Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 02 Sep 2015

Kassel (medio). Warum sollten sich Menschen in Deutschland mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigen und wie integrationsfähig ist unsere Gesellschaft angesichts der Flüchtlingsströme überhaupt? Wie schätzt der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck die Auswirkungen der Eurokrise ein? In einem Interview mit der landeskirchlichen Medienagentur «medio» hat Bischof Hein kurz vor seinem Sommerurlaub zu diesen und weiteren aktuellen Fragen Stellung genommen.

Hein berichtet in dem Interview, wie die Sparziele der Landeskirche bis zum Jahr 2026 erreicht werden können, welche nächsten Schritte dabei geplant sind und was ihm als Mitglied im Deutschen Ethikrat in diesem Gremium zurzeit besonders am Herzen liegt. Das Interview führte der Leiter des Medienhauses der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Pfarrer Christian Fischer, am 16. Juli 2015 in Kassel.

 

Fischer: Herr Bischof, Europa ringt seit Monaten um den Euro. Was sagen Sie zu der sich abzeichnenden Einigung der Gläubigerländer mit Griechenland?
 
Bischof Hein: Wenn es gelingt, die Vorschläge, die von den Gläubigerländern vorgetragen worden sind und die jetzt mit Mehrheit im griechischen Parlament akzeptiert worden sind, umzusetzen, ist das ein guter Weg zur Besserung.
 
Fischer: Wie haben Sie die Diskussion um den «Grexit» erlebt? Haben Sie auch mal mit dem «Grexit» geliebäugelt?
 
Bischof Hein: Die griechische Regierung hat hoch gepokert und sie hat vor allem eines getan, was man in der Politik nicht tun sollte: Sie hat Vertrauen verspielt. Insofern ist wahrscheinlich vielen der Gedanke gekommen: Jetzt reicht es. Wenn es dazu kommt, dass die griechische Regierung die Vorgaben der Geberländer umsetzt, bin ich aber optimistisch, dass Griechenland auf Dauer geholfen werden kann. Das hat sich ähnlich bei den baltischen Staaten und auch in Portugal gezeigt.

Fischer: Ist denn dieser Weg des Sparens aus Ihrer Sicht überhaupt richtig? Es gibt ja viele Menschen, die sagen, man muss mehr lernen zu teilen, Solidarität ist ein Stichwort. Dagegen propagiert die Bundesregierung: Hilfe nur gegen Gegenleistung.
 
Bischof Hein: Beides gehört zusammen. Es besteht auf der einen Seite die Notwendigkeit, bestimmte Einsparungen vorzunehmen. Der griechische Haushalt kann nicht weitergeführt werden, wie er ist. Auf der anderen Seite ist die Solidarität, die in vielen europäischen Ländern bisher zutage getreten ist, außergewöhnlich hoch. Die Bundesrepublik wird bei dem neuen Hilfspaket rund 21 Milliarden aufbringen. Ich empfinde das als einen erheblichen Beitrag – auch angesichts der Tatsache, dass man sagen könnte, dieses Geld könnte auch in Deutschland verwendet werden. Wir stehen zu unserer europäischen Solidarität. Das ist mein Eindruck.
 
Fischer: Welche Auswirkungen hat diese Krise auf eine Region wie Kurhessen-Waldeck?
 
Bischof Hein: Wir sind ja nun nicht marktentscheidend in Deutschland, aber es könnte eine Politikverdrossenheit aus dem Eindruck heraus eintreten: Wir kommen im Grunde über Monate nicht weiter. Es bewegt sich gar nichts. Die Situation verschlimmert sich vielmehr. Das kann dazu führen, dass die Menschen irgendwann das Thema Griechenland schlichtweg über haben. Das merkt man inzwischen auch an den Zeitungsmeldungen. Griechenland steht nicht immer mehr auf Platz eins. Es gibt einen Übersättigungsgrad. Deswegen wäre es gut, wenn bald tragfähige Beschlüsse und Umsetzungen kommen würden.

Im Wortlaut:

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