Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 22 Jan 2010

Kassel (medio). Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck erinnert an den 100. Geburtstag ihres Bischofs Erich Vellmer, der am Sonntag (24.1.) vor 100 Jahren geboren wurde. Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, würdigte seinen Amtsvorgänger als «prägende Gestalt», der wesentlich zur Identitätsbildung der Landeskirche beigetragen habe.

In seiner Amtszeit von 1963 bis 1978 sei der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen und eine intensive Ausweitung der Arbeitsbereiche der Landeskirche betrieben worden. «Erich Vellmer ist als Theologe vor allem ein großer Freund der Auslegung des Neuen Testaments gewesen», betonte Hein. So benannte die Landeskirche ein Stipendium für Doktoranden in der Disziplin Neues Testament nach Vellmer. Zugleich habe er sich als Bischof stets als Pfarrer verstanden. Selbst im Ruhestand hatte Vellmer als Krankenhausseelsorger im Burgfeldkrankenhaus gewirkt.

Zur Person

Erich Vellmer wurde am 24. Januar 1910 in Hoheneiche (Kreis Eschwege) geboren. Nach seinem Abitur in Eschwege studierte er Evangelische Theologie in Göttingen und Marburg. Hier wurde er in besonderer Weise von dem Neutestamentler Rudolf Bultmann geprägt. Nach seinen Examina und der Ordination im Jahr 1936 war Vellmer von 1937 bis 1955 Gemeindepfarrer in Solz. Im Jahr 1937 heiratete er Elisabeth Hartmann. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Während der Zeit des Nationalsozialismus gehörte Vellmer der Bekennenden Kirche an. Seine Gemeindepfarrzeit wurde durch eine fünfjährige Militärzeit im Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Seit 1955 war Vellmer Pfarrer in Kassel-Wilhelmshöhe. 1957 wurde er in das Landeskirchenamt in das Amt des Prälaten berufen – als geistlicher Stellvertreter des Bischofs und Personalreferent für Pfarrerinnen und Pfarrer. Im November 1962 wählte ihn die Landessynode zum Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Dieses Amt trat er im Mai 1963 an. Bischof Vellmer trat am 31. März 1978 in den Ruhestand. Sein Amtsnachfolger wurde Bischof Dr. Hans Gernot Jung (1930-1991). Vellmer starb am 19. November 1990 in Kassel.

Marksteine für die Landeskirche: Grundordnung und Agenden -
Engagement für theologische Fortbildung und ökumenische Kontakte

In die Amtszeit Bischof Vellmers fielen grundlegende Entscheidungen für die Landeskirche, die bis heute deren rechtlichen und geistlichen Rahmen bilden: Im Jahr 1967 beschloss die Landessynode eine neue Kirchenverfassung, die sogenannte «Grundordnung» der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Zugleich wurde erstmals mit der Agende I ein gemeinsames verbindliches Werk eingeführt, das die Form und die Auswahl der Texte für die Gestaltung der Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen regelt. In weiterer Folge entstanden bis 1974 weitere Agenden, etwa zu Taufe, Konfirmation, Trauung und Bestattung. 

Vellmer widmete sich besonders der theologischen Fortbildung der Pfarrer und der Pfarramtskandidaten und baute ökumenische Kontakte zu Kirchen in Südafrika und Indien auf, die heutigen Partnerschaften der Landeskirche zur Evangelisch-Lutherischen Kirche im südlichen Afrika und zur «Church of South India». Enge ökumenische Kontakte entwickelte er zu katholischen Diözese s'Hertogenbosch in Holland, die bis heute, erweitert um die Protestantische Kirche in den Niederlanden, gepflegt werden.

Bischof Vellmer erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen: 1963 wurde er Ehrendoktor der  Theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg. 1973 wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, 1978 mit dem Stern zum Bundesverdienstkreuz. (22.01.2009)