Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 19 Okt 2023

Berlin/Hannover.

Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Sonntag (22.10.) in Berlin gemeinsam mit Tausenden Menschen bei einer Kundgebung die Solidarität mit Israel nach dem Terrorangriff der Hamas betont. Er verurteilte die Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Deutschland: «Jeder einzelne Angriff erfüllt mich mit Scham und Zorn», sagte Steinmeier bei der Kundgebung am Brandenburger Tor. Dort versammelten sich nach Angaben der Veranstalter 25.000 Menschen. Die Polizei sprach von geschätzten 10.000 Teilnehmern.

Steinmeier: «Beenden Sie die Barbarei!»

«Den Terroristen, die die Geiseln als Schutzschild missbrauchen, rufe ich zu: Beenden Sie die Barbarei! Lassen Sie die Unschuldigen frei», appellierte Steinmeier. An die Angehörigen der bei dem Terrorangriff Verschleppten gerichtet sagte er: «Wir leiden, wir beten, wir flehen mit Euch. Und wir wollen tun, was in unserer Macht steht, damit Ihre Angehörigen so schnell wie möglich freikommen.»

Der israelische Botschafter Ron Prosor betonte, zu dem Kampf gegen die Terrororganisation gehöre auch der Kampf gegen ihre Unterstützer. Parolen wie «Tod den Juden» dürften auf den Straßen Deutschlands nicht geduldet werden. Er forderte »null Toleranz für jede Form von Antisemitismus».

Kurschus: «Jedes 'Ja, aber‘ verharmlost»

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sagte, es gebe keine Rechtfertigung für Judenhass: «Und jeder Versuch, das Massaker vom 7. Oktober zu relativieren, ist Antisemitismus. Jedes 'Ja, aber‘ verharmlost.»

Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Michael Gerber, sagte zum Terrorangriff der Hamas: «Niemand darf dazu schweigen - und ebenso wenig zu den antisemitischen Ausbrüchen, die wir in diesen Tagen auch in Deutschland erleben.»

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, sagte, dass das Internet voll von Hass auf Israel sei, habe nichts mit pro-palästinensischen Positionen zu tun, sondern sei «blanker Antisemitismus». Weitere Rednerinnen und Redner waren unter anderem Linken-Parteichef Martin Schirdewan und «Fridays for Future»-Aktivistin Luisa Neubauer.

Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus - in Solidarität und Mitgefühl mit Israel

(Wir dokumentieren den Aufruf des Bündnisses zur Kundgebung im Wortlaut. Eine Liste der Organisationen, die diesen Aufruf unterstützen, ist in diesem PDF-Dokument zu finden.)

«Der Angriff der Hamas auf Israel ist barbarisch. Terroristen, die hunderte feiernde Menschen auf einem Festival niederschießen, die in einem Kibbuz von Haus zu Haus gehen und Männer, Frauen und Kinder hinrichten oder als Geiseln in den Gazastreifen verschleppen – nie zuvor erfuhr Israel eine solch menschenverachtende Gewalt und Brutalität. Seit der Shoa wurden an einem Tag noch nie so viele Jüdinnen und Juden ermordet.

Die terroristischen Angriffe gegen Israel sind nicht zu rechtfertigen. Die Terroristen handeln nicht im Interesse der palästinensischen Bevölkerung und können sich auch nicht auf ihr Leid berufen, sondern morden nur für ihre eigene Ideologie und ihren Hass. Ihr Ziel ist die Vernichtung des Staates Israel und aller Jüdinnen und Juden auf der Welt.

Wir stellen uns am kommenden Sonntag, den 22. Oktober, in Berlin vor dem Brandenburger Tor mit einer Kundgebung an die Seite der Menschen in Israel und aller weiteren Opfer der Hamas. Ihnen gegenüber wollen wir unser Mitgefühl und unsere uneingeschränkte Solidarität ausdrücken.

Das internationale Völkerrecht gibt Israel das Recht zur Selbstverteidigung seiner Existenz. Es ist Grundlage und zugleich Rahmen. Die Situation im Gazastreifen ist dramatisch. Gleichzeitig droht die weitere Ausweitung des Konfliktes durch den Iran und die von ihm unterstützte Hisbollah.

Seit Jahrzehnten leidet die palästinensische Bevölkerung im Gaza-Streifen – auch unter dem eigenen Regime. Die Hamas missbraucht die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde. Dadurch sind viele Opfer zu beklagen. Für sie fordern wir sichere Fluchtkorridore und gezielte humanitäre Hilfen.

Es ist völlig inakzeptabel, wenn Islamisten - auch in unseren Kommunen - das Massaker der Hamas feiern und zum Akt der Befreiung verklären. Wer bei uns durch derartige Parolen Terror unterstützt oder ihn gar mitfinanziert, muss sanktioniert und bestraft werden. Antisemitisches Gedankengut findet immer weitere Verbreitung und tritt immer offener zu Tage. Wir werden unsere Gesellschaft nicht Antisemiten und Islamisten überlassen. Und auch nicht die Straße.

Gemeinsam treten wir für eine offene und tolerante Gesellschaft ein, für Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit! Wir tun das insbesondere in Solidarität mit der Bevölkerung Israels, die diese Werte teilt. Extremistisches und radikalfundamentalistisches Gedankengut nehmen wir nicht hin – genauso wenig wie pauschale islamfeindliche Kritik. Weil jüdisches Leben angegriffen und gefährdet ist, stellen wir uns solidarisch an die Seite der Jüdinnen und Juden.

Zeigen wir, dass die große Mehrheit der Menschen in unserem Land gegen Antisemitismus, Terror und Hass aufsteht, solidarisch mit Israel ist. Wir unterstützen eine zwischen Israel und den Palästinensern im Einvernehmen beschlossene Grundlage für ein friedliches Zusammenleben.

Kommen Sie am Sonntag, den 22. Oktober um 14 Uhr zum Brandenburger Tor! »

(19.10.2023, aktuaisiert am 23.10.2023, epd/ekkw.de)

Linktipp:

Der Wortlaut des Aufrufs und eine Liste der unterstützenden Organisationen finden sich hier:

www.ekd.de/(...)