Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 05 Jun 2008

Kassel (epd). Nach Ansicht des Marburger Religionshistorikers Christoph Elsas ist der 2007 erfolgte Aufruf von 138 Islamgelehrten zu einem Dialog mit dem Christentum Zeichen eines neuen Denkens. Für einen Dialog beider Weltreligionen, die zusammen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung stellten, seien auch die Ansätze der "Ankaraner Schule" von großer Bedeutung, sagte Elsas am Wochenende in Kassel auf der 2. Islamkonsultation der Evangelischen Akademie Hofgeismar. Die in dieser Schule stattfindende Koranauslegung sei "mit der Aufklärung kompatibel" und ermögliche so einen Dialog.

Ansätze für ein Gespräch böten etwa die Themen Gericht, Zeichen Gottes, Gottes Barmherzigkeit sowie die Person Abrahams, die in Judentum,Christentum und Islam eine wichtige Rolle spiele. Allerdings müsse in einem solchen Dialog auch die Religionsfreiheit angesprochen werden, so Elsas. Muslime könnten diese als einen "koranischen Impuls" verstehen, da sie seinerzeit für die Entstehung des Islams konstitutiv gewesen sei.

Zuvor hatte Ömer Özsoy, Inhaber der Stiftungsprofessur für Islamische Religion an der Evangelisch Theologischen Fakultät der Universität Frankfurt, die Bedeutung des Korans im Islam unter einen neuen Blickwinkel gestellt. Özsoy, der als Vertreter der Ankaraner Schule gilt, wies darauf hin, dass zwischen dem Wort Gottes selbst und Gottes gesprochenem Wort unterschieden werden müsse. In der Praxis sei man mit dem Koran immer wie mit einem geschichtlichen Phänomen umgegangen, erklärte er. Er werde ausgelegt wie andere Texte auch.

Zu Beginn der von rund 70 Teilnehmern besuchten Konsultation hatte der Ökumenedezernent der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Wilhelm Richebächer, erklärt, dass der Dialog zwischen Christentum und Islam unter zwei Mangelerscheinungen leide. Entweder sei man der Auffassung, dass im Endeffekt ja doch alles gleich sei, oder man habe Angst, im Verlauf des Gesprächs religionsgeschichtliche Überlagerungen zu entdecken. Es sei daher wichtig, aufeinander zu hören und zu fragen. (5.6.08)