Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 12 Feb 2010

Kassel (epd). Der interreligiöse Dialog ist nach übereinstimmender Einschätzung von Vertretern aus Judentum, Christentum und Islam ein langer und mühsamer Weg. Insbesondere der Dialog zwischen Judentum und Islam sei bisher überhaupt noch nicht in Gang gekommen, sagte der katholische Theologe Helmuth Rolfes am Donnerstagabend (11.2.) in Kassel auf einer Podiumsdiskussion. Zahlreiche Institutionen, darunter die Evangelische Akademie Hofgeismar und der Hessische Rundfunk, hatten dazu eingeladen.

Auch der muslimische Wissenschaftler Milad Karimi räumte Probleme im jüdisch-islamischen Dialog ein. «Zwischen uns steht eine gewisse politische Spannung», sagte er. Doch beruhe diese auf Gegenseitigkeit. «Wir schenken uns nichts», beschrieb er die Situation auf dem Hintergrund des Nahostkonflikts. Dagegen, so der jüdische Gelehrte Doron Kiesel, sei im christlich-jüdischen Dialog schon Enormes geleistet worden.

Der evangelische Kasseler Theologe Tom Kleffmann wies darauf hin, dass der religiöse Wahrheitsanspruch nicht aus dem Dialog ausgeklammert werden dürfe. Denn erst wenn um die Wahrheit gestritten werde, könne es überhaupt zu einem echten Dialog kommen.

Weitgehende Übereinstimmung herrschte bei allen Diskussionsteilnehmern über die Einschätzung des Eklats im Zusammenhang mit der Verleihung des Hessischen Kulturpreises im vergangenen Jahr. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der ehemalige hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker hatten eine Entgegennahme des Preises zusammen mit dem deutsch-iranischen Schriftsteller Navid Kermani zunächst abgelehnt, da Kermani zuvor in einem Zeitungsbeitrag die christliche Kreuzestheologie angegriffen hatte.

Man dürfe dieses Essay von Kermani nicht überbewerten, betonte Rolfes. Auch Kiesel zeigte sich irritiert darüber, wie der interreligiöse Dialog in diesem Falle ablief. «Wer anstößig ist, wird aus dem öffentlichen Ritual ausgegrenzt», kritisierte er. Kermani sei schnell stigmatisiert worden, Fragen an ihn seien unterblieben. Zum Glück habe die mediale Öffentlichkeit das ausgesetzte Gespräch dann weitergeführt.

Für einen erfolgreichen Dialog, so Rolfes, sei es unabdingbar, den Gesprächspartner nicht zu stigmatisieren. Die Akzeptanz der Religionsfreiheit sei eine weitere unerlässliche Voraussetzung. Zudem dürfe es keine Tabuthemen geben. Allerdings, so zog Kleffmann ein Fazit, gebe es nur selten ein Klima, in dem es wirklich zum Gespräch der Religionen komme. (12.02.2010)