Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 14 Jul 2016

Kassel (medio). Mit «großer Sorge» hat das Kollegium der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck die Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland, die Frauenordination wieder abzuschaffen, zur Kenntnis genommen, teilte die Pressestelle der Landeskirche mit.

In einer Stellungnahme betont das Kollegium, dass das Priestertum aller Getauften und nicht die Frage des Geschlechts für die protestantischen Kirchen die entscheidende Grundlage für die Berufung in kirchliche Ämter sei. So heißt es wörtlich: «Diese Entscheidung ist weder mit Kernaussagen reformatorischer Theologie noch mit einer protestantisch verantworteten Bibelhermeneutik vereinbar.»

Die Landeskirche selbst mache seit über 50 Jahren hervorragende Erfahrungen mit der Frauenordination. Frauen im Pfarramt würden sehr geschätzt, brächten eine weibliche Perspektive in ihren Dienst ein und bereicherten so die Kirche. Frauen in kirchenleitenden Funktionen seien für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck «inzwischen selbstverständliche und anerkannte Realität».

Das Kollegium befürchtet, dass diese Entscheidung nicht nur die lettischen Protestanten spalte, sondern sie «stellt auch die internationale ökumenische Gemeinschaft jener Kirchen, die die Frauenordination praktizieren, vor eine Zerreißprobe». (14.07.2016)

Wir dokumentieren die Stellungnahme des Kollegiums der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im Wortlaut:

«Das Kollegium der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck nimmt die Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands, die 1975 eingeführte Ordination von Frauen wieder abzuschaffen, mit großer Sorge zur Kenntnis.

Diese Entscheidung ist weder mit Kernaussagen reformatorischer Theologie noch mit einer protestantisch verantworteten Bibelhermeneutik vereinbar. Das Priestertum aller Getauften, das Männer und Frauen umfasst, ist für protestantische Kirchen die entscheidende Grundlage für die Berufung in kirchliche Ämter. Der Bezug auf 1. Korinther 14,34 (‚Das Weib schweige in der Gemeinde‘) zur Begründung der Abschaffung der Frauenordination entspricht einer eklektischen und fragwürdigen Bibelhermeneutik, die Luthers Ansatz der Schriftauslegung « Was Christum treibet» entgegensteht.

Die Entscheidung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland vergrößert nicht nur die Spaltung zwischen der  durch die Frage der Frauenordination getrennten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland und der lettischen Evangelisch-Lutherischen Kirche im Ausland, sondern stellt auch die internationale ökumenische Gemeinschaft jener Kirchen, die die Frauenordination praktizieren, vor eine Zerreißprobe.

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ordiniert aus guten theologischen Gründen seit über 50 Jahren Frauen und hat damit hervorragende Erfahrungen gemacht. Frauen im Pfarramt sind bei uns sehr geschätzt und leisten ihren Dienst in allen pfarramtlichen Aufgabenfeldern. Sie bringen ihre weibliche Perspektive ein und bereichern damit unsere Kirche. Frauen in kirchenleitenden Funktionen sind in unserer Kirche eine inzwischen selbstverständliche und anerkannte Realität.

Umso fragwürdiger ist es, dass die Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands aus theologisch nicht nachvollziehbaren Gründen auf die Mitarbeit ordinierter Pfarrerinnen bei der Verkündigung des Evangeliums verzichtet.»