Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Feb 2006

Frankfurt a. M. (epd). Als Reaktion auf den erbitterten Streit um die Mohammed-Karikaturen ist in Deutschland ein verstärkter Dialog mit den gemäßigten Kräften des Islam gefordert worden. Bei den Protesten handele es sich nicht um eine Auseinandersetzung des Westens mit den Muslimen, erklärte das Auswärtige Amt am Montag in Berlin. Der Westen werde vielmehr Zeuge einer schwierigen Selbstfindung in der islamischen Welt, sagte Amtssprecher Martin Jäger. Theologen und Religionswissenschaftler erklärten, der Konflikt sei auch deswegen eskaliert, weil beide Seiten zu wenig voneinander wüssten.

Außenamtssprecher Jäger forderte einen offenen Dialog. Das setze allerdings voraus, dass «die andere Seite bereit ist, sich auch kritische Argumente anzuhören». Die Pressefreiheit dürfe nicht in Frage gestellt werden. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm verwies darauf, dass in einer vernetzten Welt immer wieder mit solchen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zu rechnen sei.

Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) appellierte an UN-Generalsekretär Kofi Annan, die Repräsentanten der Weltreligionen zu einem Gespräch einzuladen. Angesichts der gewalttätigen Reaktionen «brauchen wir einen Dialog der Kulturen und Religionen», sagte die Ministerin in Berlin. Auch Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) sprach sich dafür aus, den Dialog mit Islam-Vertretern in Deutschland zu suchen. «Mit ihnen ist der Kontakt möglich», sagte Beckstein im rbb-Inforadio.

Die internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) bat Journalisten in aller Welt, auf weitere Abdrucke der Karikaturen zu verzichten. Der Streit dürfe nicht auf dem Rücken von Menschen ausgetragen werden, die als Unbeteiligte potenzielle Opfer radikaler Islamisten werden wie zum Beispiel einheimische Christen in islamischen Ländern.

Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik kritisierte die Medien. Diese erzeugten ein falsches Bild von den Reaktionen in der arabischen Welt. Jene, die mit Gewalt antworteten, seien zahlenmäßig in der Minderheit, sagte der Direktor des Forschungsinstituts der Gesellschaft, Eberhard Sandschneider, am Montag im Deutschlandradio Kultur. Die Mehrzahl der Muslime sei friedlich. Er gehe davon aus, dass sich die Aufregung auf beiden Seiten in einigen Wochen legt. (08.02.2006)

«Trend in Prozent»:

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