(Foto: privat)

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Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Mai 2019

V.l.: Pfarrerin Petra Schwermann, Drs. Geert van Dartel, Diakon Arie Haasnoot, Pfarrerin Susanne Freytag, Bischof Dr. Gerard de Korte, Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Vicepreses Elly de Haan-Verduyn, Pfarrer Marco Luijk, Pfarrer Ton Sip, Pfarrer Wolfgang Kallies und Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß

Kassel (medio). Zum 48. Mal trafen sich Delegationen der Kirchenleitungen der Protestantse Kerk, des Bisdom van ´s-Hertogenbosch und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Das Thema «Die Kraft von Kirche und Diakonie in einer älter werdenden Gesellschaft» bestimmte diesmal die Gespräche. Die Zusammenkunft fand in der Tagungsstätte Hofgeismar statt, führte aber auch an weitere Orte, berichtetet Pfarrer Wolfgang Kallies vom Dezernat Diakonie und Ökumene der Landeskirche.

«Leben ist Begegnung und Kommunikation», überschriebt Andreas Wiesner, Pädagogischer Fachreferent der EKKW für die Zweite Lebenshälfte, sein Impulsreferat zum Thema und führte aus, wie die Kirchengemeinden über ein gutes Filialnetz verfügen und somit segensreich in den Sozialräumen aktiv sein können. Die Niederländer berichteten über ihre Erfahrungen, auch mit empirischen und demografischen Perspektiven. Daneben nahm der Austausch über die gegenwärtigen Entwicklungen in den jeweiligen Kirchen angesichts der zunehmenden Säkularisierung und Singularität breiten Raum ein, so Kallies. 

Exkursion führte zum «Bahnhof Hümme», zum ITS und Bathildisheim in Bad Arolsen 

Während eines Besuchs des Generationenhauses «Bahnhof Hümme» wurde dessen Baugestaltung, der generationenübergreifende Gedanke des Projekts und das Zusammenspiel von Kirchengemeinde und Dorfgemeinschaft bestaunt. Dass im kleinen Hofgeismarer Ortsteil Hümme sowohl die kirchlichen als auch die weltlichen Veranstaltungen gemeinsam in einem Haus stattfinden, könne vorbildlich auch für andere Dörfer sein, waren sich die Teilnehmenden einig. Die Exkursion nach Bad Arolsen wurde touristisch durch eine Schlossführung bereichert, die auch den Spuren von Prinzessin Emma von Waldeck-Pyrmont, der späteren Königin der Niederlande, nachging. 

Der weitere Weg der Gruppe führte zum International Tracing Service (ITS – Internationaler Suchdienst). Dieser weltweit einzigartige Suchdienst bearbeitet Einzelschicksale des 2. Weltkrieges, listet Lagerregister auf, bearbeitet Vermissten- und Todesfälle der Opfer nationalsozialistischer Verbrechen und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Gedenkkultur. Sichtlich betroffen und beeindruckt wurde die entsprechende Präsentation aufgenommen und das anschließende Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Einrichtung geführt.

Im Bathildisheim Bad Arolsen, Mitglied in der Diakonie Hessen, waren die niederländischen Gäste besonders überzeugt von der engen Verflechtung von Kirche, Diakonie und öffentlicher Fürsorge, die regionale, wohnortnahe, bildungsbezogene, berufsermöglichende Angebote für Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglicht. Das Gespräch mit Verantwortlichen und Bewohnern des heilpädagogischen bzw. betreuten Wohnens vertieften Gehörtes und Gesehenes aus persönlicher Sicht.

Deutliche Unterschiede zwischen niederländischen und deutschen christlichen Kirchen

Immer wieder sei es für die Tagungsmitglieder aus Kurhessen-Waldeck beeindruckend gewesen zu hören, wie von den niederländischen christlichen Kirchen die Situation der Minderheitenkirche in der postsäkularen Gesellschaft geschildert wird. Im Vergleich hierzu seien die deutschen Kirchen durch die vielfältigen Kooperationen mit staatlichen Stellen (z. B. im Religionsunterricht, Seelsorge) und durch das diakonische Engagement in der Wohlfahrtspflege in der Gesellschaft als Volkskirche deutlich präsenter.

Dennoch beschäftigten alle Teilnehmenden die gleichen Sachverhalte. Als Beispiele nannten sie die zurückgehende Relevanz der Kirche und die Gleichgültigkeit in Glaubensfragen - insbesondere unter den jüngeren Menschen. Gleichzeitig sei die Suche nach Sinn und spirituellen Angeboten wahrnehmbar. Das gemeinsame Teilen von Ideen und erfrischenden guten Erfahrungen habe die Teilnehmenden aus beiden Ländern gestärkt.

Bischof Hein: Kirchenleitungstreffen ist eine Institution

Bischof Prof. Dr. Martin Hein bezeichnete das seit Jahrzehnten stattfindende Treffen als eine Institution, die sich und in der man sich wie von selbst versteht. Auch wenn für ihn die gemeinsame Zeit dieser Kirchenfreundschaft nach seiner diesjährigen Pensionierung zu Ende gehe, wünschte er sich die Fortführung dieser besonderen ökumenischen Begegnung.

Dr. Gerard de Korte, Bischof des Bisdom ´s-Hertogenbosch, spracht von schönen Tagen der Begegnung, aber auch wichtigen und tragenden besinnlichen Momenten und dem Entdecken von Gemeinsamkeiten trotz großer struktureller und organisatorischer Unterschiede im kirchlichen Leben der Länder.

Pfarrer Marco Luijk, Classispredikant der Protestantse Kerk der Niederlande, hob die geistreiche Arbeit, die er in Einrichtung von Kirche, Diakonie und Kommune kennenlernen konnte, hervor.

Große Bedeutung von Begegnung und Austausch

Alle Teilnehmenden machten sich die große Bedeutung von Begegnung und Austausch bewusst, die letztlich im Dienst der Kommunikation des Evangeliums von Jesus Christus steht, die in die Zeit zu vermitteln und zu verkündigen ist, auch in eine säkularer und individualer werdenden Gesellschaft.

Das offene Miteinander, die gegenseitige Inspiration, die persönlichen Gespräche, die Spiritualität in gemeinsam gefeierten Andachten und die freundschaftliche Verbundenheit sind und bleiben besondere Kennzeichen dieser ökumenischen Begegnung, heißt es in der Mitteilung. (08.05.2019)