Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Feb 2017

Kassel (epd/medio). Die Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hat die Zivilgesellschaft aufgerufen, einen eigenen Akzent gegen die Macht des Geldes zu setzen. Schon Martin Luther sei seinerzeit um die immer stärkere Macht des sich verselbstständigenden Geldes besorgt gewesen und mit dem Kaufmannsgeschlecht der Fugger in Augsburg im Streit gelegen, sagte sie am 8. Februar bei der Vortragsveranstaltung «Wilhelmshöher Impuls» in Kassel. Die sechste Ausgabe der Veranstaltungsreihe des Referats Wirtschaft-Arbeit-Soziales der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck fragte danach, was Wirtschaft und Gesellschaft heute von Martin Luther lernen können.

Käßmann erinnerte an die Katechismuserklärung des 1. Gebotes durch Luther: «Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.» Diese Gefahr bestehe auch heute. Sie kritisierte die regelmäßigen Börsennachrichten vor der Tagesschau. Offenbar hänge das Herz der Gesellschaft daran. «Es wäre besser, wir würden jeden Tag hören, wie viele Kinder geboren wurden oder wie viele Flüchtlinge eine Wohnung bekommen haben», sagte sie. Sozialer Friede werde nicht durch den freien Lauf der Marktgesetze gewährleistet.

Käßmann wandte sich auch gegen überzogene Gehälter. Ein bis zu 30-facher Unterschied sei noch vertretbar. Ein Manager, der jedoch 17 Millionen Euro im Jahr verdiene, habe einen Stundenlohn, der so hoch sei wie der Monatslohn einer Erzieherin. «Das ist nicht mehr tragbar», sagte sie.

Die Reformationsbotschafterin warnte ferner davor, die Bedeutung von Erwerbsarbeit überzubewerten. Es müsse auch Anerkennung für unbezahlte Leistungen wie etwa Kindererziehung geben. «Jeder wird gebraucht, jeder ist begabt, jeder hat die Fähigkeit, sich einzubringen», sagte sie. Die Beteiligung am Erwerbsleben dürfe nicht zu einer «heilsbringenden Sache» hochstilisiert werden. Kinder und Alte brauchten sich nicht zu schämen, wenn sie nicht arbeiteten.

Die Evangelische Kirche wendet sich mit der Veranstaltungsreihe «Wilhelmshöher Impuls» an Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungskräfte in Betrieben, Behörden und Kirche. Im Zentrum der Veranstaltungen steht der Austausch über persönliche Werte, Sinn und moderne Unternehmenskultur.(09.02.2017)

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