Ökumenischer Gottesdienst für die Opfer von Volkmarsen

Viele Menschen hatten sich am Abend in der katholischen Kirche St. Marien in Volkmarsen zum ökumenischen Gottesdienst versammelt. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 25 Feb 2020

Volkmarsen (medio). Ihre Erschütterung über die Autoattacke auf die Menschen beim Rosenmontagsumzug in Volkmarsen haben die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Beate Hofmann, und der Fuldaer katholische Bischof, Dr. Michael Gerber, am Dienstag (25.2.) zum Ausdruck gebracht. In einem ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Marien in der nordhessischen Kleinstadt hielten die beiden Geistlichen eine gemeinsame Ansprache.

Hofmann: Gott hört unsere Klage, Gott sieht unseren Schmerz

Hofmann beschrieb den Augenblick der Tat als «Moment, der das Leben in Volkmarsen radikal verändert» habe. Unausweichlich stellten sich viele Menschen die Frage nach dem «Warum?». Doch darauf könne es hier noch keine Antwort geben. Aber man könne jetzt, so die Bischöfin, Gott seine Gedanken und Gefühle, sein Unverständnis und seinen Schmerz hinhalten. Der Bericht aus dem Matthäusevangelium von den Frauen, die Jesus ans Kreuz begleiten, gebe ein gutes Beispiel für das, was heute getan werden könne: «Wir können zusammenbleiben, wir können gemeinsam klagen und trauern. Wir können uns von dem erzählen, was wir gehört und gesehen haben, unseren Gefühlen, unseren Ängsten, unserem Entsetzen, auch unserem Zorn Ausdruck geben, und wir können auch schweigen, wenn die Worte ausbleiben und die Tränen versiegen.» Die Bischöfin zeigte sich davon überzeugt: «Gott ist bei uns in diesen dunklen Momenten und geht mit durch diesen Schmerz. Darauf können wir uns verlassen. Gott hört unsere Klage, Gott sieht unseren Schmerz und Gott stellt uns Menschen an die Seite, die jetzt da sind, begleiten, zuhören, aushalten.»

Bischof Dr. Gerber: Die Betroffenen und unser Land brauchen Solidarität und Zusammenhalt

Der katholische Bischof des Bistums Fulda, Dr. Michael Gerber,  rief die Menschen dazu auf, zusammenzuhalten, einander zuzuhören und Trauer und Schmerz miteinander auszuhalten. «Lassen Sie sich nicht von Hass und Zorn verleiten zu weiterer Gewalt. Der Mensch, der hier Gewalt gesät hat, wird vor Gericht gestellt.» Er werde sich verantworten müssen, vor Gott und vor den Menschen, er, nicht seine Familie, nicht seine Freunde. Der Mann habe hier eine Gewalttat begangen, die man nicht verstehen könne. «Wir spüren den Schmerz an Leib und Seele und haben die Ahnung, dass so manche Narbe zurückbleibt.» Die entscheidende Erfahrung aus der Zeit Jesu vor und nach Ostern sei es, dass das Leid und der Schmerz zusammenführen und eine bleibende Verbundenheit und Solidarität entstehen. Diesen Impuls müsse man mit in die beginnende Fasten- und Passionszeit nehmen. «Diese Solidarität brauchen die unmittelbar Betroffenen, und diese Solidarität braucht unsere Gesellschaft und unser Land.» Es gelte, den Blick auf die unverlierbare Würde eines jeden Menschen zu richten.

Gemeinsamer Dank an Einsatzkräfte

Bischöfin Hofmann und Bischof Gerber dankten besonders den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr, den Sanitätern und Notärzten sowie den Notfallseelsorgern, die die Menschen in einer fürchterlichen Situation begleitet hätten: «Wir danken allen Menschen, die in diesen Tagen auf irgendeine Weise ein Zeichen der Solidarität senden mit den Menschen hier in Volkmarsen und auch mit den Trauernden und Leidenden in Hanau.» 

Hintergrund

Im nordhessischen Volkmarsen war am Rosenmontag gegen 14.45 Uhr ein 29-jähriger deutscher Staatsangehöriger mit einem Auto in eine Personengruppe beim Rosenmontagszug gefahren. Wie die Polizei in Kassel mitteilte, wurden 52 Personen verletzt, darunter 18 Kinder.Derzeit befinden sich den Angaben zufolge noch 35 Menschen in stationärer Behandlung im Krankenhaus. 17 weitere konnten das Krankenhaus wieder verlassen. Am Montagabend war zunächst von 30 Verletzten die Rede gewesen. Nach den derzeitigen Erkenntnissen sei der Mann mit hoher Geschwindigkeit gefahren, teilte der Sprecher des hessischen Innenministeriums Michael Schaich am Montagabend mit. Der Fahrer sei zurzeit nicht vernehmungsfähig.

Bereits am Montagabend waren viele Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort. Zeitweise seien bis zu 17 Notfallseelsorger im Einsatz gewesen, sagte Dekanin Eva Brinke Kriebel vom Kirchenkreis Twiste-Eisenberg der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Gegenwärtig seien noch fünf Seelsorger vor Ort und stünden als Ansprechpartner zur Verfügung. (25.02.2020)

Internetradio:

Zwei furchtbare Attentate in Hessen so kurz hintereinander. Erst werden zehn Menschen in Hanau erschossen, dann rast in Volkmarsen ein junger Mann in den Faschingsumzug und verletzt über 60 Menschen, zum Teil schwer. Zurück bleiben Fassungslosigkeit, Trauer und auch Angst. Medienhausleiter Pfarrer Christian Fischer hat in Volkmarsen mit Propst Helmut Wöllenstein und Bischöfin Dr. Beate Hofmann gesprochen. Außerdem kommen in dem Beitrag Menschen zu den Ereignissen zu Wort:

Internetradio:

Die Volkmarser sind fassungslos und schockiert. Radio-Reporter Torsten Scheuermann hat mit Dekanin Eva Brinke-Kriebel vom Kirchenkreis Twiste-Eisenberg gesprochen, die nach der Gewalttat vor Ort war: