Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 23 Mai 2007

Wiesbaden (epd). Zahlreiche staatliche und nichtstaatliche Organisationen in Hessen haben an die Landesregierung appelliert, den Rechtsextremismus effektiver zu bekämpfen. Dazu müsse insbesondere die Jugend- und Bildungsarbeit verstärkt werden, fordert etwa die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) in einer Stellungnahme für eine öffentliche Anhörung, die der Innenausschuss des Landtags am Mittwoch (23.5.) in Wiesbaden veranstaltete.

Jugendliche mit niedrigem Bildungsstand und Sozialstatus sowie schwachem Selbstbewusstsein ließen sich leichter als andere für eine rechtsextreme Ideologie und Politik vereinnahmen. Diese suggerierten oft Stärke und Gemeinschaftsgefühl, in dem eigene Defizite der Betroffenen aufgehoben schienen. Die evangelische Jugendarbeit rege dagegen zu einer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust an, auch mit Blick auf die Rolle der Kirchen.

Daneben fördere die Jugendarbeit vor allem die Entwicklung einer eigenen, christlich geprägten, selbstbewussten und gemeinschaftsfähigen Identität. Sie versuche dies unter anderem mit offener Jugendarbeit, Seelsorge, Angeboten in der Schule, Maßnahmen zur Gewaltprävention und Mediation sowie der Gedenkstättenarbeit, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Zu der Anhörung wurden unter anderen der Bielefelder Pädagogikprofessor Wilhelm Heitmeyer, die Gießener Politologin Alexandra Kurth, der Direktor des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, sowie der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Moritz Neumann, erwartet.

Die Anhörung geht zurück auf einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen vom Dezember vergangenen Jahres. In diesem waren unter anderem verstärkte Anstrengungen zur Bekämpfung des Rechtsextremismus, zur Fortführung von Aussteigerprogrammen und die Einrichtung einer Koordinationsstelle in der Staatskanzlei gefordert worden. Der Antrag bezog sich auf eine Untersuchung, wonach 8,6 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung ein rechtsextremes Weltbild hätten. (24.05.2007)