Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Jan 2006

Marburg (epd). Der Marburger Altorientalist Walter Sommerfeld will gemeinsam mit dem Marburger Geographen Helmut Brückner die Geschichte der Sintflut erforschen. Brückner, ein Spezialist für Tiefenbohrungen, besitze das Instrumentarium, um Untersuchungen im Flachland im südlichen Irak durchzuführen. Wegen der politischen Lage im Irak sei das Projekt derzeit jedoch nicht machbar, sagte Sommerfeld in einem epd-Gespräch in Marburg.

Britische Archäologen hätten bereits in den 1920er Jahren Überschwemmungsschichten in dem Gebiet um die irakische Stadt Ur gefunden. Doch sei offen, wie umfassend sie waren und wodurch sie ausgelöst wurden. Diese Flutschichten seien etwa 4.800 Jahre alt. Man vermute, dass es eine Serie von großen Überflutungen gab, die sich zu einer «Sintflut-Geschichte verdichtet haben», erklärte Sommerfeld.

Bisher fehlen nach Aussage Sommerfelds die Techniken zur Erforschung der Flutgebiete. Der Geograph Brückner könne mit einer Methode, die es erlaubt, 17 Meter tief in die Erde zu graben, auch große Areale analysieren. Derzeit bestünden in Bezug auf die Sintflut-Erzählung «eine Menge Hypothesen». So gebe es auch die These, dass ein Durchbruch zwischen dem Schwarzen Meer und dem Bosporus eine große Flut auslöste. Diese These werde plausibler, wenn Forscher herausfänden, dass es im Irak keine große Flut gegeben habe.

Die Sintflutgeschichte bewege die Menschen auch heute noch stark, sie habe sich in das Gedächtnis der Menschheit eingegraben. In der Bibel wird im Buch Mose eine 40 Tage dauernde Sintflut beschrieben, die nur Noah mit seiner Familie und vielen Tieren in der Arche überlebte.

Derzeit ruhe das Projekt, berichtete Sommerfeld. Die Marburger Philipps-Universität habe in diesem Jahr eine Partnerschaft mit der irakischen Universität Bagdad begonnen. Im kommenden Jahr sei die Einrichtung einer internationalen Forschergruppe geplant: Irakische Wissenschaftler sollen laut Sommerfeld in ihrem Land forschen, die Auswertung der Daten könne gemeinsam in Marburg erfolgen. Möglicherweise lasse sich auf diesem Weg auch das Sintflut-Projekt vorantreiben. (05.01.2006)