Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 03 Jul 2015

Marburg (medio/epd). Vertreter der Marburger Religionsgemeinschaften wollen am Sonntag (5. Juli) ein Zeichen für Flüchtlinge setzen. Um 11.30 Uhr sind alle Bürgerinnen und Bürger zu einer Fürbitte auf den Marktplatz eingeladen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto «Vielfalt - Stadt - Einfalt» und soll in diesem Jahr den umstrittenen Marktfrühschoppen in Marburg ersetzen, teilte Propst Helmut Wöllenstein gegenüber der landeskirchlichen Medienagentur «medio» mit.

Juden, Muslime und Christen werden bei der Veranstaltung mit Texten aus ihren heiligen Schriften zum Thema Gastfreundschaft vorlesen, so Wöllenstein weiter. «Und dann wird jede Religion ein Gebet sprechen für Flüchtlinge ganz konkret, für Menschen, die in Not sind, die unterwegs sind auf dem Land, die in den Lagern sind, die im Mittelmeer gefährdet sind. Und auch für die, die Verantwortung tragen», erklärt der Propst. Auf dem Marburger werde außerdem Hiba Sino, die in Marburg Zuflucht gefunden hat, über ihr persönliches Flüchtlingsschicksal berichten.

Die Idee für die Veranstaltung stammt vom Marburger Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD). Vaupel verstehe die Ängste der Menschen vor dem Fremden: «Natürlich bestehen Ängste, wenn neue Nachbarschaft kommt. Was weiß man, wer das dann ist? Die Leben ganz anders und sprechen auch noch anders», so Vaupel gegenüber «medio». Mit Begegnungen will er den Ängsten der Menschen entgegen kommen, denn sein Wunsch ist, dass Flüchtlinge in Marburg eine zweite Heimat finden. «So wie wir die Menschen kennen lernen, werden diese Ängste vergehen», zeigte sich der Oberbürgermeister hoffnungsvoll.

Stichwort: Marktfrühschoppen

Der Marburger Marktfrühschoppen am ersten Sonntag im Juli geht auf eine Tradition von Marburger Studiernden aus dem 20. Jahrhundert zurück. In den vergangenen Jahren führten Besuche rechtsorientierter Burschenschaften immer wieder zu Protesten. 2013 wollte die Stadt dem Fest die Genehmigung verweigern, scheiterte jedoch damit vor Gericht. (03.07.2015)