Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 28 Aug 2019

Fulda (medio). Unter dem Motto «Frauen. Macht. Mut.» stand der diesjährige Landesfrauentag der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) am Samstag (31.8.) in Fulda. Zu dem Treffen im Fuldaer Maritim Hotel waren rund 330 Frauen gekommen.

Frauen hätten Grund zu feiern, berichtete Monika Ilona Pfeifer, Vorsitzende der Landesfrauenkonferenz der EKKW. Seit gut 100 Jahren dürfen sie wählen oder sich zur Wahl stellen und seit 60 Jahren sind Frauen und Männer in Deutschland gleichgestellt. Trotz aller rechtlichen und situativen Gegebenheiten würden Frauen ihre Forderungen zu leise artikulieren, so Pfeifer. Sie würden überhört, so dass die frühere Ungleichbehandlung in Teilen noch immer gegeben sei. Zur Herstellung einer echten Chancengleichheit müssten die Frauen laut werden. Und so war es dann auch in Fulda: Unter Anleitung des «Drum Circle» Kassel trommelten die Frauen, um sich gegenseitig zu ermutigen.

Gudrun Neebe: Trotz knapper Ressourcen in Solidarität für die Interessen von Frauen eintreten

In ihren Grußworten sprachen die Bildungsdezernentin der Landeskirche, Oberlandeskirchenrätin Prof. Dr. Gudrun Neebe und die stellvertretende Leiterin des Frauenbüros Fulda, Corinna Krönung, den Anwesenden Mut zu. Als Mut spendende Frau stellte sie die evangelische Lehrerin Frau Margarethe Ribbentrop aus Fulda vor. Margarethe Ribbentrop trat 1918 in die Deutsche Demokratische Partei (DDP) ein, um engagiert für das Frauenwahlrecht einzutreten. Ihr Beispiel soll auch Frauen heute ermutigen, für gleichen Lohn und körperliche Unversehrtheit von Frauen einzustehen.

Oberlandeskirchenrätin Neebe begrüßte ausdrücklich die anwesenden katholischen Schwestern und ermunterte die Frauen nicht mutlos und depressiv zu werden. Ausdrücklich betonte sie, dass trotz knapper werdender Ressourcen, Frauen in Solidarität effektiv und zielgerichtet für die Bedürfnisse und Interessen von Frauen eintreten können.

Margot Käßmann im Festvortrag zu Frauen, Macht und Mut:

In ihrem engagierten und begeisternden Vortrag mit autobiografischen Zügen verdeutlichte Dr. Margot Käßmann, dass der christliche Glaube nicht auf einer Wohlfühltheologie basiere. er stelle nicht den vollendeten, Menschen ohne Fehl und Tadel in den Mittelpunkt, sondern den schwachen, Fehler machenden. Besonders den Frauen seiner Zeit sei Jesus auf Augenhöhe begegnet. Mit seinem Handeln und Reden habe er die Lehre vom strafenden Gott widerlegt, so die Theologin.

Auf die Frage, was Frauen Mut macht, verwies Käßmann auf den christlichen Glauben. Dieser basiere auf der unermesslichen Liebe Gottes und auf einem familiären und privaten Umfeld, das uns mit Resilienz ausstattet. Laut Käßmann gehören dazu Mut machende Eltern, Freundinnen, Lebenspartner*innen oder das sprichwörtliche Bauchgefühl, dass Frauen erahnen lässt, was gerade dran ist. Ferner gehören dazu Mut machende Frauen der Bibel, wie z. B. die in der Apostelgeschichte erwähnte Purpurhändlerin Lydia, die mit der Taufe ihres Hauses die Grundlage für eine christliche Gemeinschaft in Thyatria / Kleinasien legte. (Apg. 16,14 ff.) In ihren Ausführungen verdeutlichte Käßmann, dass auch die «68er – Bewegung» mit ihrer Rebellion Frauen ermutigt habe, ihre Rollenfestlegung als Mutter und Versorgerin kritisch zu hinterfragen und zu verändern.

Obwohl Frauen täglich Verantwortung übernehmen, würden sie doch mit der Macht fremdeln. Nach Aussage von Margot Käßmann habe der Begriff «Macht» bei Frauen bis heute einen negativen Beigeschmack, wird doch unterstellt, dass Macht zum Verlust der Weiblichkeit führt. Aktuell kommen zu diesen Bedenken noch Angst vor Häme und Bedrohungen an Leib und Leben hinzu.

Andererseits gehöre Macht für Frauen aus Politik und Wirtschaft heute zur Normalität. Die meisten Frauen engagierten sich allerdings in der «Kirche der Welt» ehrenamtlich, so Margot Käßmann. Sie haben das Gefühl gebraucht zu werden, gleichzeitig bleibe aber ein fader Beigeschmack, dass ihre Meinung weder gefragt sei, noch gehört werde. Käßmann rief die anwesenden Frauen dazu auf, sich nicht entmutigen lassen und basierend auf Gottvertrauen Visionen, Hoffnungsbilder zu entwickeln. Damit könnten sie solidarisch ihre Macht gebrauchen und Frauen in prekären Situationen hierzulande und weltweit helfen.

Musik, Kabarett, Andacht und Reisesegen zum Abschluss

Nach dem Festvortrag regte die Musikerin Irene Lochner die Frauen zum Singen von Liedern vergangener Weltgebetstage an und Kirchenkabarettistin Sabine Henke strapazierte als Katharina von Bora mit ihrer Interpretation der «alten» Geschlechterstereotypen die Lachmuskeln der Teilnehmerinnen.

Der Tag klang harmonisch mit einer von Gloria Dück gestalteten Andacht aus. Darin stellte die Pfarrerin zwei Mut machende Frauen in den Mittelpunkt: Abigail und Tamar aus der hebräischen Bibel, sowie die Kirchenlehrerin und Mystikerin Teresa von Avila. Mit der Kollekte von 2.033,45 Euro werden je zur Hälfte das Projekt «KUNZWANA» in Simbabwe, der Ausbildungshilfe der Landeskirche unterstützt, sowie Franka e.V., ein Projekt der Diakonie Kassel, das sich um Frauen kümmert, die Opfer von Menschenhandel wurden. Nach Spendung des Reisesegens traten alle Frauen gestärkt an Leib und Seele ihre Heimreise an. (02.09.2019)

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