Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Mai 2009

Marburg (epd). Mit einem Appell an die Fairness hat sich der evangelische Marburger Dekan Helmut Wöllenstein in den Streit um den evangelikalen Seelsorgekongress vom 20. bis 24. Mai in der Universitätsstadt eingeschaltet. «Wir wenden uns gegen eine pauschale Diffamierung von Christen, die von extremen Positionen Einzelner auf ihre Gesamtheit schließt», erläuterte er die Position des Evangelischen Stadtkirchenkreises. Spannungen zwischen nicht vereinbaren Überzeugungen sollten ausgehalten und die Vielfalt sowie der Irrtum von Erkenntnissen eingeräumt werden. Gleichwohl trete man entschieden dafür ein, dass homosexuell lebende Menschen Anerkennung fänden und missbillige deren Diskriminierung.

Der Protest gegen den Kongress, der von der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS) im nordhessischen Frankenberg ausgerichtet wird, hatte sich an zwei Referenten entzündet. Kritiker werfen ihnen vor, das «Umpolen» von Homosexuellen zu propagieren. Der Vorsitzende der APS, Martin Grabe, hatte demgegenüber betont, dass Homosexualität auf dem Kongress kein Thema sein werde. Zu dem Treffen werden rund 1.000 Teilnehmer erwartet.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland hob hervor, man stimme nach einem Gespräch am Dienstag mit der APS überein, dass Homosexuelle allein aufgrund ihrer sexuellen Identität weder krank noch therapiebedürftig seien. Allerdings wehre man sich dagegen, dass «Therapeuten», die sich nicht den Erkenntnissen der Wissenschaft, sondern religiösen Dogmen verpflichtet fühlten, durch einen von Universität und Stadt unterstützten Kongress als seriös aufgewertet würden. Der Verband werde deshalb weiterhin gegen die «von der APS beabsichtigte wissenschaftliche und gesellschaftliche Aufwertung der umstrittenen Referenten protestieren, aber jede Gewaltanwendung ablehnen und sie aufs Schärfste verurteilen».

Für den 21. Mai hat ein aus Gruppen des linken Spektrums gebildetes Bündnis «Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus», zu einer Demonstration aufgerufen. Dessen Sprecherin Nora Nebenberg forderte unterdessen eine Absage des gesamten Kongresses. Religiös-fundamentalistischen Positionen sollten grundsätzlich keine öffentlichen Räume zur Verfügung gestellt werden.

Dieser Position widersprach die Evangelische Allianz Marburg. «Wir rufen alle Verantwortlichen in Politik, Universität und Gesellschaft auf, sich auch weiterhin gegen alle undemokratischen Versuche der Einschüchterung, des Krawalls und der Einschränkung von Grundrechten einzusetzen», hieß es in einer Stellungnahme. (20.05.2009)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Erklärung von Dekan Helmut Wöllenstein im Wortlaut:

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