Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 07 Jun 2017

Fritzlar (medio). Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und das Bistum Fulda haben am Trinitatissonntag (11.6.) im St. Petri-Dom zu Fritzlar einen festlichen ökumenischen Gottesdienst zum gemeinsamen Gedenken an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren gefeiert. Möglich geworden sei die Feier durch ein Aufeinanderzugehen beider Konfessionen in den vergangenen Jahren und der daraus gewachsenen Erkenntnis, dass evangelische und katholische Christinnen und Christen «heute mehr eint als trennt», heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche. Der Gottesdienst mit über 500 Besuchern war die zentrale gemeinsame Veranstaltung des Bistums Fulda und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zum Reformationsgedenken.


Bischof Hein: «Wir bilden nur zusammen den Leib Christi!»

Bischof Martin Hein betonte in seiner Predigt zu 1. Kor. 12, 12-31, dass seit der frühen Christenheit  immer wieder die Frage zu bedenken sei, wie sich die in Christus geschenkte Einheit zur Verschiedenheit der Kirchen verhalte. Für den Apostel Paulus gelte, dass legitime Vielfalt und unbedingte Einheit in Christus unaufgebbar miteinander verbunden seien. 2.000 Jahre nach dem Brief des Apostels an die Korinther und 500 Jahre nach Luthers Thesenanschlag bedeute dies in einer Zeit des zunehmenden Säkularismus, «dass unsere Kirchen und Gemeinden sich in aller Unterschiedlichkeit und Vielfalt als Glieder am einen Leib Christi erkennen.» Bischof Hein hob hervor: «Wir bilden nur zusammen den Leib Christi! Nur gemeinsam wird dieser Leib in unserer Welt sichtbar und erfahrbar – und das gerade darin, dass wir nicht alle gleich sein müssen.»

Bleibende Aufgabe im ökumenischen Zeitalter sei es, Einheit und Unterschiedlichkeit stets in Beziehung zu bringen. Leitend sei dabei der Gedanke, wie die Einheit gewahrt oder erreicht werden könne. Hein äußerte sich zuversichtlich, dass sich im Verständnis der Feier der Eucharistie und des Abendmahls «schon in den nächsten Jahren Wege finden lassen, die zumindest eine Teilnahme an der jeweiligen Feier des Mahles Jesu Christi eröffnen.» Der gemeinsam gefeierte Festgottesdienst sei ein wunderbarer Ausdruck der Einheit in Christus und zugleich ein starker Auftrag, auf dem Weg der ökumenischen Gemeinschaft weiterzugehen.

Bischof Algermissen: Spaltung der Christenheit ist ein Ärgernis für die Welt

Der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, erinnerte an die theologischen Grundlagen der ökumenischen Bewegung. Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus von 1964 habe den Mut gehabt, die bestehende Spaltung der Christenheit als «Ärgernis für die Welt» zu bezeichnen und damit die Situation der getrennten Christen beim Namen zu nennen. «Dass nämlich Christen, die an Jesus Christus als den Erlöser der Welt glauben und in seinen eigenen Leib hinein getauft sind, weiterhin in voneinander getrennten Kirchen leben, ist das große Ärgernis, das die Christenheit der heutigen Welt bietet und das es verdient, als Skandal bezeichnet zu werden», so der Bischof. An die Christen sei die selbstkritische Frage gestellt, «ob wir den schmerzhaften Skandal der Trennung des einen Leibes Christi wirklich noch verspüren oder ob wir uns mit ihm bereits abgefunden haben».

 

Im Kontext mit dem Reformationsgedenken bedürfe es des gegenseitigen Eingeständnisses von Schuld und der Erkenntnis, dass es auf beiden Seiten Verantwortung für die Spaltung gebe. «Es kann tatsächlich ohne Bekehrung keinen wahren Ökumenismus geben. Sie ist das Lebenselixier einer wahrhaften Ökumene.» Es gehe um die jeweils eigene Bekehrung, die die Bereitschaft voraussetze, eigene Schwächen und Defizite selbstkritisch wahrzunehmen, so Bischof Algermissen. Solche Bekehrung setze vor allem das ständige Maßnehmen am Evangelium Jesu Christi und den Willen zur Wiederherstellung der Einheit voraus.

An dem Festgottesdienst waren weiterhin beteiligt: Oberlandeskirchenrätin Dr. Ruth Gütter, Pfarrer Wolfgang Kallies (beide Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck), Diakon Dr. Stefan Wick (Bistum Fulda), Pfarrer Holger Degen (SELK/ACK Fritzlar und Umgebung), Dekanin Sabine Tümmler (evangelischer Kirchenkreis Fritzlar-Homberg), Dechant Jörg-Stefan Schütz (katholisches Dekanat Fritzlar). Musikalisch wurde der Gottesdienst gestaltet durch den Evangelischen Posaunenchor Homberg (Efze) und Gunther Hehenkamp an der Orgel.

Stichwort: Ökumenische Gottesdienste zum Reformationsjubiläum

Der Gottesdienst in Fritzlar war der zweite Gottesdienst der Reihe von insgesamt drei ökumenischen Feiern zum Reformationsjubiläum, die die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck mit den katholischen Bistümern in ihrem Bereich feiert. Damit will die Landeskirche die ökumenische Perspektive des Jubiläums unterstreichen. Einen Gottesdienst mit dem Erzbistum Paderborn feierte die Landeskirche bereits am 13. März in Bad Wildungen. Den Abschluss bildet am 31. Oktober ein Festgottesdienst in Schmalkalden mit dem Bistum Erfurt. Der Kirchenkreis Schmalkalden ist eine in Thüringen liegende Exklave der Landeskirche.  (12.06.2017)

Impressionen vom Gottesdienst in Fritzlar

(alle Fotos: medio.tv/Schauderna)

Im Wortlaut:

Lesen Sie hier die Predigt von Bischof Martin Hein im ökumenischen Gottesdienst zum Reformationsjubiläum im Wortlaut:

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Im Wortlaut:

Die zentralen Texte des Gottesdienstes im Fritzlaer Dom mit den Worten der Bischöfe Hein und Algermissen können Sie hier im Wortlaut lesen:

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Arbeitshilfe:

Hier finden Sie die gemeinsame Handreichung «Christus gemeinsam bezeugen» der Landeskirche und des Bistums Fulda mit Anregungen und Praxisbeispielen für ökumenische Gottesdienste, Veranstaltungen und Projekte im Jahr 2017:

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Linktipp:

Das Bistum Fulda finden Sie im Internet unter:

bistum-fulda.de

Internetradio:

Bischof Martin Hein über den ökumenischen Gottesdienst in Fritzlar, die Ökumene an sich und darüber, was er an katholischen Gottesdiensten schätzt. Ein Beitrag von medio-Reporter Torsten Scheuermann: