Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 03 Dez 2012

Vizepräsident Dr. Volker Knöppel stellte sich den Fragen von medio!-Redaktionsleiter Christian Fischer am 29.11.2012 in Hofgeismar.

Fischer: Herr Vizepräsident, auf der Synode haben Sie Ihren Finanzbericht vorgestellt. Wie steht die Landeskirche zurzeit finanziell da?

Knöppel: Die Kirchensteuereinnahmen nehmen im Moment einen recht erfreulichen Verlauf. Im letzten Jahr ist das auch schon so gewesen. Das heißt jetzt nicht, dass wir im Geld schwimmen, aber wir können unsere haushaltsmäßig vorgesehenen Aufgaben erfüllen und wir sind auch in der Lage, in bescheidenem Umfang unsere Rücklagen anzufüttern.

Fischer: Sie haben in ihrem Bericht von einer erkennbaren Stabilisierung der kirchlichen Finanzlage gesprochen. Was bedeutet das für die Gemeinden und Einrichtungen?
 
Knöppel: Unsere Gemeinden und Einrichtungen profitieren durch diese Stabilität. Sie können sich darauf verlassen, dass sie im Umfang, der auch haushaltsplanmäßig vorgesehen ist, tatsächlich ihre Zuweisungen bekommen und haben damit eine berechenbare finanzielle Grundlage für ihre Arbeit. Für dieses Jahr und ich denke auch für das nächste Jahr.

Fischer: Und wenn sie in die weitere Zukunft schauen?. Gibt es da schon erste Tendenzen, die absehbar sind?

Knöppel: Also, mit Prognosen möchte ich mich nicht abgeben. Ich habe aber schon einmal in einem früheren Finanzbericht deutlich gemacht: Die momentane Entwicklung ist eine Sonderentwicklung. Unsere Gesellschaft wird kleiner, die Zahl der Gemeindeglieder geht zurück und die Kirchensteuern steigen. Das ist eine Entwicklung, auf die können wir uns nicht dauerhaft verlassen. Es wird in den nächsten Jahren dazu kommen, dass auch die Kirchensteuereinnahmen deutlich nachlassen werden. Nominal haben wir im Moment Zuwächse, wertbereinigt sieht das sowieso ganz anders aus. Wir müssen diese Jahre nutzen. Sie verschaffen uns Luft, um nötige Anpassungsprozesse durchzuführen und zwar in einer sozialverträglichen Art und Weise.

Fischer: Nun spart die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ja schon seit längerer Zeit, vor kurzem wurde zum Beispiel das Bildungszentrum in Bad Orb verkauft. Wie geht es mit diesem Sparkurs weiter?

Knöppel: Bei dem Sparkurs sind wir zum einen durch den Reformprozess darauf ausgerichtet, dass wir die Grundversorgung der Kirchengemeinden sicherstellen wollen. Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Umstand, der auch in der neuen Finanzverfassung seinen Niederschlag gefunden hat. Eine ebenfalls große Aufgabe, die vor uns liegt, ist die Sicherung der Versorgungsleistungen für unsere Mitarbeitenden, vor allem für die Pfarrerschaft. Dazu sind regelmäßige Geldzuführungen an unsere Versorgungskassen notwendig und das muss und wird nach wie vor in unserem Fokus bleiben.

Fischer: Die Synode hat einen Zukunftsausschuss eingesetzt, der bei dieser Tagung einen Zwischenbericht gegeben und damit bereits erste Tendenzen deutlich gemacht hat. Wie sehen Sie als Finanzchef einen solchen Ausschuss und die weitere Entwicklung?

Knöppel: Ich denke, es ist richtig zu diesem Zeitpunkt die Arbeit des Zukunftsausschusses auch schon in ersten Ergebnissen zu sehen. Das Zustandekommen des Zukunftsausschusses möchte ich ein Stück weit auch dem Personalbericht der Prälatin und meiner Einbringung des Finanzzuweisungsgesetztes zuschreiben. Ich denke, wir haben in den Synoden darauf hingewiesen, dass es die Notwendigkeit gibt, noch einmal ganz grundsätzlich unsere kirchliche Arbeit anzuschauen und das tut dieser Zukunftsausschuss. Ich bin mit einigen Dingen, die in den Papieren stehen, nun gar nicht einverstanden, aber das ist meine private Meinung. Ich habe mich insgesamt vor dem, was dieses Papier bringt, überhaupt nicht erschrocken, sondern habe damit gerechnet.

Fischer: Ein Thema möchte ich gerne noch ansprechen. Sie haben in ihrem Bericht erstmals die öffentliche Diskussion über Kirche reflektiert und dort eine wachsende kirchenkritische Haltung in der Öffentlichkeit ausgemacht. Wie wollen Sie dieser begegnen?

Knöppel: Dieser kirchenkritischen Haltung kann ich allein natürlich überhaupt nicht begegnen. Das ist ein Phänomen, das alle Kirchen in der Bundesrepublik, vielleicht auch alle Kirchen in Westeuropa, in gleicher Art und Weise, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, erleben. Ich hab darauf hingewiesen, dass es meines Erachtens bereits Beispiele im westeuropäischen Raum gibt, wo Kirchen ganz offensiv in die Öffentlichkeitsarbeit eingetreten sind, um deutlich zu machen, was sie mit dem Geld, das sie vom Staat bekommen und wie sie die Kirchensteuerzahlungen auch zum Nutzen der Gesellschaft einbringen. Ich glaube, das ist noch einmal eine neue Dimension von Öffentlichkeitsarbeit, die da vor uns liegt.

Fischer: Herr Vizepräsident, vielen Dank für dieses Gespräch!

(29.11.2012)