Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 22 Aug 2013

Hannover/Bonn/Köln (medio/epd). Die Welle der Gewalt gegen Christen in Ägypten wird von den Kirchen in Deutschland mit großer Sorge verfolgt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, mahnte am Dienstag (20.8.) eine Beruhigung des Konflikts an. «Wir rufen alle Verantwortlichen dazu auf, den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen», sagte der Theologe in Hannover. Unversöhnlichkeit und gewaltsame Unterwerfung des politischen Gegners führten nicht zu einer Gesellschaft, in der Menschen in Frieden zusammenleben, so Schneider. Zu einem demokratisch und zivil regierten Ägypten gehöre es, «dass die verschiedenen Religionen nicht nur geduldet werden, sondern an der Gestaltung des Gemeinwesens gleichberechtigt mitwirken können».

«Die Situation in Ägypten macht uns betroffen und sprachlos», erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch: «Wenn wir auch politisch nichts ausrichten können, so brauchen alle Menschen dort unser Gebet. Drücken wir im Beten und in der Feier des Gottesdienstes unsere Nähe zur Bevölkerung am Nil aus.» Die Fortdauer der Gewalt sei in keiner Weise zu rechtfertigen, fügte Zollitsch hinzu.

Kopten-Bischof: Übergangsregierung zu «erschöpft», um Gewalt unter Kontrolle zu halten

Der Generalbischof der Koptisch-Orthodoxen Kirche für Deutschland, Anba Damian, sagte am Mittwoch im Deutschlandfunk, dass die ägyptische Übergangsregierung derzeit zu «erschöpft» sei, um die Gewalt und die Aggression unter Kontrolle zu halten. Allein in der vergangenen Woche wurden landesweit mehrere Dutzend Kirchen und christliche Einrichtungen von mutmaßlichen Islamisten angegriffen. Damian machte dafür die Muslimbrüder in Ägypten verantwortlich.

Der Generalbischof äußerte sich hoffnungsvoll, dass eine neue Verfassung, die die Rechte der Kopten sichert, zu einer Verbesserung der Lebensqualität der christlichen Minderheit führen könne.

Ökumenisches Gebet für den Frieden in Ägypten - Glockengeläut aller Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland

EKD-Ratsvorsitzender Schneider, Erzbischof Zollitsch und Generalbischof Damian hatten zum ökumenischen Gebet für den Frieden in Ägypten aufgerufen. Dafür war eine zentrale Gebetsstunde am Donnerstag (22. August) um 19 Uhr in der koptisch-orthodoxen Kirche St. Antonius und St. Shenouda in Berlin (Roedeliusplatz, Berlin-Lichtenberg) vorgesehen. Am Abend sollten die Glocken aller Kirchen der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland läuten.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, hat zur Beteiligung am ökumenischen Gebet für den Frieden in Ägypten aufgerufen. «Angesichts der blutigen Auseinandersetzungen und der sich immer schneller drehenden Spirale von Gewalt und Hass in Ägypten sind Versöhnung und Frieden notwendiger denn je», erklärte Wiesemann am Donnerstag in Frankfurt am Main. Zwar seien politische Mittel begrenzt. «Was wir aber tun können, ist, unsere Verbundenheit mit den Menschen vor Ort durch unser Gebet für die Opfer und um den Frieden zum Ausdruck zu bringen.»

Koptisch-orthodoxe Christen in Ägypten

Rund zehn Prozent der etwa 80 Millionen Einwohner Ägyptens sind Christen. Die meisten davon gehören der koptisch-orthodoxen Kirche an, die bereits seit dem ersten Jahrhundert nach Christus existiert und damit zu den weltweit ältesten Kirchen gehört. (23.08.2013)

Linktipp:

Unter dem Titel «Bürgerkriegsähnliche Situation in Ägypten» hat das evangelische Hilfswerk «Brot für die Welt» auf seiner Internetseite Fürbitten veröffentlicht:

brot-fuer-die-welt.de/(...)