Der Gottesdienst zur Verabschiedung von Propst Helmut Wöllenstein in der Marburger Elisabethkirche konnte im Livestream hier mitgefeiert werden.
Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 21 Jun 2021

Marburg (medio). Nah bei den Menschen sein, sehen, was sie brauchen. Das war sein Credo – ganz so, wie die Heilige Elisabeth es ihm an seiner letzten Predigtstätte deutete. Am vergangenen Donnerstag (24.6.) wurde Helmut Wöllenstein nach zwölf Jahren als Propst des Sprengels Marburg mit einem Gottesdienst in der Elisabethkirche in den Ruhestand verabschiedet. Und damit einer, «der so sorgsam mit Sprache umgehen kann, freundlich und doch deutlich sein kann, der von Gott und seinem Glauben so spricht, dass man aufhorcht und gut hinhört», würdigte die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann, den scheidenden Propst. Er habe ein besonderes Gespür für Menschen und Prozesse, so die Bischöfin laut Mitteilung der Landeskirche.
 
Die Lust zu predigen hat im heimischen Wohnzimmer angefangen, erzählt Helmut Wöllenstein rückblickend. Aufgewachsen in einem frommen Handwerkerhaus – der Vater war zugleich Ortsbürgermeister –, stand die Tür stets offen und der Sonntag im Zeichen der Bibel: Nach dem Gottesdienst am Vormittag in der Kirche folgten Versammlungen der Freien evangelischen Gemeinde im Hause der Familie Wöllenstein in Wolfhagen-Ippinghausen. Hier sprachen Prediger aus dem Waldecker Land. Diese Erfahrung war prägend: «Wir dürfen niemals aufgeben, dass Laien zu Wort kommen», sagt der 65-Jährige. Gespräche mit Prädikanten habe er in seinem späteren Berufsleben als beglückend empfunden.

Wöllenstein hatte sich für ein Theologie-Studium in Göttingen und Bethel entschieden. Sein Vikariat führte ihn in den Kirchenkreis Eschwege, seine erste Pfarrstelle trat er 1982 in Eberschütz (Kirchenkreis Hofgeismar) an. Es folgten Stationen als Gemeindepfarrer in Bad Hersfeld (1987 bis 1990), als Studienleiter am Evangelischen Predigerseminar in Hofgeismar (1990 bis 1997) und als Kurseelsorger in Bad Wildungen. Dort mit halber Stelle, um sich gemeinsam mit seiner Frau Andrea um die Erziehung der drei heranwachsenden Kinder zu kümmern. Der «Wildunger Altar des Conrad zu Soest» hatte es dem an Kunst interessierten Pfarrer, der in seiner Freizeit Holzfiguren fertigt, besonders angetan; über ihn hat er 2003 ein Buch geschrieben. Weit populärer wurde indes sein «Märchen vom Auszug aller Ausländer», das er im Angesicht der Anschläge in Solingen und Mölln 1991 verfasste. Es wurde in 17 Sprachen übersetzt und selbst im Bundestag vorgelesen.

2004 zog die Familie nach Marburg, wo Wöllenstein als Dekan wirkte. 2009 folgte das Propstamt, zunächst des Sprengels Waldeck und Marburg, der nach seiner Neuordnung seit 2019 zwar nur noch unter Sprengel Marburg firmiert, aber fast doppelt so viele Gemeinden umfasst.

Propst Helmut Wöllenstein in der Marburger Elisabethkirche (Foto: medio.tv/Schauderna)

Propst Helmut Wöllenstein in der Marburger Elisabethkirche (Foto: medio.tv/Schauderna)

Die Liste seiner Ehrenämter ist lang: Wöllenstein ist Vorsitzender der Liturgischen Kammer der Landeskirche (Ausschuss für Gottesdienstgestaltung), des Beirates der Evangelischen Studierendengemeinde Marburg und war bis 2019 Vorsitzender des Kuratoriums des Waldeckschen Diakonissenhauses. Er ist Mitglied des Kooperationsrates und des Rundfunkausschusses der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Mitglied im Prädikantenbeirat, im Arbeitskreis «Kirche und Kunst», im Vorstand der Gesellschaft Christl.-Jüdische-Zusammenarbeit in Marburg, im Kuratorium «gewaltfrei handeln» e.V., im Hochschulbeirat Tabor und war bis 2019 im Vorstand der Liturgischen Konferenz der EKD. Er ist Autor und Sprecher von Verkündigungssendungen im Hessischen Rundfunk.

Verabschiedung Propst Helmut Wöllenstein Marburg 2021

Propst Helmut Wöllenstein mit Pfarrer Dr. Volker Mantey, der ihm im Propstamt nachfolgt. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Am 31. August endet Wöllensteins Amtszeit. In Marburg wird er jedoch wohnen bleiben. «Ich gehe mit viel Dankbarkeit gegenüber denen, die mit mir zusammengearbeitet und mich unterstützt haben – und der Bitte mir zu verzeihen, wenn ich was übersehen habe.» Was er vermissen wird? «Wenn ein Gespräch gelingt, wenn man einen Menschen verstanden hat. Das schätze ich genauso wie einen fetten Jubiläumsgottesdienst.»

Nachfolger von Helmut Wöllenstein wird, wie berichtet, , der am 1. November sein neues Amt antritt. (24.06.2021)

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