Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Aug 2011

Kassel (epd). Als eine «Grenzüberschreitung» hat die Kasseler evangelische Stadtdekanin Barbara Heinrich die Ausstellung «Echte Körper» bezeichnet, die vom 5. bis 21. August in der Kasseler Messe gezeigt wird. Dass in der Schau auch komplette konservierte menschliche Körper zu sehen seien, sei ein «unwürdiger Akt», kritisierte Heinrich am Donnerstag. Zudem sei es vollkommen unangemessen, Schulklassen in eine solche Ausstellung einzuladen. Die vom Veranstalter angepriesenen Lerneffekte ließen sich auch mit Plastiken im Biologieunterricht erreichen.

Die Ausstellung, die von der Firma Premium Exhibition Ltd. veranstaltet wird und einem «Institut Prof. Dr. Williams» gehören soll, existiere bereits seit 2006, sagte Ausstellungskoordinator Carsten Krause. Sie verstehe sich als eine «anatomische Ausstellung», die sich deutlich von den «Körperwelten» des Gunther von Hagens unterscheide. «Bei uns gibt es keine Leichen beim Sex oder ähnliches zu sehen», betonte Krause. Zudem seien die präparierten Exponate alle in Glasvitrinen ausgestellt und mit erläuternden Texten versehen. Auch das Thema Organspende werde thematisiert.

Die Schau sei auch für Kinder zugänglich, ergänzte Krause. Auf der Internetseite würden zwar auch Schulklassen zum Besuch eingeladen, Führungen würden aber nicht angeboten. Diese müssten die Lehrer selbst organisieren, zudem gebe es ja Texttafeln mit Erläuterungen. Krause wies darauf hin, dass eine sogenannte «Ethikkommission», bestehend aus einem Zahnarzt, einem Apotheker und einem Rechtsanwalt, die Ausstellung «abgenommen» habe. Auf der Internetseite loben die drei Kommissionsmitglieder diese als «würde- und respektvoll», die Herkunft der Leichen sei eindeutig dokumentiert.

Im November 2009 hatte die Schau in Hannover für Aufsehen gesorgt, da die Gesundheitsbehörde dort verfügte, dass sieben der Leichen zunächst verhüllt werden mussten, da angeblich ein eindeutiger Herkunftsnachweis fehle. Später durften dann drei der Leichen wieder gezeigt werden.

Beim Kasseler Ordnungsamt seien bisher noch keine Beschwerden eingegangen, sagte Hans-Jürgen Schweinsberg, Pressesprecher der Stadt Kassel, dem epd. Genehmigungspflichtig sei die Schau nicht. Auch das Gesundheitsamt sehe derzeit keine Veranlassung, einzuschreiten. (05.08.2011)