Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 31 Aug 2009

Fulda (epd). Frauen sind nach den Worten der Pröpstin Friederike von Kirchbach nur schwer für Leitungspositionen in der evangelischen Kirche zu gewinnen. Darauf wies die Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz auf dem Landesfrauentag der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) am Samstag in Fulda hin. Als Argument gegen eine Kandidatur für höhere Posten bekomme sie von möglichen Kandidatinnen oft zu hören, dass diese sich «das nicht antun» wollten. «Wir müssen uns gegenseitig mehr ermutigen», forderte sie vor den mehr als 1.000 Teilnehmerinnen. Vielfach kämen Frauen gar nicht auf die Idee, für einen Führungsposten zu kandidieren, wenn sie nicht aktiv darauf angesprochen würden.

Von Kirchbach, die von 2000 bis 2005 Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages war, kritisierte in diesem Zusammenhang die Strukturen innerhalb der evangelischen Kirche. «Wir haben eine extrem verschwommene Führungsstruktur in der Kirche», sagte sie. Dies sei auch auf die Barmer Theologische Erklärung der Bekennenden Kirche von 1934 zurückzuführen, in der die Ämter der Kirche als «Dienst an den Brüdern» definiert worden seien. Besonders ärgere sie als Frau die dritte These, die die Kirche als eine «Gemeinde von Brüdern» bezeichne. «Ich bin nicht bereit zu übersehen, dass Schwestern hier nicht mit gemeint sind», kommentierte sie diesen Teil der evangelischen Schrift in Bekenntnisrang.

Zum Tagungsthema «Starke Frauen» sagte von Kirchbach, dass nicht erst die Zukunft, sondern schon die Gegenwart der Kirche «weiblich» sei. Weit über zwei Drittel aller ehrenamtlich Tätigen in der Kirche seien Frauen, und auch in vielen Kirchenvorständen oder Gemeinderäten stellten Frauen die Mehrheit. «Ehrenamtlich arbeitende Frauen tun oft zu viel und sind dann ausgebrannt», warnte sie. Der Anteil der Pfarrerinnen liege derzeit bei knapp 30 Prozent, seit fünf Jahren gebe es zudem mehr weibliche als männliche Theologiestudenten.

Auf dem Landesfrauentag veranstaltete Sarah Käßmann, Tochter der niedersächsischen Landesbischöfin Margot Käßmann, einen Workshop zum Thema «Junge Frauen, Kirche und Feminismus». Ein weiterer Workshop mit der Theologieprofessorin Luise Schottroff und der Leiterin des Referats Frauenarbeit der EKKW, Martina S. Gnadt, beschäftigte sich unter dem Motto «Brauchen Frauen einen starken Gott?» mit der Bibel. Über die Gleichberechtigung muslimischer Frauen sprach Naime Cakir vom Frauenbildungszentrum Rhein/Main muslimischer Frauen. (31.08.2009)