Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 26 Mär 2015

Würzburg/Mainz (medio). Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) hat eine Studie mit dem Titel «Reformation 1517-2017. Ökumenische Perspektiven» herausgegeben. Die Publikation, die 2014 bei den Verlagen Herder/Freiburg und Vanden-hoeck&Ruprecht/Göttingen erschien, wurde am Mittwoch, 25. März, im Rahmen einer Pressekonferenz im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg vorgestellt, teilte das Bistums Mainz mit. An der Pressekonferenz nahmen der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Professor Dr. Martin Hein, der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann,  Professor Dr. Volker Leppin (Tübingen) und Professorin Dr. Dorothea Sattler (Münster) teil. Lehmann und Hein sind die Vorsitzenden des Arbeitskreises, Leppin und Sattler die wissenschaftlichen Leiter.

 

Hein: Den ökumenischen Dialog weiterführen

In seinem Statement wies Bischof Hein darauf hin, dass es dem ÖAK wichtig gewesen sei, «sich der Frage nach dem Stellenwert der Reformation und ihrer Bedeutung für die evangelische wie für die katholische Kirche aus einer Perspektive heraus zu stellen, die die eigene Position ernstnimmt, gleichwohl aber auf ökumenische Verständigung hin ausgelegt ist», heißt es in der Pressemiteilung weiter. Die Studie sage, «was gegenwärtig gemeinsam zu sagen möglich ist». Ihr Ziel sei «der Versuch einer gegenseitigen Verständigung, die das Anliegen der Reformation würdigt und fruchtbar macht». Die beteiligten Theologen seien sich einig, dass aufgrund der intensiven ökumenischen Arbeit und der vielfältigen Kooperationen der Kirchen «inzwischen die Gemeinsamkeiten der Kirchen im Vergleich mit den verbleibenden Differenzen bei weitem überwiegen». Dieses theologische Fazit dürfe nicht unterschätzt werden, betonte Hein. «Es bietet – wie der gesamte Text – eine verlässliche Voraussetzung dafür, sich gemeinsamer Wurzeln zu vergewissern und den ökumenischen Dialog unbedingt und beherzt weiterzuführen. Die Steine auf dem Weg sind ja noch längst nicht alle ausgeräumt», sagte er.

Sattler unterstrich in ihrem Statement, dass der ÖAK mit dem Dokument «im Konzert der vielen Meinungen zum Gedenkjahr 2017» etwas beitragen möchte, «was an anderen Orten in dieser Form nicht geschieht: eine Zusammenschau der historischen Rekonstruktionen der Ereignisse im 16. Jahrhundert mit grundlegenden, auch gegenwärtig wichtigen Fragen des Kirchenverständnisses unter dem leitenden Gesichtspunkt der Reformbedürftigkeit sowie der Reformfähigkeit aller Kirchen», so die PRessestelle des Bistums Mainz. «Im Blick auf diese Grundaussage – die Kirche ist stets der Reform, der Reinigung und der Erneuerung bedürftig – gibt es keinen Streit im ÖAK. Sie bildet die Grundlage für weitere wissenschaftliche Studien im Horizont der gegenwärtigen Herausforderungen der Ökumene», sagte Sattler. Leppin betonte, dass in der Studie «das Reformationsereignis konsequent als historisches und theologisches Geschehen» beschrieben werde. Es gehe nicht nur um die theologischen Lehren, sondern auch um das gesamtgesellschaftliche Geschehen «Reformation». Das Jahr 2017 könne als ein «Impuls für Ökumene» verstanden werden.

Studie: «Die Kirchen sind füreinander und nicht gegeneinander da.»

In der Studie des ÖAK wird die Erinnerung an die Reformation zudem als ein «ökumenisches Ereignis» bezeichnet, «durch das die Gemeinschaft zwischen den evangelischen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche vertieft werden kann». Es sei gut, dass sich viele ökumenische Kreise gemeinsam um das Gedächtnis der Reformation bemühten. «Die Reformation hat ursprünglich keine Spaltung der westlichen Christenheit intendiert, sondern wollte die Erneuerung der gesamten Kirche aus dem Geist des Evangeliums. Die Besinnung auf die Reformation stärkt die Ökumene und die ökumenische Theologie. Sie macht deutlich: Die Kirchen sind füreinander und nicht gegeneinander da. Jede Kirche gewinnt an Profil nicht gegen die anderen Kirchen, sondern im Miteinander mit ihnen», heißt es in dem Text.

Es sei in «ökumenischer Perspektive selbstverständlich», dass evangelische Kirchen und römisch-katholische Kirche ihre Grundhaltung zum Gedächtnis an die Reformation unterschiedlich bestimmten: «Das entbindet aber nicht davon, an einer gemeinsamen, ökumenischen Deutung und Bewertung des Geschehens auch im Sinne einer gemeinsamen Wertschätzung der Reformation zu arbeiten. Die aus den gemeinsamen Herausforderungen und den Einsichten aus den Dialogen entstehenden gemeinsamen Aufgaben sollten zudem beim Reformationsgedenken im Jahr 2017 im Mittelpunkt stehen.» Beides erscheine als «die entscheidende Voraussetzung, um das Jahr 2017 auch gemeinsam zu begehen». «Die Einstellungen zur Reformation und die Erfahrungen mit den Folgen der Reformation aber sind unterschiedlich und dürfen es auch sein», wird in dem Text betont. Das Reformationsgedenken sei «sowohl freudiges Feiern der Reformation als auch selbstkritische Besinnung». Es sei ein «Zeichen der ökumenischen Verbundenheit», wenn am Gedenktag der Reformation am 31. Oktober 2017 christliche Gemeinden aller Konfessionen an ihren Orten ökumenische Gottesdienste feierten.

Stichwort: ÖAK

Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen wurde 1946 gegründet und zähle «zu den ältesten ökumenischen gemeinsamen Arbeitskreisen» in Deutschland, erklärte Kardinal Lehmann. Initiatoren des Kreises waren der damalige evangelische Bischof von Oldenburg, Professor Wilhelm Stählin, und der damalige Erzbischof von Paderborn, der spätere Kardinal Lorenz Jaeger. «In voller Loyalität der beiderseitigen Teilnehmer gegenüber ihrer eigenen Kirche und zugleich in großer Aufgeschlossenheit für die Partner wurden fast alle kontrovers-theologischen Grundfragen besprochen», sagte Lehmann. Nachdem sich die Arbeit zunächst «in aller Stille» vollzogen habe, wurden später Referate und Ergebnisse der Sitzungen veröffentlicht; seit 1982 hat der Kreis eine eigene Buchreihe mit dem Titel «Dialog der Kirchen». (26.03.2015)

Linktipp:

Die Studie «Reformation 1517-2017. Ökumenische Perspektiven» erhalten Sie hier:

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