Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 22 Nov 2017

Präses Kirchenrat Dr. Thomas Dittmann stellte sich den Fragen von Onlineredakteur Christian Küster am 22.11.2017 in Kassel.

Küster: Herr Präses Dittmann, die Herbsttagung der Landessynode steht an. Welche Schwerpunkte hat die Tagung?

Präses Dittmann: Zu den Schwerpunkten gehören zunächst einmal einige Berichte, die wir hören werden. Der Bischof wird seinen regelmäßigen Bericht erstatten. Danach hören wir den Finanzbericht des Vizepräsidenten, in dem er darlegt, wie die finanzielle Situation unserer Landeskirche im Augenblick und in absehbarer Zukunft sein wird. Und schließlich werden wir den Bericht des Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Hessen hören, der über den Zustand und die Herausforderungen berichten wird, die die Diakonie Hessen im gesamten Bundesland Hessen zu bewältigen hat.

Küster: Auf der Tagesordnung stehen auch einige Kirchengesetze…

Präses Dittmann: Das ist richtig: Wir haben eine ganze Reihe von Gesetzesvorhaben zu besprechen und darüber zu beschließen. Ein großer Schwerpunkt wird zunächst einmal der  Nachtragshaushalt für das Jahr 2017 sein, den wir zu verabschieden haben. Und ein großer Brocken, den die Synode zu bewältigen hat, ist der Doppelhaushalt für die Haushaltsjahre 2018 und 2019. Das wird allein vom zeitlichen Umfang her einen Großteil der Synodaltagung in Anspruch nehmen.

Küster: Unter den Gesetzesvorlagen ist auch ein Kirchengesetz über die Neuordnung der Sprengel in der Landeskirche. Warum ist eine Neuordnung nötig und wie könnte die zukünftige regionale Gestalt unserer Landeskirche aussehen?

Präses Dittmann: Die Frage der Sprengelneuordnung gehört in eine Reihe kleinerer Gesetze, die die Synode durchzuarbeiten hat. Mit dem Gesetz reagieren wir einfach darauf, dass wir auch an anderer Stelle das Personal reduzieren müssen. So wollen wir die Anzahl der Propstsitze von vier auf drei reduzieren. Das heißt, dass es auf lange Sicht nicht mehr vier Sprengel in unserer Landeskirche geben soll, sondern nur noch drei.

Küster: Wird das Auswirkungen auf die Kirchengemeinden haben?

Präses Dittmann: Die Auswirkung auf die Kirchengemeinden ist sicherlich begrenzt. Die Pröpste sind ja so etwas, wie «Regionalbischöfe». Und wenn die Anzahl der Pröpste sich von vier auf drei reduziert, wird es natürlich zur Folge haben, dass jeder einzelne Propst einen größeren Bezirk zu bearbeiten hat. Insofern wird vielleicht die Besuchsdichte ein wenig nachlassen. Aber ich denke, eine massive Auswirkung auf die Kirchengemeinden werden wir dadurch nicht spüren.

Küster: Sie haben bereits beschrieben, dass sich die Anzahl der Sprengel reduzieren könnte. Wir wird das denn dann regional aussehen?

Präses Dittmann: Darüber wird natürlich die Synode das letzte Wort zu sagen haben. Aber es gibt einen Vorschlag, den der Rat der Landeskirche ausgearbeitet hat. Der Vorschlag sieht vor, dass der Sprengel Kassel mehr oder weniger unverändert bleiben soll, weil er sich von der Größe her so anbietet. Dagegen sind die drei anderen Sprengel im Augenblick noch etwas kleiner und es könnte darauf hinauslaufen, dass man das Gebiet des Sprengels Hersfeld auf die beiden Sprengel Waldeck und Marburg einerseits und Hanau andererseits verteilt.

Küster: Ein anderes Thema: Die Landessynodalen haben sich im Vorfeld bereits in Arbeitstreffen in den Sprengeln auf die Herbsttagung vorbereitet. Was geschieht da  und wie schätzen Sie die Stimmung in der Synode zurzeit ein?

Präses Dittmann: Die Vorbereitungstreffen in den Sprengeln sind von ganz großer Bedeutung, weil auf diese Weise über die bereits schriftlich versandten Tagungsunterlagen hinaus näher informiert werden kann. So können schon viele Detailfragen vorab geklärt werden, die sonst die Plenararbeit in der Synode belasten würden. Bei der kommenden Tagung haben die Haushaltsberatungen ein besonderes Gewicht und deshalb waren in den einzelnen Sprengelvorbereitungen Vertreter des Landeskirchenamtes anwesend, um den Synodalen verschiedene Einzelheiten des Haushalts und auch die Geheimnisse der «Doppik» zu erläutern, auf die wir unsere Finanzwirtschaft ja umgestellt haben.
Und zur Stimmung in der Synode: Ich glaube, dass die Synodalen der Tagung optimistisch entgegen sehen und sich darauf freuen, das Leben unserer Kirche auf diese Weise weiter zu gestalten und mitzuprägen.

Küster: Während der Tagung sind Sie als Präses besonders in der Leitung der Beratungen, Diskussionen und Abstimmungsprozesse gefordert. Worin besteht für Sie dabei die größte Herausforderung und auf was freuen Sie sich ganz besonders?

Präses Dittmann: Um mit dem Letzen anzufangen: Wir haben unsere gesamte Synodalperiode von sechs Jahren unter ein Leitwort aus Psalm 85 gestellt: «Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen». Bei der Herbsttagung wollen wir diesem Wort näher treten, indem wir uns von der Initiative «Himmelsfels» bei Spangenberg berichten lassen. Dabei wird es um das Zusammenleben verschiedener Generationen und Konfessionen und den Kontakt zu zugereisten Menschen in unser Land gehen. Der Bericht steht unter dem Aspekt der «Interkulturellen Theologie» und will der Frage nachgehen, inwieweit sich unser Glauben und unsere Glaubenssprache dadurch wandeln, dass wir Menschen aus anderen Kulturen mit in unser Denken und Leben aufnehmen.

Küster: Und wenn Sie an die Herausforderungen im Amt des Präses der Landessynode denken?

Präses Dittmann: Die Aufgabe des Präses ist ja weniger inhaltlich festzulegen, was die Synode letztlich macht. Sie besteht vielmehr darin, einen lebendigen Diskussionsprozess zu befördern. Und da bemühe ich mich, dass es zu einer lebhaften Aussprache kommt, und zwar nach Möglichkeit in einer guten und von Respekt geprägten Atmosphäre, die dann auch zu von allen akzeptierten Ergebnissen führt.

Küster: Herr Präses Dittmann, vielen Dank für das Gespräch!

(23.11.2017)