Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Jul 2013

Kassel (medio). Wie bewertet Bischof Hein das aktuelle Familienpapier der EKD und was erhofft er sich von der Kirchenvorstandswahl am 29. September? Wie beurteilt der Bischof die Zukunftsperspektiven der Kirche auf dem Land und in der Stadt? - In einem Interview mit der landeskirchlichen Medienagentur «medio!» hat Bischof Hein kurz vor seinem Sommerurlaub zu diesen und weiteren aktuellen Fragen Stellung genommen. Das Interview führte medio-Redaktionsleiter Pfarrer Christian Fischer am 4. Juli 2013 in Kassel. (10.07.2013)

Lesen Sie hier das Interview im Wortlaut:

Fischer: Herr Bischof, vor kurzem haben sich die beiden evangelischen Kirchen in Hessen auf dem Hessentag mit einer Zukunftskirche präsentiert. Wie haben Sie selbst die Aktion erlebt?

Bischof Hein: Ich habe diese gemeinsame Aktion unserer beiden Kirchen als ausgesprochen fantasievoll und anregend erlebt. Insgesamt war ich vier Mal vor Ort zu unterschiedlichen Veranstaltungen. Die Resonanz in der Öffentlichkeit und bei den Besucherinnen und Besuchern des Hessentages war grandios. Rund hunderttausend Menschen haben in diesen zehn Tagen die Karlskirche besucht, haben sich auf das Thema Zukunft einstellen lassen und haben nachgedacht über die Herausforderungen der Zukunft. Ich denke, das war ein richtig guter Beitrag zum Gelingen des Hessentages.

Fischer: Stichwort Zukunft. Wenn man einen Blick in die Zukunft wirft, ergeben sich ganz unterschiedliche Perspektiven für die Kirche in der Stadt und auf dem Land. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die evangelische Kirche in der Stadt?

Bischof Hein: Wenn wir konkret auf die größeren Städte in unserer Landeskirche schauen, geht es um die Frage: Wie bleiben wir in einer sich ausfächernden multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft erkennbar und wie können wir glaubhaft unser Zeugnis als evangelische Christen weitersagen? Das darf nicht nur im Rahmen einer «Eventkultur» geschehen, in der wir einige Highlights oder einige Feuerwerkskörper zünden, die dann gesehen werden aber auch schnell verglimmen. Ich glaube, dass eine kontinuierliche Arbeit mit deutlichen Schwerpunkten unsere Erkennbarkeit als evangelische Christen in diesen Städten fördert. Zum Beispiel scheint mir eine klar ausgerichtete diakonische Arbeit ganz wichtig zu sein. Außerdem sollten wir Akzente im Gespräch innerhalb der Stadt setzen, wie wir es mit der Einrichtung unserer Evangelischen Foren tun. Und wir sollten Gottesdienste für unterschiedliche Zielgruppen entwickeln, die in den verschiedenen Kirchen der Städte gefeiert werden können. Dann wird zum Beispiel für Jugendliche klar: Das ist die Kirche, wohin ich als Jugendlicher ganz besonders eingeladen werde. In Kassel gibt es das Projekt der Jugendkulturkirche. Hier ist eine Gemeindekirche ganz bewusst  zu einer Jugendkulturkirche umgewidmet worden. Ich halte das für einen richtigen Schritt in die richtige Richtung.

Fischer: ...und auf dem Land? - Da sieht die Situation ganz anders aus. Welches sind die Herausforderungen für die Kirche auf dem Land?

Bischof Hein: In vielen Regionen gibt es noch erhebliche Potentiale und wir müssen ganz genau schauen, von welcher Region reden wir. Im nordhessischen Bereich gibt es höchst unterschiedliche ländliche Regionen, denken Sie etwa an den Landkreis Waldeck-Frankenberg, der durch den Tourismus ausgesprochen gut dasteht. Aber es gibt natürlich auch andere Regionen, in denen sich die Bevölkerungsentwicklung insgesamt recht negativ entwickelt. Hier kommt es darauf an, dass wir mit den Kommunen und den Vertretern des öffentlichen Lebens in den Dörfern enger zusammenarbeiten. Wir werden möglicherweise die Landflucht nicht stoppen, aber wir können das Leben in ländlichen Regionen, auch als Kirche, weiterhin lebenswert gestalten.

 

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier den gesamten Wortlaut des medio-Sommerinterviews mit Bischof Hein: