Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 01 Jul 2008

Kassel/Hofgeismar (medio/epd). Nordhessen stand bis zum 11. Juli ganz im Mittelpunkt der ökumenischen Bewegung. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck war Gastgeber zweier Gremien des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK): Vom 4. bis 8. Juli tagte der «Ständige Ausschuss für Konsens und Zusammenarbeit» («Permanent Committee on Consensus and Collaboration») des ÖRK und vom 9. bis 11. Juli beriet sich das Gremium zur Vorbereitung der Wahl eines neuen Generalsekretärs («Search Committee») im Evangelischen Predigerseminar in Hofgeismar.

Bischof Hein: Weltkirchenrat plant nächste Vollversammlung 2013

Nach 1998 in Harare (Simbabwe) und 2006 in Porto Alegre (Brasilien) plane der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) für die nächste Vollversammlung im Jahr 2013 eine Öffnung gegenüber anderen christlichen Organisationen, sagte Bischof Prof. Dr. Martin Hein nach dem Ende der Tagung am Mittwoch dem epd in Kassel. Ein Ort stehe allerdings noch nicht fest. Hein, der die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im «Ständigen Ausschuss für Konsens und Zusammenarbeit» des ÖRK vertritt, ist Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses.

Unter Einbeziehung von Nicht-Mitgliedskirchen, aber auch von Entwicklungsorganisationen gebe es Überlegungen, einen «erweiterten Raum» für die ökumenische Bewegung zu schaffen, fügte Hein hinzu. Abschließend solle darüber auf der nächsten Sitzung des Zentralausschusses des Weltkirchenrates im August 2009 abgestimmt werden. Zuvor solle auch die Meinung der mehr als 340 ÖRK-Mitgliedskirchen abgefragt werden. Dies sei auch Teil des laufenden ÖRK-Reformprozesses.

 

Die weitere Öffnung des ÖRK werde von den orthodoxen Mitgliedskirchen zurzeit eher skeptisch bewertet, räumte der Ökumene-Experte ein. Diese fürchteten, in dem rund 560 Millionen Christen repräsentierenden Kirchenbund in eine Minderheitensituation zu geraten. Hein: «Ich halte diese Befürchtungen für nahe liegend, aber nicht wirklich begründet.»

Insgesamt zog der Bischof eine positive Bilanz der Mitarbeit der orthodoxen Kirchen im Weltkirchenrat. Gegenwärtig gebe es keine Anzeichen, dass diese den ökumenischen Rat verlassen wollten. Sie seien besser in die Programmarbeit integriert als früher. In den vergangenen Jahren war es immer wieder zu Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen unter anderem um theologische Fragen, Formen der Zusammenarbeit und der Sexualethik gekommen.

Vorbild für eine erweiterte ÖRK-Vollversammlung könnte Hein zufolge das «Globale Christliche Forum» sein, das Ende 2007 in Kenia stattgefunden hatte. 120 Vertreter aus mehr als 70 Ländern, Mitglieder der historischen protestantischen Kirchen, der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche sowie aus Pfingst- und evangelikalen Kirchen, waren in der Nähe von Nairobi zusammengekommen. Der in Hofgeismar tagende «Ausschuss für Konsens und Zusammenarbeit» habe festgestellt, dass dieser Versuch in Kenia positiv ausgefallen sei.

Suche nach neuem Generalsekretär große Zukunftsaufgabe

Eine große Zukunftsaufgabe sei zudem die Suche nach einem neuen Generalsekretär, fügte Hein hinzu. Dazu tagte der Ausschuss zur Vorbereitung der Wahl eines neuen Generalsekretärs, dem auch der Auslandsbischof der EKD, Martin Schindehütte, angehört, vom 9. bis 11. Juli ebenfalls in Hofgeismar. Der Amtsinhaber, der Kenianer Samuel Kobia, hatte im Februar seine Kandidatur für eine neue Amtszeit überraschend zurückgezogen. Die Wahl eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin erfolge ebenfalls im August nächsten Jahres im Zentralausschuss. Verschiedene Gremien sondieren Übergangslösungen. Zudem werden zurzeit Kandidaten gesucht. Kobias fünfjährige Amtszeit endet am 31. Dezember 2008.

