Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Jul 2017

Kassel (medio). Wie beurteilt der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck die kürzlich vom Bundestag beschlossene Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare? Wie steht es generell um das Wertesystem der Deutschen und woran wird sich voraussichtlich der Bundestagswahlkampf im September entscheiden? In einem Interview mit der landeskirchlichen Medienagentur «medio» hat Bischof Prof. Dr. Martin Hein kurz vor seinem Sommerurlaub zu diesen und weiteren aktuellen Fragen Stellung genommen.

Das Interview führte der Leiter des Medienhauses der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Pfarrer Christian Fischer, am 4. Juli 2017 in Kassel.

Lesen Sie hier das Interview im Wortlaut:

Fischer: Herr Bischof, wir feiern in diesem Jahr das 500 jährige Reformationsjubiläum. Was ist für Sie persönlich der Höhepunkt dieses Jubiläums?

Bischof Hein: Das ganze Jahr 2017 ist da voller Höhepunkte. Deshalb ist es schwierig, einen einzigen herauszugreifen. In unserer Landeskirche denke ich jetzt, zur Halbzeit, besonders an zwei Ereignisse: zunächst an das große Reformationsfest in Homberg/Efze, bei dem die Aktion «Alte Thesen neu gelesen» zu ihrem Abschluss kam und wir wunderbare Projekte aus den Gemeinden prämiert haben. Ein zweiter Höhepunkt – das sage ich mit einem gewissen Augenzwinkern – war für mich das «Pilgern mit Traktoren» von Bad Hersfeld nach Heringen auf den Spuren Martin Luthers. Das hat in der Öffentlichkeit eine große Resonanz gefunden und gezeigt, dass sich Menschen für Luther begeistern lassen, von denen man es zuvor gar nicht gedacht hat.

Fischer: Wie lautet für Sie die wichtigste Botschaft des Jubiläumsjahres?

Bischof Hein: Luther ist so aktuell, wie er immer war. Seine Botschaft heißt zum einen, dass wir unserem Gewissen folgen, auch wenn Andere eine andere Meinung vertreten. Zum anderen gilt es, die Freiheit, die uns der Glaube schenkt, verantwortlich wahrzunehmen. Das sind für mich zwei wesentliche Einsichten, die in das gesellschaftliche Leben hinein wirken und hier ihre Bedeutung entfalten.

Fischer: Im Jubiläumsjahr wurden und werden viele Kräfte mobilisiert. Wo sehen Sie nachhaltige Effekte? Was wirkt weiter?

Bischof Hein: Luther ist jetzt in aller Munde, auch mit seinen Schattenseiten. Allein das hat sich schon gelohnt. Es gibt wohl niemanden, der nicht weiß, wer Martin Luther gewesen ist und was das mit der evangelischen Kirche zu tun hat. Es hat sich zudem viel bei der Renovierung von Stätten der Reformation getan.
Ich glaube, dass es uns guttut, uns der Reformation und ihrer Folgen zu vergewissern. Wir müssen Auskunft geben können, weshalb wir evangelisch sind. Wenn dieser Ertrag vermittelt werden konnte, dann haben das Lutherjahr und die Reformationsdekade ihr Ziel erreicht.

 

Interview:

Hier können Sie das gesamte Sommerinterview mit Bischof Hein im Wortlaut lesen: