Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 18 Jun 2015

Kassel (medio). «Alte Thesen neu gelesen» – unter diesem Motto hat die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck am 31. März 2015 einen besonderen Wettbewerb im Rahmen der Reformationsdekade gestartet. Die rund 800 Kirchengemeinden der Landeskirche sind dazu aufgerufen, sich in einem Projekt mit der Frage auseinanderzusetzen, was «evangelisch sein» heute und für die Zukunft bedeutet.

«Der Kreativität sind in diesem Wettbewerb keine Grenzen gesetzt», sagte Pfarrerin Petra Schwermann, Reformationsdekadebeauftragte der Landeskirche in Kassel. Für den Wettbewerb sind schon über 90 Projekte eingereicht worden, zeigte sich Schwermann begeistert und hob den Ideenreichtum bei den Anmeldungen hervor. Für die Ideenfindung und Projektumsetzung regte Schwermann an, sich mit unterschiedlichen Partnern vor Ort zusammen zu tun. Dies könnten Geschichtsvereine, Schulen, Sportvereine und viele andere Akteure sein. Mit den Worten «Weckt den Luther in Euch!» sind die Gemeinden zum Mitmachen eingeladen, so Schwermann - auch über die Marke von 95 Anmeldungen hinaus.

Noch bis zum 30. Juni 2015 besteht die Möglichkeit, sich anzumelden. Die schnellsten 95 Gemeinden erhalten je ein Startgeld in Höhe von 1.000 Euro. Für die Umsetzung der Idee haben die angemeldeten Gemeinden vom 1. September 2015 bis zum 31. Oktober 2016 Zeit. Eine Jury wird die Projekte dann bewerten und am 6. Mai 2017 die drei nachhaltigsten mit Preisgeldern in Höhe von 5.000, 3.000 und 2.000 Euro auszeichnen. Dafür ist eine Festveranstaltung mit Bischof Prof. Dr. Martin Hein in Homberg/Efze in der Planung.


Wir stellen vier Projekte aus den Regionen der Landeskirche vor:

«Trost-Worte» der Gemeinde Wippershain bei Bad Hersfeld

Die Kirchengemeinde Wippershain bei Bad Hersfeld plant, die Mauer des örtlichen Friedhofs neu zu gestalten. An einem Ort, wo Menschen oft «sprachlos» sind, sollen «Trost-Worte» gesprochen werden, heißt es in der Projektanmeldung. Auf alten Schieferplatten, die ursprünglich auf dem Dach der Friedhofskapelle waren, werden Trostworte aufgeschrieben und an der Mauer befestigt. In der Auswahl der Trostworte hoffen die Projektteilnehmer auch Antworten auf die Frage zu finden, was für sie «Evangelisch sein» bedeutet: «Was sind unsere Worte heute für Trost? Für Trauer? Für unsere Hoffnung? Für unseren Glauben?», heißt es weiter.

Video-/Trickfilmprojekt der Kasseler Hoffnungskirchengemeinde

Mit einem Video-/Trickfilmprojekt startet die Hoffnungskirchengemeinde in Kassel in den Wettbewerb. Die Filme sollen laut Anmeldung die historischen Wurzeln beider Gemeindeteile aufarbeiten: Die Alte Brüderkirche, die im  13. Jahrhundert als Klosterkirche der Karmeliter erbaut und in der Reformationszeit die erste evangelische Gemeindekirche in Hessen wurde. Und die 1936 erbaute Erlöserkirche Fasanenhof mit großen Figuren von Luther und Zwingli, die davon zeugen, dass die damals entstandene Gemeinde nur evangelisch sein wollte, nicht mehr lutherisch oder reformiert. Die Trickfilme sollen mit selbst geschrieben Liedern untermalt werden.

Bierbrauen in der Kirchengemeinde Hanau-Kesselstadt

Die Kirchengemeinde Hanau-Kesselstadt will mit ihrem Projekt besonders die Männer in die Kirche locken. Mit einem Bierbrauer soll an einem Wochenende in der Kirche gemeinsam mit viel Handarbeit nach alten Vorbildern und Rezepten Bier gebraut werden, so der Plan. Der Bieranstich sei z.B. zu Christi Himmelfahrt denkbar um die «Vatertags»-Tradition mit der Kirche zu verbinden, heißt es.

Theaterstück «Der geklaute Kirchenschlüssel» in Münchhausen

Mit dem Theaterstück «Der geklaute Kirchenschlüssel» möchte die Kirchengemeinde Münchhausen (Sprengel Waldeck und Marburg) ihre eigene Kirchengeschichte aufarbeiten, die lutherische und reformierte Wurzeln aufweist. In den Jahren 1687/88 sollte im Zuge der «Reformen» von Landgraf Moritz ein reformierter Pfarrer im lutherischen Kirchspiel Münchhausen tätig werden, heißt es in der Projektanmeldung. Der Versuch habe große Widerstände hervorgerufen und führte dazu, dass bis zum 31. Dezember 1962 eine lutherische und eine reformierte Gemeinde vor Ort nebeneinander existierten. Die Projektgruppe erhofft sich, mit dem Stück die Frage zu beantworten, wie es zu einer solchen Zuspitzung kommen konnte und welche Lehren daraus für heutige interkonfessionelle Spannungen und interreligiöse Konfliktlagen gezogen werden können.

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Stichwort: Reformationsjubiläum 2017

1508 kommt der Augustinermönch Martin Luther nach Wittenberg. Zehn Jahre später veröffentlicht er am Vorabend des Allerheiligentages, dem 31. Oktober 1517, seine gegen den Ablasshandel der Kirche gerichteten 95 Thesen, mit denen die Reformation begann. Im Jahr 2008 hat sich die evangelische Kirche mit der «Lutherdekade» auf den zehnjährigen Weg hin zum 500. Reformationsjubiläum 2017 gemacht und will das weite Spektrum der Reformation in Themenjahren aufnehmen und entfalten. Dazu werden auch in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck vielfältige Veranstaltungen, Tagungen und Aktionen angeboten, die die Schwerpunkte der Themenjahre regional aufgreifen und ausgestalten. (18.06.2015)

Aktionsseite:

Detaillierte Informationen zum Wettbewerb und das Anmeldeformular unter:

alte-thesen-neu-gelesen.de

Reformationsdekade:

Weitere Informationen zur Reformationsdekade in Kurhessen-Waldeck unter:

ekkw.de/reformation2017

Linktipp:

Hier finden Sie eine Karte mit den Gemeinden, die am Wettbewerb teilnehmen:

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