Mit einer Kundgebung vor dem Rathaus in Kassel solidarisierten sich nach den terroristischen Angriffen der Hamas am Mittwoch (11.10.) rund 400 Menschen mit Israel. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Mit einer Kundgebung vor dem Rathaus in Kassel solidarisierten sich nach den terroristischen Angriffen der Hamas am Mittwoch (11.10.) rund 400 Menschen mit Israel. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Okt 2023

Berlin/Kassel. Kirchliche Vertreterinnen und Vertreter in Deutschland sowie viele Politiker haben sich entsetzt über die kriegerische Eskalation des Nahost-Konflikts mit zahlreichen Toten und Verletzten geäußert. Sie verurteilten die Angriffe auf Israel und bekundeten Solidarität mit dem Land.

«Ich verurteile die furchtbaren terroristischen Angriffe zutiefst», schreibt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am vergangenen Samstag (7.10.) in den Sozialen Medien. «Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Menschen in Israel, deren Land wir noch vor wenigen Tagen besucht haben», versicherte die westfälische Präses.

«Wir denken auch an all die Menschen in den jüdischen Gemeinden bei uns in Deutschland, die jetzt Angst um Freunde und Verwandte in Israel haben», sagte am Sonntag die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann.

Wächterdienst vor Kasseler Synagoge wiederaufgenommen

Die Evangelische Kirche in Kassel ruft gemeinsam mit der Katholischen Kirche zum «Wächterdienst» vor der Synagoge in Kassel auf. Dort versammelten sich am Freitagnachmittag (13.10.) Christinnen und Christen in der Bremer Straße, um ihre Verbundenheit mit den jüdischen Geschwistern zum Ausdruck zu bringen. 

«Wir sind mit der Jüdischen Gemeinde in großer Sorge um die Sicherheit jüdischen Lebens in Kassel. Wenn die Gemeinde heute Gottesdienst feiert, nehmen wir unseren 'Wächterdienst' vor der Kasseler Synagoge wieder auf», sagte zuvor Stadtdekain Barbara Heinrich. Nach einer am Mittwoch stattgefundenen Solidaritäts-Kundgebung vor dem Kasseler Rathaus war für Freitag eine propalästinensische Gegendemonstration in Kassel angemeldet worden, die jedoch von der Stadt untersagt wurde. 

Zu der ökumenischen Aktion rufen die Kirchen in Kassel auf. (Foto: Stadtkirchenkreis Kassel/Facebook)

Zu der ökumenischen Aktion rufen die Kirchen in Kassel auf. (Foto: Stadtkirchenkreis Kassel/Facebook)

Die Jüdische Gemeinde sei in großer Sorge um die Sicherheit ihrer Gemeindeglieder, die am Freitagabend zum Kabbalat-Schabbat-Gottesdienst in die Synagoge kommen wollen, so Dekanin Heinrich. Etliche Gemeindeglieder hätten bereits wissen lassen, dass sie lieber zu Hause bleiben wollten. «Dass unsere jüdischen Geschwister ungehindert und frei Gottesdienst feiern können, berührt zutiefst unseren eigenen christlichen Glauben. Darum habe ich der Jüdischen Gemeinde zugesagt, dass wir Christinnen und Christen in Kassel am Freitagabend, ab 16:45 Uhr, unseren 'Wächterdienst' wiederaufnehmen werden», so Heinrich. 

Bereits nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 hatten sich die Kirchen in Kassel schon einmal vor der Synagoge der Stadt zu diesem Dienst versammelt, um ein Zeichen der Verbundenheit und Solidarität mit den jüdischen Geschwistern zu setzen. 

«Solidarität mit Israel – Free Gaza from Hamas»

Mit einer Kundgebung vor dem Rathaus in Kassel solidarisierten sich nach den terroristischen Angriffen der Hamas am Mittwoch (11.10.) rund 400 Menschen mit Israel. Eingeladen hatten die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG), deren Jugendorganisation Junges Forum, die Jüdische Gemeinde und das Sara-Nussbaum-Zentrum für jüdisches Leben unter dem Motto «Solidarität mit Israel – Free Gaza from Hamas». Zu den Rednerinnen und Rednern gehörten u.a. Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller, der Kasseler DIG-Vorstand Boris Krüger, Ilana Katz von der Jüdischen Gemeinde sowie Elena Padva vom Nussbaum-Zentrum. 

Unter den Teilnehmenden befanden sich auch Pfarrer Reinhard Brand (Referatsleiter Gemeindeentwicklung und Missionarische Dienste), Dr. h.c. Peter Masuch (Präsident des Bundessozialgerichts im Ruhestand), Dekanin Barbara Heinrich (Stadtkirchenkreis Kassel) und Pröpstin Katrin Wienold-Hocke (Sprengel Kassel). 

Bundespräsident und Zentralrat der Juden äußern sich ebenfalls

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefonierte laut Bundespräsidialamt am Samstag mit seinem israelischen Amtskollegen Isaac Herzog. Dieser habe ihm «von dem schockierenden Ausmaß der Angriffe der Hamas an mehreren Orten seines Landes berichtet». Israel müsse sich gegen «brutalen Terror verteidigen». «Meine volle Solidarität gilt unseren angegriffenen israelischen Freunden», versicherte Steinmeier.

Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, würdigte die Solidarität in einer am Sonntag verbreiteten, schriftlichen Stellungnahme. Die Angriffe der radikalislamischen Terrororganisation Hamas hätten an jüdischen Feiertagen begonnen. Für die Angehörigen seiner Religion bedeute das «ein ständiger Kampf mit ihren Gefühlen», sagte Schuster. Die Unterstützung aus allen Teilen der Gesellschaft helfe aber «dabei, diese Zeit zu überstehen». Schuster zeigte sich tief betroffen und sagte: «Der Terrorkrieg der Hamas und der libanesischen Hisbollah gegen Israel ist an Grausamkeit kaum zu überbieten.» Den Terroristen gehe es nicht allein um Israel, sondern darum, jüdisches Leben überall infrage zu stellen. (08.10.2023, epd/ekkw.de, aktualisiert am 13.10.2023)

Linktipp:

Beim Zentrum Oekumene stehen weitere Gebetsvorschläge zum Thema Frieden und Materialien für Gemeinden bereit:

zentrum-oekumene.de/(...)