Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 28 Jun 2010

Kassel (medio). In einem Festgottesdienst in der Kasseler Christuskirche wurde am Mittwoch Marita Natt, zuvor Pröpstin im Sprengel Hersfeld, in das Amt der Prälatin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck von Bischof Prof. Dr. Martin Hein eingeführt. Ihm assistierten die Dekanin des Kirchenkreises Rotenburg, Gisela Strohriegl, der Landessynodale Detlev Wolf (Fritzlar-Haddamar) und Natts Amtsvorgängerin, Roswitha Alterhoff, die nach Vollendung des 65. Lebensjahres in diesem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Marita Natt ist als Prälatin die theologische Stellvertreterin des Bischofs; sie ist für die Personalia der Pfarrerinnen und Pfarrer, die Besetzung, Errichtung und Aufhebung von Pfarrstellen, die Prädikanten und Lektoren, die Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaften im Bereich der Landeskirche, Visitationen und Amtshandlungen sowie für «Theologische Generalia» zuständig. Der Rat der Landeskirche hatte im November vergangenen Jahres Marita Natt auf Vorschlag von Bischof Prof. Dr. Hein in das Prälatenamt berufen.

Prälatin Natt: Gottvertrauen als Kraftquelle für alle anstehenden Aufgaben

In ihrer Antrittspredigt ermutigte die neue Prälatin die Gemeinde zu Gottvertrauen. Vertrauen auf eigene Leistung, Begabung und materielle Sicherheit hätten sich immer wieder als brüchig erwiesen. Das Vertrauen auf Gott sei hingegen eine «große Kraftquelle». Diese Erfahrung hätten Menschen durch die Jahrhunderte immer wieder gemacht. Hiermit könnten alle anstehenden Aufgaben in der Kirche getrost angegangen werden: «Im Vertrauen auf den, der seine Kirche lenkt, und auf die Unterstützung und Fürbitte vieler Mitchristen wollen wir zuversichtlich in die Zukunft gehen», so Prälatin Natt.

Würdigung und Dank an Prälatin i.R. Alterhoff - Bischof Hein: Liebe zu Theologie und Gemeinde und die Gabe geduldigen Zuhörens besonders beeindruckend

In seiner Ansprache würdigte Bischof Hein die Liebe der scheidenden Prälatin Alterhoff zur Theologie und zu den Kirchengemeinden. Alterhoff zeichne in besonderer Weise die Gabe aus, geduldig zuhören zu können, so Hein. Als erste Frau in vielen Leitungsämtern der Kirche habe sie sich erfolgreich für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Landeskirche eingesetzt. Alterhoff war in ihrem beruflichen Werdegang Gemeindepfarrerin in Solz (Kirchenkreis Rotenburg), Studienleiterin am Evangelischen Predigerseminar Hofgeismar, Dekanin des Kirchenkreises Hersfeld, Pröpstin des Sprengels Hersfeld und schließlich Prälatin der Landeskirche.

Bischof Hein: Erfahrungsschatz neuer Prälatin im Pfarramt ist unverzichtbare Voraussetzung für künftiges Amt

Als unverzichtbare Voraussetzungen für ihr künftiges Amt als Prälatin der Landeskirche bezeichnete Bischof Hein die Erfahrungen von Marita Natt im Pfarramt. Natt war als Gemeindepfarrerin in Gottsbüren, Spieskappel und Hofgeismar tätig. «Es prägt Sie ein hohes Einfühlungsvermögen und Verständnis für die unterschiedlichen Anforderungen, vor denen wir heute stehen», so Hein im Gottesdienst über seine zukünftige theologische Stellvertreterin.

Den ersten Tag des Ruhestands bzw. des Dienstbeginns der Prälatinnen (1. Juli) stellte Bischof Hein unter die Tageslosung «Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst.» (Jes 48,17) und bezog sich damit auf die sich stets wandelnden Herausforderungen des Lebens, die ein stetiges Lernen erforderten. Die Kirche sei eine «Lerngemeinschaft» derer, «die nach Gottes Geboten und Weisungen fragen - und die sich darauf verlassen können, dass dieses Wissen uns als einzelnen Menschen, aber auch als Gesellschaft gut tut», so der Bischof.

