Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 03 Feb 2006

Kassel (epd). Gegen den derzeitigen Trend zur Verlängerung der Arbeitszeit hat sich Eberhard Schwarz, Landesdiakoniepfarrer der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, in Kassel ausgesprochen. «Mir erschließt sich nicht der Sinn, warum eine Arbeitszeitverlängerung in der jetzigen Situation gut sein soll», sagte er im Hinblick auf die hohe Arbeitslosigkeit. Das Ziel von Hartz IV, Menschen wieder in Arbeit zu bringen, sei bisher nicht erreicht worden.

Auch wenn Hartz IV keine zusätzlichen Arbeitsplätze schaffe, bejahe er die Reform, sagte Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) auf einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft für diakonische Dienste in der Region Kassel. Es sei nicht länger hinnehmbar gewesen, das finanzielle Risiko der Sozialhilfe auf die Kommunen abzuwälzen. Generell müsse man jedoch über einen subventionierten Arbeitsmarkt nachdenken, der aber nicht von den Kommunen finanziert werden könne.

Auch der Erste Beigeordnete des Landkreises Kassel, Uwe Schmidt (SPD), räumte ein, dass die Politik nicht in der Lage sei, in absehbarer Zukunft wieder für Vollbeschäftigung zu sorgen. Im Hinblick auf die Versorgung bedürftiger Menschen im sozialen Bereich warnte er davor, den Preis zum entscheidenden Kriterium zu erheben. «Die Kommerzialisierung greift in viele Bereiche ein, wo sie nichts zu suchen hat», betonte er.

Der derzeitige Wettbewerb unter Anbietern sozialer Leistungen betreffe auch die Diakonie selbst, so Schwarz weiter. «Wir müssen uns auch innerdiakonisch mit dem Wettbewerbsgedanken beschäftigen.» In Bezug auf andere Anbieter brauche die Diakonie den Wettbewerb nicht zu scheuen. Allerdings müssten die Voraussetzungen gleich sein. Die Diakonie als unaufgebbarer Bestandteil des Sozialstaates stehe für eine «Kultur des Erbarmens». (03.02.2006)