Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 28 Nov 2013

Vizepräsident Dr. Volker Knöppel stellte sich den Fragen von medio!-Redaktionsleiter Pfarrer Christian Fischer am 28.11.2013 in Kassel.

Fischer: Herr Vizepräsident, vor der Synode haben Sie den Finanzbericht präsentiert. Auf den Punkt gebracht, wie sieht die Finanzlage der Landeskirche zurzeit aus?

Knöppel: Die Finanzlage ist durchaus erfreulich. Wir haben jetzt einen Doppelhaushalt verabschiedet mit einem Volumen von 212 Millionen Euro. Die Kirchensteuereinnahmen sind auch recht erfreulich, aber wir müssen uns immer deutlich machen, das ist ein momentanes Phänomen, das der wirtschaftlichen Situation unseres Landes geschuldet ist. Es ist kein langfristiger Effekt, der uns auf Dauer erhalten bleiben wird.

Fischer: Überall wird über die Transparenz kirchlicher Finanzen gesprochen. Wie steht es um die Transparenz der Finanzen in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck?

Knöppel: Unsere Synoden arbeiten parlamentarisch und insofern unterliegen unsere Finanzen und unsere Rücklagen der Kontrolle der Synode bzw. synodal legitimierter Gremien wie dem Finanzausschuss. Transparenz ist bei uns auf allen  Ebenen gegeben.

Fischer: Also keine schwarzen Kassen in der Landeskirche?

Knöppel: Es gibt bei uns keine schwarzen Kassen, das ist meine klare Aussage. Und noch eine Ergänzung: Wir sind derzeit dabei auf die doppelte Buchführung umzustellen und das ist meines Erachtens in der öffentlich geführten Diskussion ein ganz wichtiger Punkt. Die Eröffnungsbilanz, die wir im Frühjahr nächsten Jahres unserer Synode vorlegen werden, wird noch einmal ein neues Ausmaß von Transparenz bringen, das wir bisher noch nicht hatten.

Fischer: Da sind wir gespannt! Kritisiert wurden in den vergangenen Monaten auch immer wieder die Staatsleistungen, die der Staat an die Kirchen bezahlt, auch an die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck. Inwiefern ist unsere Kirche auf diese Leistungen angewiesen und wie sollte sie in Zukunft mit diesen Leistungen umgehen, Herr Vizepräsident?

Knöppel: Staatsleistungen sind Leistungen des Bundeslandes Hessen und des Freistaates Thüringen, die auf Rechtsverpflichtungen beruhen, die wir deshalb auch regelhaft in unseren Haushalt einplanen. Sollte es in der Bundesrepublik dazu kommen, dass diese Staatsleistungen abgelöst werden, erwarte ich eine Lösung, die ein Leistungsäquivalent dazu erbringt. Dass die Kirchen sich so etwas vorstellen können und sich solchen Verhandlungen nicht verschließen würden, ist, glaube ich, hinlänglich bekannt.

Fischer: Wagen Sie eine Prognose? - Wie könnte das Ergebnis solcher Verhandlungen aussehen?
 
Knöppel: Ich vermute, die Frage wird nicht ganz leicht zu beantworten sein, weil in den Verhandlungen große Summen auf der Tagesordnung stehen werden. Möglicherweise werden wir die Art und Weise, wie wir die Baulastablösung in Hessen bewerkstelligt haben, modelhaft dort einbringen können,  dass man sich beispielsweise Abschlagszahlungen über mehrere Jahre vorstellen kann.

Fischer: Sie haben auf der Synode gesagt, dass kirchliche Themen in der Gesellschaft weniger Resonanz finden. Wie erklären Sie sich, dass den Kirchen der Wind rauer ins Gesicht weht und wie sollte unsere Kirche damit umgehen?

Knöppel: Wir beobachten seit Jahren die Folgen des Traditionsabbruchs in unserer Gesellschaft. Auch die Folgen der demografischen Veränderungen gehen nicht spurlos an den Kirchen vorbei. Ich denke, wichtig ist es, gesamtkirchlich betrachtet, dass wir weiterhin Volkskirche bleiben und in der Gesellschaft aktiv sind.  Und für meinen Arbeitsbereich kann ich sagen, wir müssen vielleicht noch deutlicher in Öffentlichkeitsaktionen klar machen, wofür wir unser Geld einsetzen.

Fischer: Herr Vizepräsident, vielen Dank für dieses Gespräch!

(28.11.2013)