Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 07 Mär 2022

Hofgeismar/Kassel (medio). Wozu ist Kirche heute und künftig da? Über ihren Auftrag hat sich die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) am Wochenende bei einer digitalen Sondertagung der Landessynode verständigt und erkannt: «Kirche bewegt sich weiter – im Hören auf das Evangelium und die Menschen», erläuterte Bischöfin Dr. Beate Hofmann. Insbesondere die Corona-Pandemie habe einen deutlichen Schub für Veränderungen gegeben, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche.
 
Vor einem Jahr war dieser Verständigungsprozess unter dem Motto «Kirche bewegt» angestoßen worden. Seither wurden mehr als 1.500 Haupt- und Ehrenamtliche, aber auch Menschen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft in 29 Veranstaltungen beteiligt, berichtete die Geschäftsführerin des Reformprozesses, Eva Hillebold. «Gleichzeitig hat dieser Prozess gezeigt, dass wir nicht alle, die wir gern beteiligt hätten, erreichen können», räumte Bischöfin Hofmann ein. So hätten junge Menschen wenig Interesse an dieser Form des Nachdenkens über Kirche gezeigt.

Prof. Tobias Faix von der CVJM-Hochschule in Kassel hat die Ergebnisse des Verständigungsprozesses evaluiert und den Synodalen vorgestellt. «Es lohnt sich, Menschen zu beteiligen», lautet sein Fazit. Er wünschte der Landeskirche Mut, den Wandel aktiv zu gestalten, vielfältiger zu werden und weiter Brücken zu gestalten. Eben dafür hat das Kirchenparlament am vergangenen Wochenende den Weg geebnet. .

Sechs Grundaufgaben sollen künftig leiten 

Ihren Auftrag hat die EKKW nun klar benannt: das Evangelium – die Botschaft, dass Gott in Jesus zu den Menschen gekommen ist – zu teilen und somit Menschen zusammenzubringen. Dabei orientiert sie sich an sechs Grundaufgaben:

  • Wir bewahren und deuten die christliche Botschaft und erzählen vom Glauben.
  • Wir eröffnen, suchen und gestalten Räume.
  • Wir begleiten Menschen durchs Leben.
  • Wir eröffnen Gemeinschaft.
  • Wir helfen Menschen.
  • Wir bringen unsere Stimme in die Gesellschaft ein.

Diese Grundaufgaben geben vor, was Kirche tun soll. Aber auch über das wie haben sich die Synodalen verständigt, um Kirche zukunftsfähig zu gestalten.Im Hören auf Gottes Wort und im Beten sollen die fünf Kriterien Entscheidungsgrundlage sein: Kontaktflächen bietend, Ausstrahlung fördernd, Kooperation stärkend, nachhaltig und motivierend.

Weitere Schritte im Reformprozess

Zum Hintergrund: Im Jahr 2015 hatte die Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ein weitreichendes Reformpaket beschlossen. Fast alle der 183 Reform-Beschlüsse sind inzwischen umgesetzt oder in Umsetzung begriffen. Nun soll der Reformprozess auf der Basis der jüngst verabschiedeten Grundaufgaben weitergeführt und von der neuen Synode, die sich im Mai konstituieren wird, begleitet werden.

Wo gibt es neue Akzente, wo gibt es Abschiede? In dieser Frage verwies Vizepräsident Dr. Volker Knöppel bei einer Pressekonferenz am  Montag (7.3.) auch auf das Thema kirchliche Immobilien und befand: «Leerstand ist keine gute Lösung». In diesem Bereich müsse über neue inhaltliche Arbeit und die Erschließung neuer Finanzquellen nachgedacht werden. Mit Blick auf das kirchliche Personal unterstrich Prälat Burkhard zur Nieden: «Wir sind schon längst auf dem Weg.» Als Beispiel nannte er die Einrichtung von neun Stellen für Diakoninnen und Diakone. Dies sei ein erster Schritt hin zu multiprofessionellen Teams. Der Prälat ist überzeugt: «Es braucht die Vielfalt der Kompetenzen.» Und eine kirchliche Kultur, die über den eigenen Horizont hinausblicke in ihrer Sprache und in ihren Angeboten.  

«Kirche hat sich bewegt – und bewegt sich weiter», resümierte Bischöfin Hofmann. Jetzt gehe der Ball in die Regionen, in die Gemeinden. Sie sollen beteiligt werden und diskutieren, wie und wo sie besonders gefordert sind, und nach den verabredeten Kriterien über Ressourcen entscheiden. Auf diesem Weg soll der Verständigungsprozess ein Geländer sein, sagte die Bischöfin auch mit Verweis auf den aktuellen Ukraine-Krieg. Er zeige, wie unvorhersehbar unsere Welt geworden sei und dass plötzlich andere Handlungsfelder eine Rolle spielten. Sie empfahl: «Es wird auch vor Ort immer wieder wichtig sein zu hören: auf das Evangelium und die Menschen, auf das, was sie bewegt.» (07.03.2022)

Bei digitalen und analogen Konferenzen diskutierten viele Menschen die Zukunft der Kirche. Im Video schildern Teilnehmende aus den Großgruppenkonferenzen und den Fokusgruppen ihre Eindrücke. (Video: Medienhaus der EKKW)
Erklärfilm zum Reformprozess (Video: Medienhaus der EKKW)
Ergebnisse, Einsichten, Empfehlungen:

Die detaillierten Ergebnisse und die Analyse des Verständigungsprozesses zum Auftrag der Kirche sind im Dokumentationsbereich der Tagung zu finden:

Reformprozess:

Sonderseiten zum Reformprozess, was der Verständigungsprozess zum «Auftrag der Kirche» ist, wie alles begonnen hat und wo wir gerade stehen bis hin zu Beteiligungsmöglichkeiten.