Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Apr 2017

Präses Kirchenrat Dr. Thomas Dittmann stellte sich den Fragen von medio-Onlineredakteur Christian Küster am 20.04.2017 in Kassel.

Küster: Herr Präses, die Frühjahrstagung der Landessynode steht bevor. Welche Schwerpunkte wird die Tagung haben?

Präses Dittmann: Wir haben uns als Synode verschiedene Schwerpunkte vorgenommen. Ein wichtiger Punkt ist das Gesetz zur Einführung von Pfarrstellenbudgets in den Kirchenkreisen. Das Thema erscheint für den unbefangenen Betrachter vielleicht zunächst sehr trocken. Doch es geht im Wesentlichen darum, dass die Frage der Kompetenz für die Zuordnung von Gemeindepfarrstellen zu den einzelnen Kirchengemeinden nicht mehr zentral vom Landeskirchenamt vorgenommen werden soll, sondern dass in Zukunft insbesondere die Kirchenkreise als örtlich nähere Institutionen die maßgeblichen Entscheidungen fällen können.
Besonders wichtig ist für uns auch das Leitwort, unter das wir unsere gesamte Landessynode gestellt haben: «Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen». Unter diesem Aspekt wollen wir uns diesmal besonders intensiv mit der im vergangenen Herbst in Südafrika stattgefundenen internationalen Frauenkonsultation befassen. Dort wurde der Frage nachgegangen, welche Ursachen die Gewalt gegen Frauen hat und wie die Politik und die Gesellschaft und auch die Kirchen mit dieser Problematik umgehen. Ich erhoffe mir, dass wir bei der Synode dadurch Impulse für unser Weiterdenken bekommen - sowohl im Umgang mit Menschen aus Afrika und Asien, aber genauso gut auch bei uns in Deutschland.

Küster: Der Synode wird am Montag ein besonderes Liedheft zum evangelischen Gesangbuch vorgestellt, das sogenannte «EG plus». Und die Synodalen werden sich außerdem mit alternativen Finanzierungsformen für die kirchliche Arbeit befassen. Vielleicht können Sie diese beiden Themen noch etwas genauer erläutern?

Präses Dittmann: Ja, auch das sind wichtige Punkte, die für die Synode von großer Bedeutung sind. Das Thema Fundraising darf man nicht nur unter dem Aspekt sehen, dass hier Geld eingesammelt werden soll. In erster Linie geht es darum Wege zu finden, Menschen für die Arbeit in den Kirchengemeinden zu interessieren und besondere Projekte zu entwickeln, mit denen sie sich identifizieren können und für die sie bereit sind, Zeit und Geld und eben ihre Liebe zu investieren.
Und dass wir zusätzlich zu unserem evangelischen Gesangbuch immer wieder auch neue Lieder entdecken wollen, ist für uns insgesamt als Kirche ein wichtiger Punkt, bei dem das Projekt «EG plus» helfen soll. Im September wird dieses neue Beiheft zum Gesangbuch bekannt gemacht. Die Synode wird schon jetzt einen ersten Vorgeschmack bekommen, indem wir eine Einführung in sein Entstehen erhalten und auch etliche Lieder daraus im Rahmen unserer Gottesdienste und Andachten singen werden. Wir freuen uns schon drauf, dass auf diese Weise neue Impulse in unser Gemeindeleben kommen können.

Küster: Die Situation der Flüchtlinge ist ein Thema, das die Synode bei ihren letzten Tagungen immer wieder begleitet und bewegt hat. Bei der Frühjahrstagung 2017 steht ein Eckpunktepapier für eine Gesamtstrategie zur Integration von Flüchtlingen in Kirche und Gesellschaft auf der Tagesordnung. Wie sehen Sie die Integration von Flüchtlingen zurzeit und wo will die Landeskirche in Zukunft mit einer Gesamtstrategie Schwerpunkte setzten?

Präses Dittmann: Sie haben es schon angesprochen: Wir haben in der Vergangenheit, also seit Herbst 2015, eine ganz beeindruckende Willkommenskultur entwickelt und sind dankbar, dass sich in Hessen nicht weniger als 80.000 Ehrenamtliche um das willkommen heißen von Asylbewerbern und Migranten bemühen. Jetzt ist es wichtig, dass wir einen zweiten Schritt tun und von der Willkommenskultur zu einer Integrationsstruktur gelangen. Dazu bedarf es noch zahlreicher Bemühungen und gedanklicher Anstrengungen. Wir haben versucht, vermehrt menschliche Ressourcen bereitzustellen, indem wir den Stellenumfang insoweit erhöht haben und es jetzt etliche Menschen gibt, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Dabei geht es zunächst einmal um die Möglichkeit der Beratung von Asylbewerbern im Asylverfahren. Aber in ganz besonderer Weise geht es auch um die Begleitung von Ehrenamtlichen, die darin geschult werden, die Integration der Menschen, um die sie sich kümmern, voranzubringen.

Küster: Erlauben Sie mir noch eine abschließende Frage. Die Synode hatte im vergangenen Herbst darüber diskutiert, die Tagungen in Hofgeismar in Zukunft klimaneutral durchzuführen. Was bedeutet das und wie ist der Stand der Dinge?

Präses Dittmann: Ja, dieser Beschluss wird umgesetzt. Das bedeutet in kleiner Münze, dass die jeweiligen Synodalen gefragt werden, auf welche Weise sie zum Ort der Synode anreisen. Das ist ein ganz erheblicher Teil der Emissionen, die bei diesem Projekt auszugleichen sind. Daneben wird genau untersucht, welche Energieaufwendungen im Zusammenhang mit den angebotenen Speisen und dem gesamten Tagungsmanagement erforderlich sind. Insoweit wird dann errechnet, welche CO2 Emissionen durch die Synode insgesamt verursacht werden. Um diesen dann neutralisieren zu können, werden Geldmittel eingesetzt, mit denen etwa Baumpflanzungen durchgeführt oder andere Projekte unterstützt werden können, durch die nachhaltig der CO2 Ausstoß an anderer Stelle vermindert werden kann.

Küster: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Dittmann!

(24.04.2017)