Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Mär 2014

Kassel (epd). 28 Interviews mit bekannten Schriftstellern auf Friedhöfen rund um die Welt präsentiert das Kasseler Museum für Sepulkralkultur ab Samstag, 08. März. Die bei einem audiovisuellen Rundgang zu hörenden, jeweils zwischen drei und sechs Minuten dauernden Beiträge über Fragen von Tod und Leben regten den Besucher zum eigenen Nachdenken an, sagte Museumsdirektor Rainer Sörries am Donnerstag. Die Hör-Ausstellung «Solange ich lebe, kriegt der Tod mich nicht» ist bis zum 04. Mai zu besichtigen.

Insgesamt führte der Hörfunkjournalist Tobias Wenzel in vier Jahren weltweit 72 Interviews. Sechs der Beiträge seien exklusiv für die Ausstellung produziert worden. Die Idee sei eher zufällig in Berlin entstanden, als er in einem Cafe einen Schriftsteller interviewen wollte, dies jedoch aufgrund einer lärmenden Espressomaschine nicht möglich gewesen sei, berichtete Wenzel. Kurzerhand habe er deshalb einen nahe gelegenen Friedhof aufgesucht und sei begeistert über die anregende Atmosphäre gewesen, die dieser Ort für das Interview gehabt habe.

Allerdings habe er bei seinen Interviewwünschen auch öfters Absagen hinnehmen müssen, räumte Wenzel ein. So habe die südafrikanische Schriftstellerin Nadine Gordimer ein solches Interview mit der Begründung, Friedhöfe seien «widerliche Orte», abgelehnt. Martin Walser habe ihm geschrieben, dass er vor zehn Jahren noch ja gesagt hätte, jetzt aber das Anliegen verneine.

Die Interviews seien sehr unterschiedlich ausgefallen, erzählte Wenzel. Für die Schriftstellerin Cornelia Funke, die fest an die Wiedergeburt glaube, sei der Tod eine Art Urlaub zwischen zwei Leben. Die Amerikanerin Annie Proulx habe ihm erklärt, keine Menschenfriedhöfe zu mögen. Daher sei das Gespräch auf einem Dinosaurierfriedhof in den USA geführt worden.

Der Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann machte in dem Interview deutlich, dass er es dem Tod seines Bruders zu verdanken habe, überhaupt zum Schriftsteller geworden zu sein. Humor habe unter anderem der Schriftsteller T.C. Boyle gezeigt: «Hier liegen die Topimmobilien: Meerblick für die Toten», habe er über den nahe bei seinem Haus liegenden Friedhof in Kalifornien gesagt. (06.03.2014)

Linktipp:

Das Museum für Sepulkralkultur finden Sie im Internet unter:

sepulkralmuseum.de