Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Nov 2010

Hannover (medio). Der Präses der rheinischen Kirche, Nikolaus Schneider, steht für die nächsten fünf Jahre an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). EKD-Synode und Kirchenkonferenz wählten den 63-Jährigen am Dienstag in Hannover zum neuen Ratsvorsitzenden. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl wird sein Stellvertreter. Mit der Nachwahl von zwei Ratsmitgliedern ist die Führung der EKD nach dem Rücktritt Margot Käßmanns vom Ratsvorsitz im Februar wieder komplett.

Schneider erhielt im ersten Wahlgang 135 von 143 gültigen Stimmen und damit die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Er hatte das Amt von Käßmann bereits kommissarisch übernommen, die nach einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens zurückgetreten war. Der Ratsvorsitzende ist er der oberste Repräsentant von fast 25 Millionen Protestanten in Deutschland.

Schneider bekräftigt Kritik an Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke

«Es ist ein gutes Gefühl, dass die Probezeit jetzt zu Ende ist», sagte Schneider nach seiner Wahl. Er sei nun mit dem nötigen Mandat ausgestattet, um öffentlich auftreten zu können. Das Wahlergebnis stärke ihn. Seit 2003 leitet Schneider als Präses die Evangelische Kirche im Rheinland. Während seine Amtszeit dort bereits 2013 endet, wird er den EKD-Ratsvorsitz noch bis 2015 ausüben.

Kurz nach seiner Wahl bekräftigte Schneider die Kritik der evangelischen Kirche an der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. Darüber wolle er mit der Bundesregierung ins Gespräch kommen. Allerdings sei er nur verhalten optimistisch, dass die schwarz-gelbe Koalition ihre Haltung noch einmal ändern werde.

Göring-Eckardt lobt Schneiders Klarheit

Die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, würdigte Schneider als «Mann von großer Herzenswärme und Klarheit». Er sei in der Sprache der Theologen ebenso zu Hause wie in der Sprache der Arbeiter. Bohls Wahl sei hinsichtlich der Verbindung von Ost und West wichtig, sagte Göring-Eckardt. «Durch seine Fähigkeit, quer zu denken», habe er mitgeholfen, Positionen zu schärfen.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz gratulierte Schneider zur Wahl und bekräftigte die ökumenische Verbundenheit. «Ich wünsche Ihnen für dieses hohe Amt Kraft und Mut und in allem Gottes Geleit», schrieb der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch. «Zu dem Weg der Ökumene, auf dem wir einander auch Zumutung sind, gibt es keine Alternative.»

Neu wählte die Synode Edeltraud Glänzer, Hauptvorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), und die Mainzer Theologieprofessorin Christiane Tietz in den Rat der EKD. Von 144 gültigen Stimmen erhielt Glänzer 110. Tietz kam auf 135 Stimmen. Damit erreichten beide Kandidatinnen die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Dem EKD-Rat gehören 15 Mitglieder an, von denen 14 von Synode und Kirchenkonferenz gewählt werden. Die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt, die als Präses die Synode leitet, gehört dem Rat kraft Amt an. (09.11.2010)

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Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:

www.ekd.de/synode