Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 20 Nov 2015

Vizepräsident Dr. Volker Knöppel stellte sich den Fragen von medio-Reporter Torsten Scheuermann am 16. Oktober 2015 in Kassel.

Scheuermann: Sie stellen auf der Synode Ihren Finanzbericht vor. Was ist bei dieser Herbstsynode anders?

Knöppel: Wir legen jetzt zur Herbstsynode keinen Doppelhaushalt für die Jahre 2016/17 vor. Das werden wir erst im Februar nächsten Jahres in einer außerordentlichen Synodaltagung tun. Damit besteht die Möglichkeit, dass erste Beschlüsse aus der Herbstsynode dann auch schon in den nächsten Doppelhaushalt eingearbeitet werden können, damit sie umgehend dann auch umgesetzt werden können.

Scheuermann: Auf dieser Synode werden die Reformpläne mit dem Sparziel von 25 Prozent bis zum Jahr 2026 besprochen. Wo sehen Sie die größten Möglichkeiten zu sparen?

Knöppel: Als diese Aufgabe die Synode vor zweieinhalb Jahren dem Begleitausschuss gestellt hat, war von vornherein klar, wenn wir einen strukturellen Einsparbeitrag von 50 Millionen Euro in unserem Landeskirchlichen Haushalt anstreben, dann kann das nur im Bereich des Personals und der Gebäude geschehen. Da sind die größten Möglichkeiten, das sind die größten Ausgabepositionen.

Scheuermann: Wie würde sich das beim Personal  im Landeskirchenamt auswirken?

Knöppel: Wir haben im landeskirchlichen Stellenplan etwa 500 Personen. Das bedeutet für diesen Anpassungsprozess zwischen 2010 und 2026 liegen wir bei dem Personal mit der Maßgabe 25 Prozent einzusparen. Das ist eine einfache Rechenaufgabe. Das gilt in gleicher Weise auch für das theologische Personal, dort gibt es andere Instrumente, aber wir werden am Ende des Tages in der gleichen Größenordnung ankommen. Das, denke ich, ist auch ein sehr ausgewogenes Verhältnis. Im Bereich der Verwaltung wird das bedeuten, wir müssen hier noch einmal unsere Aufgabenkritik durchführen, damit dann auch Personal und Aufgaben am Ende zusammenpassen. Und bei den Kirchengemeinden werden wir dann auch am Ende dieses Prozesses immer noch zu denjenigen Landeskirchen in Deutschland gehören, die die größte Pfarrstellendichte haben werden.

Scheuermann: Wo sollte denn auf keinen Fall gespart werden?

Knöppel: Also insbesondere im Bereich von Kindertagesstätten und  im Bereich von Bildungsaufgaben. Ich denke, da werden Bereiche zu identifizieren sein, wo man im Grunde genommen entweder nicht oder deutlich weniger wahrscheinlich am Ende sparen muss. Da muss man auch mal Profil zeigen.

Scheuermann: Das Einsparvolumen beträgt 50 Millionen Euro bis 2026. Wo sehen Sie die Landeskirche in der Zukunft?

Knöppel: Ich gehe nochmal einen Schritt zurück, warum machen wir das überhaupt? Wir wissen, dass von Jahr zu Jahr die Zahl unserer Gemeindeglieder sinkt. Das hat was mit Demografie zu tun, zum Teil auch mit Austritten. Auf der anderen Seite steigen von Jahr zu Jahr in Eurobeträgen ohne Inflationsbereinigung unsere Kirchensteuereinnahmen. Das ist eine Entwicklung, die wird auf Dauer nicht so fortgehen. Das wird irgendwann einmal brechen. Und spätestens dann, denke ich, sind Anpassungsprozesse nötig. Wenn wir dann einmal weit in die Zukunft schauen und diese Umbrüche jetzt schon deutlich absehen können, dann ist es doch nur vernünftig, wenn wir jetzt schon schauen, wie man dem entgegensteuern kann, wie man sich darauf einstellen kann. Ich denke, dass ist insbesondere auch wichtig im Umgang mit Personal, dass man da nicht aufgeregt reagiert, sondern dass man in langfristigen Anpassungsprozessen sozialverträglich solche Veränderungen vornimmt.

Scheuermann: Wie wollen Sie Menschen diese Sparpläne vermitteln?

Knöppel: Ich glaube die Vermittlung ist ein ganz wichtiges Stichwort bei diesem ehrgeizigen Programm. In der Vergangenheit haben wir schon versucht mit einer sehr großen Transparenz in diesem Prozess zu arbeiten. Auch jetzt, sehr früh vor der Synode, werden die Unterlagen schon verteilt und ins Netz gestellt. Das gehört auch zur Transparenz und die geht natürlich nach den Umsetzungsbeschlüssen jetzt im November diesen Jahres auch weiter. Man muss mit den Menschen sprechen, man muss ihre Sorgen und Nöte hören. Auf der anderen Seite denke ich, in den Häusern sind ja viele Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen, das heißt also, auf eine ganz natürliche Art und Weise werden in den nächsten zehn Jahren viele Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand gehen. Und von daher habe ich angesichts der natürlichen Fluktuation keine allzu große Sorge.

Scheuermann: Vielen Dank für das Interview.

(16.10.2015)