Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 16 Jul 2007

Kassel (medio). Was denkt der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein, über den Klimawandel und die bald anstehenden Landtagswahlen in Hessen? Wie sieht er die Rolle der Kirchen in Europa und sollen Großprojekte wie die Salzpipeline in die Werra und der Ausbau des Kraftwerks Großkrotzenburg realisiert werden?

In einem ausführlichen Interview mit der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» hat der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck kurz vor seinem Sommerurlaub zu diesen und weiteren aktuellen Fragen Stellung genommen. Ausführlich setzt er sich in dem Gespräch auch mit dem Verhältnis zur katholischen Kirche und mit der Diskussion um Inhalte des Biologie- und Religionsunterrichts auseinander.

Wir dokumentieren das Interview im Wortlaut:

(Die Fragen stellte medio-Redaktionsleiter Pfarrer Christian Fischer.)

Fischer: Herr Bischof, in den letzten Wochen wurde viel über Europa geredet und geschrieben. Daher möchte ich mit der Frage beginnen: Was bewegt Sie, wenn Sie an Europa denken?

Bischof Hein: Am meisten bewegt mich, dass es immer noch nicht gelungen ist, Europa das zu geben, was es zusammen hält, nämlich eine „Seele“. Europa wird viel zu sehr von den Partikularinteressen bestimmt und stellt weiterhin mehr oder weniger eine Wirtschaftsunion dar.
Wenn es gelänge, über das Ökonomische hinaus tatsächlich zu einem europäischen Bewusstsein zu kommen, würden auch viele der nationalen Interessen, die in der letzten Zeit wieder nach vorne getreten sind, überwunden werden können.
Im Blick auf Europa beschäftigt mich zudem, dass wir in diesem Jahr in Hermannstadt/Sibiu die dritte Europäische Ökumenische Versammlung der Konferenz der Europäischen Kirchen haben werden. Ich erhoffe mir davon einen Impuls für die Kirchen in Europa. Möglicherweise können sie noch mehr dazu beitragen, dass Europa sich als Gemeinschaft versteht.

Fischer: Was könnten die Kirchen Ihrer Meinung nach dazu beitragen?

Bischof Hein: Die Kirchen sind in den vergangenen Jahrzehnten ein ganz wesentlicher Motor für das Zusammenwachsen in Europa gewesen. Das kann man auf das Ende der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa beziehen. Das gilt aber auch im Blick auf die Aussöhnung Deutschlands mit seinen ehemaligen Feinden. Ich glaube, wir können unseren Beitrag dazu leisten, eine europäische Vision zu entwickeln.

Fischer: Stichwort Aussöhnung: Die Christen in Deutschland und in Kurhessen-Waldeck haben sich sehr um eine Aussöhnung mit Polen bemüht. Wie viel Porzellan ist Ihrer Meinung nach in den letzten Wochen zerschlagen worden?

Bischof Hein: Weniger Porzellan als man meint. Politiker kommen und Politiker gehen. Und der Verbleib der Kaczynski-Brüder in der Politik wird auch nicht ewig sein.

Fischer: Kommen wir zu einem anderen Thema. Das Klima ist zur Zeit in aller Munde. Die Meteorologen sagen in Deutschland war es im letzten Jahr wärmer als jemals zuvor. Beunruhigt Sie das?

Bischof Hein: Der Klimawandel ist insgesamt nicht zu leugnen. Und ich stimme dem Ratsvorsitzenden der EKD, Bischof Huber, zu, dass es sich hierbei um eine der größten Herausforderungen handelt, mit der wir gegenwärtig und mittelfristig zu tun haben werden. Der Klimawandel ist beunruhigend. Ob die Erfahrungen, dass wir im April Hochsommer hatten und gegenwärtig im Sommer eher Frühherbstwetter verspüren, unmittelbar Folgen des Klimawandels sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber insgesamt kann man von einer zunehmenden Erderwärmung ausgehen mit erheblichen Konsequenzen nicht nur für das Klima bei uns, sondern vor allem auch in anderen Ländern.

 

(17.07.2007)

Im Wortlaut

Lesen Sie hier das ganze Interview im Wortlaut: