Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 31 Mär 2015

Kassel (medio). «Wir sind sehr beeindruckt von den Projekten, die die  Partner von Brot für die Welt in Äthiopien zur Bekämpfung von Armut und Hunger durchführen» so lautete das einmütige Fazit, das die Teilnehmer und Teilnehmerinnen  aus der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck  zogen, die an einer von Brot für die Welt durchgeführten entwicklungspolitischen Lern-und Begegnungsreise durch Äthiopien teilgenommen haben.

Vom 16.3.- 27.3.2015 reisten zwölf Mitglieder der Kammer für Mission und Ökumene durch das Land, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, und besuchten zahlreiche – überwiegend von kirchlichen Partnern getragene - Projekte mit den Schwerpunkten Ernährungssicherung, Zugang zu Wasser und Bekämpfung von HIV/Aids. Die Gruppe reiste zunächst durch den sehr armen und trockenen Süden des Landes, der zum Teil bis heute auf humanitäre Überlebenshilfe angewiesen ist, bevor sie nach einer etwa 600 km langen Autofahrt nach Addis Abeba auch Projekte in der schnell wachsenden Hauptstadt besuchte. Auch ein Empfang beim Patriarchen der äthiopisch-orthodoxen Kirche sowie bei dem Präsidenten der Evangelisch Lutherischen Mekane Yesus Kirche standen auf dem Programm.

Nicht nur die Besuche der Partner, sondern auch die Konfrontationen mit schlimmster Armut machte die Reise zu einer eindrücklichen manchmal auch verstörenden Erfahrung:  Menschen, die ganz offensichtlich nicht genug zu essen haben, Frauen, die über viele Kilometer große Holzlasten oder Wasserkanister schleppen müssen, Kinder, die hart arbeiten statt zur Schule zu gehen, Familien, die auf der Straße schlafen müssen.

Bei den Projektbesuchen und Begegnungen mit Kirchen-und NGO-Vertretern kam es immer wieder zu einem gegenseitigen intensivem Austausch über verschiedene Fragen, u.a. wie eine nachhaltige Entwicklung aussieht, welche Rolle und Verantwortung dabei der Staat spielt, was die Verantwortung der Kirchen ist und wie vor allem die Armen selbst von Abhängigen zu Akteuren werden. «Wie haben Sie heute die Menschen in diesem Projekt erlebt - als Akteur oder als Objekt von Hilfe? Was hat Sie beeindruckt? Was hat sie befremdet?» gehörte deshalb zu den Standardfragen, über sich die sich die Teilnehmer bei den regelmäßigen abendlichen Reflexionsrunden austauschten.

Ein Projekt, welches die Gruppe besonders beeindruckte, ist ein Projekt in der von Hunger, Dürre und Abholzung betroffenen Konso-Region, bei dem etwa 1000 Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen und mit eigenen Händen und mit Beratung von Experten einen Damm bauten, in dem nun der Regen in der kurzen Regenzeiten aufgefangen und durch Gräben auf die umliegenden Äcker geleitet werden kann, die nun wieder Früchte hervorbringen. In einem kleinen pantomimischen Spiel  führten die Menschen vor, wie sie früher nur holziges Gestrüpp zum Essen hatten, heute aber sich und ihre Kinder von den Früchten ihrer Felder sehr viel besser ernähren können.

Der Stolz und das Selbstbewusstsein, mit dem die Menschen ihre veränderte Lebenssituation schilderten, werden den Mitgliedern der Kammer in eindrücklicher Erinnerung bleiben wie auch der immer wieder geäußerte Dank an diejenigen, die in Deutschland für die Projekte von Brot für die Welt spenden.

Hintergrund:

Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat am Horn von Afrika mit einer schnell wachsenden Bevölkerung mit ca. 90 Millionen Einwohnern. Obgleich es zu den am wenigsten entwickelten Ländern gehört, ist der zentralistisch und autoritär geführte Staat sehr ehrgeizig und im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern durchaus  erfolgreich in der Armutsbekämpfung. Die Wirtschaft verzeichnet hohe Wachstumsraten. Besonders der trockene Süden ist z.T. auf Nahrungsmittelhilfe von außen angewiesen. Der Staat versucht mithilfe eines Gesetzes, Nichtregierungsorganisationen, die  überwiegend von außen finanziert werden, zu kontrollieren und einzuschränken. Danach ist zwar Entwicklungshilfe erlaubt, aber Menschenrechtsarbeit und politische Lobbyarbeit verboten.

Äthiopien gilt abgesehen davon als das politisch stabilste Land am Horn von Afrika. Christen und Muslime leben seit vielen Jahrhunderten friedlich nebeneinander. Etwa 50 Prozent der Einwohner sind Christen, davon gehört die Mehrheit zur orthodoxen Kirche. Die lutherische Mekane Yesus Kirche - der Hauptpartner von Brot für die Welt - ist mit ca. 7 Millionen Mitgliedern die größte protestantische Kirche in Afrika. (31.03.2015)

 

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