Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Aug 2017

Hanau (medio). Seit 20 Jahren speist die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Kirchenkreisamtes in Hanau Strom ins Netz ein. Die Anlage ist die erste der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und wurde gegen zahlreiche Bedenken durchgesetzt, teilte der Medienbeauftragte des Sprengels Hanau, Pfarrer Jens Heller, anlässlich des Jubiläums der Anlage mit.

Im Einsatz sind immer noch die ersten Solarpanelen, erklärt der Klimaschutzmanager der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Pfarrer Stefan Weiß. Sie erbringen noch etwa 90% ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeit. Diese positiven Erfahrungen lassen sich auf mittlerweile mehr als 100 Anlagen auf kirchlichen Gebäuden übertragen. Die Skepsis sowohl in der Bevölkerung wie auch bei den Energieproduzenten sei anfangs  groß gewesen, führte Weiß weiter aus: «Die Energiekonzerne haben damals große Anzeigen geschaltet mit der Botschaft, dass die Solarenergie den Energiebedarf niemals nennenswert decken könne.» Die Landeskirche habe früh Weitblick bewiesen und am Ende Recht behalten.

Dekanin Claudia Brinkmann-Weiß betonte, dass es der Kirche an dieser Stelle nicht nur darum gehe, wirtschaftlich und vielleicht sogar profitabel zu arbeiten, sondern um einen echten Beitrag zum Erhalt der Schöpfung: «Hier sind wir als Christinnen und Christen gefragt, denn unser Glaube bedeutet auch Verantwortung für Gottes Schöpfung. Bei über 100  Anlagen haben sich mindestens 1000 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher mit dieser Thematik befasst, somit nimmt die Kirche hier auch eine Bildungsaufgabe wahr.» Es sei erfreulich, dass die Kirche zudem diese Projekte finanziell fördere und unterstütze, so die Dekanin.

Im Kirchenkreis Hanau werden mittlerweile 17 Anlagen auf Pfarr- und Gemeindehäusern betrieben. Damit liegt Hanau an der Spitze innerhalb der Landeskirche. Der Kirchenkreis profitiere davon, dass Kirchengemeinden, die sich zum Bau einer Anlage entschließen, mit einem zinslosen Darlehen ausgestattet werden, das weitgehend von der Einspeisevergütung refinanziert wird, heißt in der Mitteilung des Medienbeauftragten. Die Zahlen zeigten, dass sich die Investition in eine Anlage lohnt: In Hanau mussten 1997 pro Kilowatt Nennleistung rund 10.000 Euro investiert werden. Bis heute habe sich dieser Wert auf etwa 1700 Euro reduziert. Vor 20 Jahren erhielten die Betreiber eine Vergütung von 17 Pfennig pro kWh bei Kosten von rund 60 Pfennig pro kWh. Von einem rentablen Verhältnis konnte man da kaum sprechen. Das sehe heute besser aus und die Akzeptanz von Solarenergie sei deutlich gestiegen. 

Auch die technische Entwicklung ist weiter vorangeschritten. «Heute geht es nicht mehr nur um die Einspeisung ins Netz, sondern Themen wie Eigenverbrauch und Speichertechnik rücken in den Vordergrund », analysiert Weiß. Das Gesamtinvestment für die Anlagen im Bereich der Landeskirche liege bei mehr als 4 Millionen Euro. Der Stromertrag belaufe sich auf etwa 850.000 kWh pro Jahr, wodurch 425 Tonnen Treibhausgase vermieden werden würde. «Wir sind noch nicht da, wo wir sein könnten und sein wollen, aber wir sind ein gutes Stück vorangekommen auf einem richtigen Weg», fasst Weiß den Stand der Dinge mit Blick auf die noch freien Dächer von Pfarr- und Gemeindehäusern zusammen. (08.08.2017)