aufnehmen könnten und so nach Studienabschluss mit einem Schuldenberg ins Berufsleben starten müssten, fürchten die evangelischen Kirchen. (07.09.2006)