Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 01 Feb 2012

Kassel (medio). Scheich Hassan Sharife aus dem Libanon hat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck einen Freundschaftsbesuch abgestattet. Er traf am Dienstag (31.1.) mit dem Ökumendezernenten der Landeskirche, Oberlandeskirchenrat Prof. Dr. Wilhelm Richebächer, und dem Islambeauftragten, Pfarrer Konrad Hahn, zu einem Gedankenaustausch im Kasseler Haus der Kirche zusammen. Der dem schiitischen Islam angehörende Geistliche gilt als ein Vertreter der Amalbewegung und ist im Libanon durch sein aktives Eintreten für friedliche Konfliktlösungen bekannt geworden, sagte Hahn gegenüber der landeskirchlichen Medienagentur «medio!». Sharife kam auf Einladung des Islambeauftragten nach Kassel.

Jede Religion gebe dem Menschen Würde und verlange Respekt gegenüber Andersgläubigen, sagte Scheich Sharife bei dem Treffen. Daher sei es ein verhängnisvoller Fehler, die Ursache von Konflikten in der Religion zu suchen. Es gebe Situationen, in denen die Religion vor dem Zugriff der Politik geschützt werden müsse. Die Herrschaft einer Religion über die anderen sei dem Frieden abträglich, so der Scheich. Im Libanon gebe es die Besonderheit, dass die zur Minderheit gehörenden Maroniten, Rum-Orthodoxen Christen und Schiiten zusammen betrachtet eine numerische Mehrheit gegenüber den Sunniten bildeten. Daher wäre eine sunnitische Herrschaft dem Frieden abträglich, so Sharife.

In den Ländern des Nahen Ostens warteten die Menschen auf ein politisches System, das alle religiösen Gruppen respektiert, berichtete der Scheich weiter.  Wie stark dieses Verlangen im Volk lebendig ist, habe der Arabische Frühling gezeigt. Die Religion als Stabilisator der politischen Verhältnisse habe in der Region nur dann eine Chance, wenn die Macht der Mehrheitsreligion in ein parlamentarisches System eingebunden werde. Bisher seien nur Regime ausgetauscht worden. Wichtiger sei es aber, neue Gesetze zu schaffen, die allen Bürgern im Staat gleiche Rechte geben, so der Scheich.

Weitere Teilnehmer des Treffens waren der Referent für Islam und Weltreligionen im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Oberkirchenrat Dr. Martin Affolderbach (Hannover), Pfarrer i.R. Kirchenrat Georg Richter (Kassel), der von 1970 bis 1976 Pfarrer der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in  Beirut (Libanon) war, und der Deutschlandbeauftragte des Scheichs, Rachid Jrade (Pforzheim). (01.02.2012)