Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 22 Nov 2017

Vizepräsident Dr. Volker Knöppel stellte sich den Fragen von Radioredakteur Torsten Scheuermann am 22.11.2017 in Kassel.

Scheuermann: Manche Kirchen freuen sich ja in Deutschland immer noch über ein steigendes Steueraufkommen. Wie ist die Entwicklung in Kurhessen-Waldeck?

Vizepräsident Knöppel: Die Entwicklung in Kurhessen-Waldeck ist seit Mitte des letzten Jahres so, dass wir nicht mehr die Dynamik sehen, die wir in den Jahren davor hatten. Da hatten wir noch recht deutliche Steigungsraten, jedenfalls für unsere Verhältnisse, und da konnte der Rückgang der Gemeindegliederzahlen durch eine positive Entwicklung der Wirtschaft und der Einkommen überkompensiert werden. Das geht jetzt deutlich zurück. Wir haben aktuell noch ein Einnahmeplus von knapp 1,4 Prozent in diesem Jahr bis einschließlich Oktober gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum, und das ist, wenn man Kostensteigerungen und Tariferhöhungen einrechnet, eigentlich noch nicht einmal eine schwarze Null.

Scheuermann: Wie ist die besondere Situation hier in Kurhessen-Waldeck zu erklären?

Vizepräsident Knöppel: Ich denke, das ist eine Entwicklung, die bei uns früher auftritt und die in anderen Landeskirchen später, vielleicht auch deutlich später eintreten wird. Das hat auch etwas damit zu tun, dass in den Boom-Regionen der Bundesrepublik die dort liegenden Landeskirchen und katholischen Bistümer immer noch deutliche Kirchensteuersteigerungen zu erwarten haben. Da sind wir im nordhessischen Raum anders aufgestellt.

Scheuermann: Jetzt sprechen Sie von einer schwarzen Null. Das hört sich ja fast schon ein bisschen bedrohlich an. Wie schätzen Sie denn die Entwicklung der Sparmaßnahmen in Kurhessen-Waldeck ein? Waren Sie ausreichend?

Vizepräsident Knöppel: Die schwarze Null ist überhaupt nichts Bedrohliches. Das ist eine Entwicklung, mit der hatten wir gerechnet, die war auch vorauszusehen. Deshalb ist unsere Synode auch sehr früh mit ihrem Aufgabenpaket an den Zukunftsausschuss herangetreten. Für mich zeigt diese Entwicklung, wir lagen mit unseren Prognosen richtig. Es war klar, dass irgendwann der Rückgang an Gemeindegliederzahlen sich auch auf der Einnahmeseite der Landeskirche niederschlagen wird. Das sehen wir jetzt und insofern bedeutet es für die Umsetzung des Beschlusspaketes, das wir 2015 verabschiedet haben, dass wir damit mit allem Ernst weiter machen müssen und auch nicht nachlassen dürfen. Denn wenn wir diesen Weg gehen, dann sind wir zukunftsfähig. Durch diese Einsparungen wollen wir uns in den nächsten Jahren auch einige finanzielle Freiräume verschaffen, um auch neue Dinge anzugehen.

Scheuermann: Der Weg ist also richtig gewesen?

Vizepräsident Knöppel: Der Weg ist auf jeden Fall richtig gewesen. Auf der Synode werde ich bei der Einbringung des Doppelhaushalts zeigen: Wir setzen da Akzente für die Zukunft, die auch Geld kosten, wie beispielsweise die Einrichtung der Verwaltungssekretariate oder die Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit auf der Ebene der Kirchenkreise. Das sind neue Akzente, die wir uns trotzdem leisten können in einer Zeit des Sparens, weil es richtige Entscheidungen sind. Und dann bauen wir auch einen Personalfonds auf, denn wir müssen vor allem beim Personal und bei den Gebäuden sparen. Diese Personalveränderungen stehen noch vor uns, und es sollen ja keine betriebsbedingten Kündigungen geben, die müssen wir in irgendeiner Form qualifiziert begleiten durch gezielte Maßnahmen von Umschulung oder Umqualifizierung. Dazu braucht es auch eine finanzielle Ausstattung.

Scheuermann: Und wie sehen diese Einsparpläne konkret aus?

Vizepräsident Knöppel: Wir haben zwei unterschiedliche Felder beim Personal, das ist einmal das theologische Personal, da liegen noch einige Anstrengungen vor uns. Und wir haben das nicht-theologische Personal, also insbesondere in der Verwaltung hier und auch draußen in den Kirchenkreisamtsleitungen beispielsweise. Da sind wir schon unterwegs, und wenn Sie den Stellenplan für den nächsten Doppelhaushalt anschauen, dann sehen sie da auch schon deutliche Reduzierungen.

Scheuermann: Vielen Dank für das Gespräch!

(24.11.2017)