Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Apr 2017

Prälatin Marita Natt stellte sich den Fragen von Ramona Kopec, Leitende Redakteurin Online, am 20.04.2017 in Kassel.

Kopec: Frau Natt, Sie stellen in der Frühjahrssynode immer Ihren Personalbericht vor. Was werden Sie dieses Jahr besonders in den Blickpunkt nehmen?

Prälatin Natt: Im Mittelpunkt des Berichtes werden die Schritte zur Umsetzung der Reformbeschlüsse von 2015 stehen. Zunächst werde ich allerdings in einem Rückblick noch einmal die Arbeit der sieben PEP Ausschüsse von 1979 bis 2017 in Erinnerung rufen. Außerdem werde ich von unserem Gespräch mit Theologiestudierenden berichten, die sich im Landeskonventsvorstand engagieren. Deren Sicht bezüglich Kooperationsräumen, Dienstbeschreibungen, Residenzpflicht und Stellenbudgets fand ich ausgesprochen ermutigend. Das möchte ich mit den Synodalen teilen. Nach der Vorstellung von Zwischenschritten auf dem Weg zur Umsetzung der Reformen folgt der Blick auf eine «integrale Personalpolitik», also die Arbeit in multiprofessionellen Teams, die ich mir als sehr befruchtend und entlastend vorstellen kann. Auch da sind wir bereits auf dem Weg. Natürlich wird auch in diesem Jahr der Statistik Raum gegeben, ebenso wie aktuellen Entwicklungen in unserer Landeskirche. Mit Dank, der mir persönlich sehr wichtig ist, werde ich den Bericht 2017 beenden.

Kopec: Sie hatten gesagt ein Punkt sei auf jeden Fall die Nachwuchsgewinnung. Seit einem Jahr gibt es ja ein Stipendienprogramm für Theologiestudierende. Wie schaut es da mit der Nachwuchsentwicklung aus?

Prälatin Natt: Ich glaube, dass unsere Angebote sehr gut angekommen sind. Laut Aussagen unserer  Studierenden  gibt es ein hohes Interesse an diesem Programm, nicht unbedingt an der finanziellen Unterstützung, sondern vielmehr an dem vielseitigen Begleitpaket, das angeboten wird.  Ich erlebe in den letzten Monaten, dass immer mehr junge Leute sich auf die Liste unserer Landeskirche aufnehmen lassen, gerade auch solche, die schon mehrere Semester studiert haben, die Wahl der zukünftigen Landeskirche aber noch offen gelassen hatten. In dem Gespräch mit unseren Theologiestudierenden wird deutlich, dass man auch über  Kurhessen-Waldeck hinaus wahrnimmt, wie wertschätzend und aufmerksam  unsere Landeskirche den Nachwuchs begleitet hat und immer noch begleitet – trotz und gerade in Zeiten der Veränderungen und der Reformen, die wir jetzt umsetzen.

Kopec: Sie hatten auch ein anderes Thema angesprochen, das bei der Synode Thema sein wird. Und zwar das Kirchengesetz zur Einführung von Pfarrstellenbudgets. Was steckt denn dahinter?

Prälatin Natt: Das ist einer der Beschlüsse der Landessynode von 2015. Unter dem Punkt «Errichtung von Stellenpools in den Kirchenkreisen» hieß es: «zur basisnahen Stellenplanung werden Stellenpools auf der Ebene der Kirchenkreise geschaffen». Die Umsetzung dieses Beschlusses wurde vom Rat der Landeskirche an das Landeskirchenamt verwiesen und dort dem Dezernat «Theologisches Personal» zugeordnet. In Arbeitsgruppen,  die mit vielen Professionen besetzt waren, haben wir  in den vergangenen Monaten intensiv diskutiert, was in einem Kirchengesetz festgeschrieben sein muss. Das Ergebnis liegt nun vor. Ich bin Dr. Obrock sehr dankbar, der dieses Gesetz in Würdigung der vielfältigen Überlegungen und Prüfungen formuliert hat. Ob es dann so die Zustimmung der Synode findet, wird man sehen.

Kopec: Was heißt denn das für die Praxis der Pfarrerinnen und Pfarrer?

Prälatin Natt: Für die Praxis der Pfarrerinnen und Pfarrer zunächst wenig. Die vorhandenen Pfarrstellen werden – einschließlich Z- und K Stellen - genauso in die Kirchenkreise gegeben, wie sie jetzt sind, das heißt, es läuft zunächst alles so weiter wie bisher. Im Laufe der nächsten Jahre ist es dann möglich, im Kirchenkreis die Zuordnungen der gemeindlichen und der funktionalen Dienste anders zu verteilen, neue Schwerpunkte zu setzen. Beispielsweise aus zwei Viertelstellen eine halbe zu machen. Es wird auf jeden Fall eine klare Unterscheidung zwischen gemeindlichen, regionalen und allgemeinen kirchlichen Dienstaufträgen geben. Natürlich werden weiterhin Pfarrstellenanpassungen geschehen müssen. Die Synode hat beschlossen, dass 2016 noch mindestens 400 Gemeindepfarrstellen und 150 Funktionspfarrstellen vorgehalten werden sollen. Das bedeutet weiterhin Einsparungen. Kirchenkreisvorstand und Kreissynode werden zukünftig mehr Spielräume haben. Dass dabei «Seelsorge an anderen Orten», ein hoher Stellenwert zukommen muss, werde ich nachdrücklich betonen.

Kopec: Es gab im letzten Jahr bei der Herbstsynode auch einen Beschluss, der in Ihrem Bereich fällt und zwar ging es da um das Kirchengesetz zur Einführung von Kooperationsräumen in der Landeskirche. Was hat sich denn in dem Bereich getan?

Prälatin Natt: Da sind alle Kirchenkreise, soweit ich informiert bin, auf einem guten Weg. In vielen  sind die Kooperationsräume bereits gebildet. Das Gesetz ist ja in der Herbstsynode beschlossen worden. Demnächst werden wir den Kirchenkreisen Musterkooperationsverträge zur Verfügung stellen, anhand derer vor Ort gut gearbeitet werden kann. Ich bin zuversichtlich, dass vieles sehr gut im Zeitplan umgesetzt werden kann, der uns synodal vorgegeben ist. Allerdings bitte ich in meinem Bericht auch darum, dass wir uns für diese große Anzahl von Veränderungen auch Atempausen geben. Auf dem Weg der Umsetzungen wird sich noch manche gute Erkenntnis auftun, die gewürdigt werden sollte. Das gilt auch für Stellenbudgets und Dienstbeschreibungen. Wichtig bleibt, dass wir uns in einem Geist verbunden wissen, Jesu Geist. Ihn zu verkündigen bleibt in allem was wir planen zentrale Aufgabe. Wir tun es gabenorientiert und mit einem weiten Blick nach vorn, über den engen Horizont hinaus, den wir jetzt sehen. Das stimmt mich zuversichtlich und hoffnungsvoll für die Zukunft meiner Landeskirche.

Kopec: Vielen Dank für das Gespräch!

(24.04.2017)