Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 29 Nov 2013

Präses Kirchenrat Rudolf Schulze stellte sich den Fragen von medio!-Reporter Torsten Scheuermann am 28.11.2013 in Kassel.

Scheuermann: Sie sagten auf der Synode, das erste Gebot einer evangelischen Finanzwirtschaft sei Transparenz und die Überbeinstimmung mit der christlichen Botschaft. Wie ist das zu verstehen?

Schulze: Wie wir unser Geld einsetzen, das muss der biblischen Botschaft entsprechen. Wir setzen die Gelder für Menschen ein und nicht zum Selbsterhalt der eigenen Institution. Die Maßstäbe dafür  haben wir von Jesus Christus. In der Diakonie sind es die Maßstäbe der Nächstenliebe. Da ist aber auch der Auftrag Jesu, das Wort Gottes zu verkündigen, deshalb investieren wir in den Verkündigungsdienst. Die Personalkosten für die Pfarrerschaft machen einen beträchtlichen Teil unserer Ausgaben aus. Deshalb unterhalten wir auch die vielen Kirchengebäude als Stätten der Frömmigkeit und des Gebets und der Feier der Sakramente. Die Botschaft der Bibel ist für uns der Maßstab. Das muss aber auch nach außen hin erkennbar werden. Deshalb ist die Transparenz unserer Finanzwirtschaft so wichtig.

Scheuermann: Wie wird die Kontrolle über die Finanzen gewährleistet?

Schulze: In den Gemeinden wird die Kontrolle gewährleistet durch die Kirchenvorstände. Die Gemeinden  bekommen ihren Anteil an der Kirchensteuer, und die Kirchenvorstände müssen jeweils entscheiden, wie sie dieses Geld einsetzen. Am Ende des Jahres wird abgerechnet und dann wird geprüft, wofür das Geld ausgegeben wurde. Das können die Kirchenvorstände noch nicht einmal alleine tun, sondern darüber schaut dann immer noch ein Rechnungsprüfungsamt. Und dann wird die Jahresrechnung öffentlich ausgelegt. Da kann Jedermann überprüfen, ob das Geld tatsächlich mit den Grundsätzen der evangelischen Kirche vereinbar eingesetzt wurde.

Scheuermann: Das betrifft die Ebene der Kirchengemeinden. Wie ist es denn, wenn wir auf die Landeskirche insgesamt schauen?

Schulze: Da ist es ganz genauso. Das Geld, das die Landeskirche ausgibt, wird von der Landessynode durch einen Haushaltsplan zur Verfügung gestellt. Nach dem Jahresabschluss wird das Rechnungsprüfungsamt der Landeskirche tätig und schaut sich an, wofür die Landeskirche das Geld verwendet hat. Der Bericht des Rechnungsprüfungsamtes wird dann dem Rat der Landeskirche vorgelegt und dieser beurteilt dann noch einmal, ob das alles plausibel verwendet worden ist. Und der Rat der Landeskirche besteht aus 18 Synodalen. Also, da ist die synodale Verantwortung konsequent gewahrt.

Scheuermann: Könnte so etwas wie im Bistum Limburg passieren?

Schulze: Der Limburger-Skandal ist in der evangelischen Kirche undenkbar. Das hängt damit zusammen, dass wir ein ganz anderes Kirchenverständnis haben. Die katholische Kirche gleicht einer Monarchie, da wird von oben nach unten entschieden und der Bischof einer katholischen Diözese hat außerordentliche Vollmachten, die ein evangelischer Bischof  nicht hat. Bei uns ist es so, dass die Kirche von unten her, also von den Gemeinden her, gedacht wird und organisiert ist. Das bedeutet, dass wir einen hohen Grad an Partizipation der Gemeindeglieder an der Kirchenleitung haben. Dazu werden Kirchenvorstände demokratisch gewählt, dazu wird die Landessynode gewählt, und in Kirchenvorständen und in der Landessynode haben die Ehrenamtlichen allemal die Mehrheit. Das sind Strukturen, die geradezu verhindern, dass in einem kleinen Zirkel Ausgaben getätigt werden, die kaum kontrollierbar sind. Deshalb ist «Limburg» bei uns nicht möglich.

Scheuermann: Bei der Akademie Hofgeismar sind Sanierungsmaßnahmen so wie ein Anbau im Gesamtwert von ca. 11,5 Millionen Euro geplant. Es gab Kritik von einzelnen Synodalen über mangelnde Transparenz. Wie wurde damit umgegangen?

Schulze: Die Kritik der Synodalen bezog sich nicht auf den Umbau des Gästehauses der Akademie an sich, der war weitgehend plausibel. Die Kritik der Synodalen hat sich bezogen auf die Qualität und Anzahl der vorgelegten Unterlagen. Diese wurden als unzureichend angesehen. Deshalb wurde die Beschlussfassung um eine Nacht aufgeschoben. Darin zeigt sich, dass die Synode eine wirksame Kontrolle ausübt. Die Synode will umfassend informiert werden und diese umfassende Information war zum Zeitpunkt der ersten Beratung noch nicht gegeben. Das ist dann verbessert worden, indem das Landeskirchenamt in den Abendstunden das Informationsmaterial nachgereicht hat, sodass wir am anderen Morgen umfassend informiert waren und dann entscheiden konnten. Im Ergebnis ist eine einstimmige Entscheidung für dieses große Bauprojekt zustande gekommen. Die Synode hat gezeigt, dass Sie ihre Verantwortung als oberstes Entscheidungsorgan der Landeskirche sehr ernst nimmt.

Scheuermann: Wie beurteilen Sie dieses Bauprojekt?

Schulze: Das große Bauprojekt ist nötig. Es handelt sich um das Gästehaus unserer Akademie, aber dort finden auch andere Veranstaltungen statt. Es ist ein Hotelbetrieb vorwiegend für christliche Bildungsmaßnahmen. Christliche Bildung gehört zu unserem Kerngeschäft. Wir haben in Hofgeismar ein denkmalgeschütztes Ensemble und können das natürlich nicht verfallen lassen, sondern wir müssen auch die Bauunterhaltung leisten. Wir wissen seit Jahren, dass zahlreiche Substanzschäden vorhanden sind, die dringend behoben werden müssen. Nach gründlichen Voruntersuchungen und Planungen haben wir nun die Renovierung dieses Objektes beschlossen, nicht nur um Schäden zu beseitigen. Wir wollen auch die Funktionalität des Gebäudes verbessern und damit ein modernes Tagungsgebäude herstellen mit zeitgemäßen Übernachtungsmöglichkeiten und einer zeitgemäßen Gastronomie, sodass wir dort für die nächsten Jahrzehnte ein attraktives Tagungshotel stehen haben werden.

Scheuermann: Vielen Dank für das Gespräch!

(29.11.2013)