Abendmahlsgottesdienst in der Christuskirche in Kassel - Bischof Hein: Ökumene bedeutet Ringen um Einheit und Solidarität

Neben den Beratungen in Hofgeismar feierten die ökumenischen Gäste am 6. Juli einen Abendmahlsgottesdienst in der Kasseler Christuskirche, an den sich ein Empfang im nahe gelegenen Haus der Kirche anschloss. Bischof Hein bezeichnete in seiner Predigt das Ringen um Einheit und die Solidarität, füreinander einzutreten, als entscheidendes Merkmal der Ökumene. In der Ökumene gehe es «nie ausschließlich nur um Fragen des Glaubens, sondern immer auch um die aus dem Glauben erwachsene konkrete Tat», so Hein.

Der Bischof erinnerte an das protestantische Verständnis, woran die Kirche zu erkennen sei, nämlich als «Versammlung der Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente dem Evangelium entsprechend gereicht werden» (Augsburger Bekenntnis 1530). Auf diesem Hintergrund habe die Evangelische Kirche keine Schwierigkeiten, andere als Kirchen und nicht als kirchliche Gemeinschaften anzuerkennen, sofern diese Bedingungen erfüllt seien. Mit ihrem Kirchenverständnis könne sich die Evangelische Kirche auf die Überlieferung der frühen Christenheit berufen.

Fehlende Abendmahlsgemeinschaft ist zu bedauern, aber nicht zu erzwingen

Hein äußerte sein Bedauern, dass es den Kirchen anders als der ersten Christenheit derzeit nicht möglich sei, gemeinsam das Abendmahl zu feiern. Zu viel verbinde sich damit, was die Kirchen aktuell voneinander trenne. Die Erfahrung der Gemeinschaft, aus denen die ersten Christen lebten, ließe sich nicht erzwingen. Dies gebiete der Respekt voreinander. Hein ermutigte, auf das Wirken des Heiligen Geistes zu vertrauen, der die Christenheit leite. Deshalb sei an dem Ziel keine Abstriche zu machen: «das Brot zu brechen, den Wein zu teilen hier und dort - voller Freude und über die konfessionellen Grenzen hinweg», so der Bischof.

Hintergrund: Der Ökumenische Rat der Kirchen

Der Ökumenische Rat der Kirchen wurde 1948 gegründet. Heute zählen 560 Millionen Christen in 349 Kirchen, Denominationen und kirchlichen Gemeinschaften aus über 110 Ländern zum ÖRK: Zu den Mitgliedskirchen zählen die Mehrzahl der orthodoxen Kirchen, zahlreiche Kirchen aus den historischen Traditionen der protestantischen Reformation wie Anglikaner, Baptisten, Lutheraner, Methodisten und Reformierte, sowie viele vereinigte und unabhängige Kirchen.

Der «Ausschuss für Konsens und Zusammenarbeit» ist die Verbindungsstelle zwischen Kirchen der reformatorischen, anglikanischen und orthodoxen Tradition. Dem ständigen Ausschuss gehören Erzbischöfe, Bischöfe und weitere leitende Kirchenvertreter (rund 20) u. a. aus den USA, Großbritannien, Kenia, Äthiopien, Brasilien, Pakistan usw. an. Im vergangenen Jahr hatte das Committee in Damaskus getagt. (13.07.2008)

Linktipp:

Informationen zum Ökumenischen Rat der Kirchen finden Sie unter:

oikoumene.org

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof
Prof. Dr. Martin Hein
im Gottesdienst am 6.7.2008 mit den ökumenischen Gästen
in der Kasseler Christuskirche:

Predigt lesen...

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof
Prof. Dr. Martin Hein
im Gottesdienst am 6.7.2008 mit den ökumenischen Gästen
in der Kasseler Christuskirche:

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