Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 27 Okt 2017

Kassel (epd). Gusseiserne Ofenplatten mit biblischen Motiven aus dem 16. Jahrhundert sind ab diesen Freitag im Hessischen Landesmuseum in Kassel zu sehen. Die aus den Platten gefertigten "Bibelöfen" seien zunächst von Fürsten, später auch von Bürgern gekauft worden, sagte Eveline Valtink vom Projekt- und Eventmanagement der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, die wesentlich zum Entstehen der Schau beigetragen hat. Die Platten seien Zeugnisse dafür, wie die Reformation auch mit Bildern zur religiösen Bildung des Volkes beitragen wollte. Neben biblischen Motiven wie Wundern, Gleichnissen oder der Kreuzigung seien auch reformatorische Kernthemen wie etwa Gesetz und Gnade verarbeitet.

Die Platten, die einst zu eisernen Öfen zusammengesetzt waren, zeigten deutlich, was die Menschen der damaligen Zeit bewegt habe, ergänzte Irina Görner, Leiterin der Abteilung Vor- und Frühgeschichtliche Sammlungen. Der Eisenguss sei damals erst seit relativ kurzer Zeit überhaupt möglich gewesen. Die Vorlagen seien aus Holz geschnitzt und dann in einen speziellen Formsand gedrückt worden. Die so entstandenen Vertiefungen seien dann behutsam mit flüssigem Eisen gefüllt worden.

Viele der gezeigten Platten stammten aus der Werkstatt des Formenschneiders Philipp Soldan aus dem Kloster Haina, sagte Görner. Je nach Größe und Dicke wiege eine Platte zwischen 30 und 100 Kilogramm. Die Platten zeichneten sich durch viele Details aus, teilweise würden auch in der Art eines Comics kleine Geschichten erzählt. So hält bei einem Motiv mit der Taufe Jesu am Jordan ein Engel die Jacke des Herrn, in einer Darstellung des jüngsten Gerichtes sind auch kirchliche Würdenträger oder Mönche unter den Insassen der Hölle zu finden.

Die Ausstellung geht nach Valtinks Angaben auf eine Anregung eines Mitarbeiters der Viessmann-Werke in Frankenberg zurück, der seit langem solche Ofenplatten erforsche. Im Jahr 2015 war eine Ausstellung zum Thema erstmals im Marburger Schloss gezeigt worden, das eine große Anzahl dieser Platten im Depot verwahrt.

Das Heizen mit den Bibelöfen sei allerdings wenig ergiebig gewesen, räumte Görner ein. Zwar wurden die Öfen schnell heiß, ebenso schnell aber auch wieder kalt. Die fehlende Luftzufuhr sorgte zudem für einen schlechten Brand. Dies habe dazu geführt, dass die Eisenöfen später mit Kachelöfen kombiniert wurden.

Die Ausstellung "Bibel in Eisen" im Hessischen Landesmuseum in Kassel ist vom 27. Oktober bis 4. Februar zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr. (26.10.17)

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Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:

museum-kassel.de