Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 10 Sep 2008

Steinatal (medio). Mit einem abwechslungsreichen Festprogramm feierte die Melanchthon-Schule in Steinatal am Freitag und Samstag ihr 60. Jubiläum. Der Freitag (12.9.) stand ganz im Zeichen des Schulgottesdienstes mit Bischof Prof. Dr. Martin Hein (11:00 Uhr) und des Festaktes um 17.30 Uhr. Im Rahmen des Festaktes wurden der Melanchthon-Schule besondere ,Geschenke‘ überreicht bzw. der Öffentlichkeit präsentiert:

  • die neue Mensa für die künftige Schulverpflegung;
  • ein Glaskunstwerk am sog. Steina-Haus des New Yorker Künstlers Anthony DiPaola (Professor für angewandte Kunst). Der Künstler wird voraussichtlich selbst anwesend sein und in sein Werk einführen. Die Finanzierung des Kunstwerkes wurde ermöglicht durch großzügige Spenden verschiedener Geber, u.a. der Kulturstiftung der Kreissparkasse Schwalm-Eder;
  • ein ebenfalls künstlerisch gestalteter sakraler Raum für Meditation und Andacht;
  • die Festschrift zum Schuljubiläum mit dem Titel „60 Jahre Schulgeschichte(n)“ wird der Öffentlichtkeit vorgestellt.

Im Vorfeld des Festaktes konnten die Bau- und Kunstwerke bei Schulführungen bereits besichtigt werden.

Am Samstag (13.9.) wurden Projekte der Schülerinnen und Schüler präsentiert, die sie während einer Projektwoche für das Schulfest vorbereitet haben. Hier wurde ein breit gefächertes, buntes Programm angeboten. Ein Höhepunkt war das Konzert des Posaunenchores der Melanchthon-Schule zusammen mit dem Posaunenchor des befreundeten Ev. Schulzentrums Leipzig.

Die Melanchthon-Schule ist das Gymnasium der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck: eine Schule in freier Trägerschaft mit staatlicher Anerkennung. Als kirchliche Schule orientiert sich ihre Bildungs- und Erziehungsarbeit am christlichen Menschenbild und dem daraus resultierenden Weltverständnis. (10.9.2008)

«Keiner darf verloren gehen» (Ein Bericht von Christian Prüfer)

Steinatal (epd). Wenn Schulleiterin Christel Ruth Kaiser über das weitläufige Schulgelände der Melanchthonschule in Willingshausen-Steinatal (Schwalm-Eder-Kreis) geht, wird sie von fast allen Schülern freundlich begrüßt. Viele Schüler kennt sie beim Namen, wechselt hier und da mit ihnen ein paar Worte. Alles macht einen gepflegten, zugleich aber auch entspannten Eindruck, lediglich im Eingang eines der Schulgebäude liegt ein Stück eines Croissants in der Ecke. «Das muss nicht sein», sagt die Schulleiterin und entsorgt es sogleich.

Dass es an der Melanchthonschule keine verschmierten Wände, Verschmutzungen, zerstörte Toiletten oder gar Gewalt auf dem Schulhof gibt, ist kein Zufall. «Es ist wichtig, dass wir die Schule nach ästhetischen Kriterien gestalten», weist Kaiser auf die oft unterschätzte Bedeutung einer ansprechenden Umgebung hin. «Wo bewusste Gestaltung ist, gibt es keine Beschädigungen.» Das Gymnasium, dass sich in Trägerschaft der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck befindet, feiert an diesem Wochenende das 60-jährige Bestehen.

«Wir haben viel mehr Anmeldungen, als wir verkraften können», sagt Kaiser, die seit zwölf Jahren das Amt der Schulleiterin bekleidet.
Jedes Jahr könnten 30 bis 50 Kinder, die gerne an die Schule wollten, nicht aufgenommen werden. «Die Absagen verschicken wir nicht gerne», bedauert sie, aber an eine Vergrößerung der Schule sei derzeit nicht zu denken.

Aufnahmekriterien sind wie anderswo auch die Leistungen der Schüler in der Grundschule sowie die notwendige Empfehlung für ein Gymnasium.
«Wir nehmen aber auch Kinder mit Belastungen auf», weist Kaiser auf das diakonische Profil der Schule hin. Denn es gebe durchaus begabte Kinder, denen aber aufgrund sozialer Defizite die Empfehlung für das Gymnasium versagt bleibe. «Unser Motto ist: Keiner darf verloren gehen», erklärt Kaiser.

Der abgelegene Standort der Schule hat historische Gründe. So hatte die Kasseler Wilhelm-Schule wegen der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs eine Auslagerung ihres Betriebes in das Gebiet des Knülls vorgenommen, zunächst noch im Ort Neukirchen. Von Osten her erreichten viele Flüchtlinge die Gegend, darunter auch elternlose Kinder. Da habe sich die Kirche entschlossen, eine Schule mit angeschlossenem Internat zu gründen, erklärt Kaiser. Letzteres wurde allerdings schon Mitte der 1980er Jahre geschlossen.

Bis zum Bau der Mauer war die Schule auch Anlaufstelle für Kinder aus der ehemaligen DDR. «Ab 1950 hatten wir viele Kinder aus christlichen Familien in der DDR, da es auf den dortigen Schulen eine solche Erziehung nicht gab», schildert Kaiser. Bedingt durch das Internat lernten hier Schüler aus ganz Deutschland. Einige bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens drückten zumindest zeitweise die Schulbank, darunter etwa der frühere EKD-Militärbischof Hartmut Löwe, die Prinzen von Waldeck-Pyrmont oder der Schriftsteller Friedrich Christian Delius. Letzterer, so freut sich Kaiser, habe eigens einen Beitrag für die Festschrift verfasst, die zum 60-Jahr-Jubiläum erscheinen soll.

Anders als in staatlichen Schulen ist in Steinatal der Religionsunterricht in allen Jahrgängen verpflichtend. In der Klassenstufe 11 werde ein halbjährliches, freiwilliges Praktikum in diakonisch-sozialen Einrichtungen angeboten. Einmal pro Woche könnten die Schüler so vor Ort praktische Erfahrungen sammeln. Aber auch regelmäßige Andachten und Gottesdienste gehörten zum Schulangebot, berichtet Kaiser. Bis zum Fest werde ein neuer Andachtsraum eröffnet.

Viel Arbeit mache derzeit die Umstellung auf die Ganztagsschule. Eine neue Mensa sei unmittelbar vor der Fertigstellung, da die bisherige Cafeteria für die 720 Schüler nicht ausreiche. «Schulgeld hat es nie gegeben», schildert Kaiser eine weitere Besonderheit der kirchlichen Schule. «Eine Schule sollte nicht unterscheiden zwischen Eltern, die zahlen können und solchen, die es nicht können», erklärt sie die Schulphilosophie. Und so nehmen viele Schüler auch lange Anfahrten in Kauf. (11.9.08)

Download:

Hier können Sie die Predigt von Bischof Prof. Dr. Martin Hein im Wortlaut nachlesen:

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Linktipp:

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:

melanchthon-schule.de