Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Mai 2006

Kassel (epd). Am 26. Mai vor 100 Jahren wurde der durch die Zeichnung der «Madonna von Stalingrad» bekannt gewordene Theologe, Mediziner und Maler Kurt Reuber in Kassel geboren. Reuber, ab 1939 Truppenarzt, zeichnete während des Krieges zahlreiche Porträts von ihm begegnenden Menschen.

Die «Madonna von Stalingrad», die seit 1983 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin hängt, entstand Weihnachten
1942 im so genannten «Kessel von Stalingrad». Die Zeichnung, die mit Kohle auf der Rückseite einer Landkarte gefertigt wurde, zeigt Maria, die schützend das Jesuskind umfängt. Um die Zeichnung herum sind die Worte «Licht, Leben, Liebe. Weihnachten 1942 im Kessel» geschrieben.

Reuber, der im Januar 1943 in russische Gefangenschaft geriet und am 20. Januar 1944 in Jelabuga starb, stammte aus einem von pietistischer Frömmigkeit geprägten Elternhaus. Nach dem Abitur im Jahr 1926 nahm er ein Doppelstudium der Theologie und der Medizin auf. Von 1933 bis zu seiner Einberufung wirkte er als Pfarrer im nordhessischen Wichmanshausen, wo er als Gegner der nationalsozialistischen Ideologie zahlreichen Konflikten ausgesetzt war.

Während des Feldzuges half Reuber auch russischen Männern, Frauen und Kindern. Die Madonna zeichnete er 1942, um seinen Kameraden am Heiligen Abend Hoffnung zu geben. Diese Zeichnung sowie weitere rund 150 Bilder, die während des Feldzuges entstanden, wurden mit einem der letzten Flugzeuge 1943 aus dem Kessel ausgeflogen.

Vor drei Jahren erhielten die beiden Kinder Kurt Reubers überraschend Gegenstände aus dem bisher in Russland aufbewahrten Nachlass ihres Vaters zurück. Er bestand aus einem Notizbuch mit persönlichen Anmerkungen, einigen Bleistiftzeichnungen sowie einer Locke der damals vierjährigen Tochter. Vermittelt hatte die Rückgabe der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der über eine russische Journalistin auf die Existenz des Nachlasses aufmerksam gemacht worden war. (24.05.2006)