Hinsichtlich der Verantwortung des Leitens, das auch zum Amt einer Prälatin dazugehöre sagte Hein, dass alle Leitung abgeleitet sei: «Niemand leitet in der Kirche aus sich heraus.» Leitung beginne zu allererst mit dem Vertrauen, das Gott uns auf seinem Weg leitet. «Was er von uns erwartet, sind die Offenheit und die Bereitschaft, diesen Weg dann auch zu gehen», so Bischof Hein. (30.06.2010)

Impressionen vom Empfang der Landeskirche

Impressionen vom Empfang der Landeskirche anlässlich des Wechsels im Prälatenamt am 30.6.2010 im Haus der Kirche in Kassel. Weitere Fotos finden Sie über den Link rechts neben dieser Meldung. (Fotos: medio.tv/Simmen)

Zu den Personen:

Marita Natt
wurde 1955 in Schwalmstadt geboren. Nach dem Abitur studierte sie zunächst in Gießen vier Semester Religion und Deutsch für Lehramt, ehe sie ein Theologiestudium in Marburg begann. Das Studium setzte sie an den Universitäten in Göttingen und Kiel fort. Nach dem 1. Theologischen Examen wurde sie Vikarin in Helmarshausen. 1987 wurde sie in Melsungen ordiniert.

Ihren Dienst als Gemeindepfarrerin versah sie von 1987 bis 2003 in den Kirchengemeinden Gottsbüren, Spieskappel und Hofgeismar-Altstadt. Von 2003 bis 2010 bekleidete sie ihr vorheriges Amt als Pröpstin des Sprengels Hersfeld. Marita Natt ist mit  Reinhard Natt, Oberpfarrer der Bundespolizei, verheiratet; das Ehepaar hat drei erwachsene Töchter.

Roswitha Alterhoff
wurde am 10. Juni 1945 in Schönbach, Kreis Eger (heute Tschechische Republik), geboren. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Kirchhain (Landkreis Marburg-Biedenkopf), wo sie 1964 ihr Abitur ablegte. Von 1964 bis 1970 studierte sie Evangelische Theologie in Frankfurt, Marburg, Heidelberg. Basel und Zürich. In den Semesterferien arbeitete sie unter anderem als Pflegerin im Hessischen Diakoniezentrum Hephata, dessen stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende
sie derzeit ist.

Nach dem Ersten Theologischen Examen 1970 war sie Vikarin in Kilianstätten (Kirchenkreis Hanau-Land). Nach der Zweiten Theologischen Prüfung wurde sie 1972 von Bischof Vellmer ordiniert. Von 1972 bis 1980 war Roswitha Alterhoff Pfarrerin in Solz (Kirchenkreis Rotenburg). Von 1980 bis 1986 war sie als Studienleiterin am Evangelischen Predigerseminar Hofgeismar tätig. Von 1986 bis 1990 hatte sie als erste Frau in der Landeskirche das Dekansamt inne – im  Kirchenkreis Hersfeld. 1990 wurde sie, wiederum als erste Frau, Pröpstin des Sprengels Hersfeld.

Als Pröpstin und auch als Prälatin gehörte sie der Landessynode sowie dem Rat der Landeskirche an. Seit 1991 vertritt sie die Landeskirche in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie ist seit 1992 Vorsitzende des Ratsausschusses zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern und Mitglied der Liturgischen Kammer der Landessynode. Roswitha Alterhoff gehört dem Prädikantenbeirat der Landeskirche an. Für die Belange der Pfarrerinnen und Pfarrer der Landeskirche setzte sie sich als Mitglied des Pfarrerausschusses von 1974 bis 1986 (als dessen Vorsitzende von 1982 bis 1986) sowie im Vorstand des Pfarrervereins ein.

(Quelle: Landeskirchenamt)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Prälatin Marita Natt im Gottes-
dienst anlässlich des Wechsels im Prälatenamt am 30.06.2010 in der Christuskirche zu Kassel:

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Lesen Sie hier die Ansprache von Bischof Prof. Dr. Martin Hein im Gottesdienst am 30.06.2010 in der Christuskirche zu Kassel:

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Interview:

Kurz vor ihrem Amtsantritt führte die landeskirchliche Medien-
agentur «medio!» ein Interview mit Pröpstin Marita Natt. Lesen Sie hier den Wortlaut:

Im Portrait:

Ein ungewöhnlicher Lebensweg - Roswitha Alterhoff, Prälatin der kurhessischen Kirche, feierte 65. Geburtstag:

Fotogalerie:

In unserer Galerie finden Sie weitere Fotos vom Empfang im Haus der Kirche: