Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 15 Jul 2011

Homberg/Kassel (epd). Die 2010 von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gestartete Initiative «Diakonische Gemeinde - Armut bekämpfen und Teilhabe fördern» umfasst derzeit zehn verschiedene Projekte. Diakoniedezernent und Landesdiakoniepfarrer Eberhard Schwarz, der am Donnerstag (14.7.) zwei der laufenden Projekte besuchte, räumte ein, dass das Thema Armut in den Kirchengemeinden bisher zu wenig präsent gewesen sei. Dies wolle man durch die Projekte ändern. «Dabei geht es aber nicht darum, für Arme etwas zu tun, sondern sich mit Betroffenen auf den Weg zu machen und sie zu beteiligen», sagte er. Für die Projekte, denen noch weitere folgen sollen, hat die Kirche eine Million Euro über einen Zeitraum von drei Jahren bereitgestellt.

Homberg: «EinLaden» und «Homberger Tafel»

Erste Station der Reise des Diakoniepfarrers war der «EinLaden» in Homberg/Efze. Seit April 2011 sind in dem ehemaligen Zentralkaufhaus der Stadt eine Tafel, ein Secondhand-Laden sowie ein Café untergebracht. Margret Artzt, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Schwalm-Eder, wies darauf hin, dass im Verlauf der 2010 gestarteten Arbeit bisher 35 Menschen zu einer aktiven Mitarbeit motiviert werden konnten. Weitere 65 Menschen hätten Angebote wie etwa Kochkurse oder Vorlesestunden für Kinder angenommen. Insgesamt kooperiere man mit rund 20 verschiedenen Einrichtungen.

Die Homberger Tafel werde derzeit seltener aufgesucht, berichtete Koordinator Peter Laukner. «Wir haben noch einige Plätze frei», sagte er. Derzeit verzeichne man 215 Bezieher, die sich hier zwei Mal pro Monat für einen symbolischen Euro mit Lebensmitteln für sich und ihre Familien eindecken könnten.

Kassel-Waldau: «Familiengarten» stärkt Selbstversorgung und soziale Kontakte

Das Armutsprojekt «Familiengarten» in Kassel-Waldau setzt hingegen auf die Selbstversorgung. So hat man hier auf einem Pfarreiland zwölf Parzellen eingerichtet, auf denen Familien mit und ohne Migrationshintergrund eigenes Gemüse und eigene Kräuter anbauen können.

Die Miete für die Parzelle betrage im Jahr 20 Euro, erläuterte Projektleiterin Angela Rembiak. Das von der Kirchengemeinde und dem Diakonischen Werk Kassel getragene Projekt wird durch die «Modellregion Integration» der Hessischen Landesregierung gefördert.

«Das Projekt Familiengarten ist auch eine gute Gelegenheit, miteinander in Kontakt zu kommen und Erfahrungen auszutauschen», sagte Rembiak. Es solle auch in die zukünftigen Planungen der Stadt Kassel für diesen Stadtteil einbezogen werden, versicherte Stadträtin Anne Janz (Grüne) den Beteiligten.

Weitere erfolgreiche Aktivitäten in Kassel-Waldau sind unter anderem ein Mütter-Baby-Treff, ein Frauentreff sowie der Treffpunkt «Samowar», der insbesondere die Integration von Russlanddeutschen zum Ziel hat. «Wir haben 40 Prozent Russlanddeutsche in unserer Gemeinde», verwies Pfarrer Frank Heine auf die Gegebenheiten.

Der derzeitige Wirtschaftsaufschwung habe die Lage für die besonders stark betroffenen Langzeitarbeitslosen und Hartz-IV-Empfänger nur unwesentlich verbessert, wies Diakoniepfarrer Schwarz auf die Notwendigkeit der Projekte hin. «Das bleibt auch weiterhin ein Problem.» Er hoffe, dass sich die angeschobenen Projekte nach Ablauf der Förderdauer selbst weiter tragen können. (15.07.2011)