Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 19 Apr 2012

Kassel (medio). Die Wiener Künstlergruppe «Wochenklausur» hat in Kassel ihr Konzept zur Verbesserung der Situation am Kasseler Lutherplatz vorgestellt. Auf dem Platz treffen sich regelmäßig Alkohol-und Drogensüchtige. Die Umsetzung des Konzepts, das den Einsatz einer «mobilen Sozialarbeit mit Schlichtungsfunktion» empfiehlt, wurde  vom 16. bis 19. April in einer eigens auf dem Platz aufgestellten Holzhütte mit Vertretern von Stadt und Kirche, Platznutzer und Experten diskutiert, erklärte die 4-köpfige Gruppe im Gemeindehaus am Lutherplatz. Die österreichischen Künstler, die seit 1993 kleine, aber sehr konkrete Vorschläge zur Veränderung gesellschaftspolitischer Defizite entwickeln, sind auf Einladung des Evangelischen Stadtkirchenkreises Kassel tätig, sagte Heike Schaaf, Öffentlichkeitsreferentin des Stadtkirchenkreises. Finanziert werde das Projekt aus Mitteln der Evangelischen Kirche in Kassel und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und stellt einen Beitrag der Kirche zum Documenta-Jahr 2012 dar, so Schaaf weiter.

WochenKlausur-Konzept: Sozialarbeiter als «Ombuds-Personen» - Kosten könnten von Stadt und Kirche getragen werden

Die Mitglieder der Gruppe hatten im Februar des Jahres eingehend die Verhältnisse vor Ort beobachtet und 80 Einzelgespräche mit Anrainern des Platzes, Verantwortlichen der Stadt und den Suchtkranken selbst geführt. Dabei hätte sich herausgestellt, dass zwischen den verschiedenen Gruppen keine Kommunikation über die Probleme stattfindet, erklärte WochenKlausur-Mitglied Manfred Rainer. Das vorgelegte Konzept sieht für die Verbesserung der Situation den Einsatz einer Sozialarbeiterin und eines Sozialarbeiters für einen Zeitraum von zwei Jahren vor. Beide sollten im Konfliktmanagement spezialisiert und zu je 20 Wochenstunden präsent sein, so Rainer weiter.

Die beiden «Ombuds-Personen» sollen Ansprechpartner für alle Beteiligten sein und Regeln auf dem Platz etablieren können. Zudem soll durch sie eine kompetente Betreuung der suchtkranken Menschen gewährleistet werden, ergänzte Nadja Klement von der WochenKlausur. Die Kosten für die Maßnahmen, die gemeinsam von Stadt und Kirche finanziert werden könnten, schätzte Klement auf 60.000 Euro pro Jahr. Ziel sei eine spürbare Aufwertung des Platzes für alle Nutzer.

Trinkerraum kein Ersatz für Treffpunkt unter freiem Himmel

Ein Trinkraum nach Kieler Vorbild, den die Stadt Kassel bisher vorgesehen hatte, stelle für die Künstlergruppe keinen entsprechenden Ersatz für den Treffpunkt am Lutherplatz unter freiem Himmel dar. Dieser Ansatz würde nur punktuell Abhilfe schaffen, so Manfred Rainer. Eine Ideallösung für das Problem am Lutherplatz gäbe es laut Rainer nicht. Die Gruppe erhofft sich jedoch durch verbesserte Kommunikation schneller einen Konsens zwischen den Beteiligten finden zu können, der spürbar Entlastung schaffen könnte.

Neue Zugangsweise zur Lösung der Interessenkonflikte

Das Projekt am Lutherplatz werde bewusst in der Zeit vor Beginn der Documenta durchgeführt, um in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mit den Ausstellungen der internationalen Kunstschau in Konkurrenz treten zu müssen, sagte Heike Schaaf. Mit dem Zeitfenster im Frühjahr 2012 erhoffe man sich zur rechten Zeit neue Perspektiven und eine neue Zugangsweise zur Lösung der Interessenkonflikte, so die Öffentlichkeitsreferentin. Zum künstlerischen Ansatz der Gruppe erklärte Nadja Klement: «Kunst bewegt sich immer auch im Spannungsverhältnis zwischen Gesellschaft, Politik und Relevanz. Wir sehen uns als Künstler in der Verantwortung, Gesellschaft aktiv mit zu gestalten.» (18.04.2012)

Linktipp:

Weitere Informationen zur Künstlergruppe finden Sie unter:

wochenklausur.at