Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 06 Mär 2019

Bad Schwalbach/ Darmstadt/ Kassel. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eröffneten vergangenen Sonntag mit einem Festgottesdienst, in Bad Schwalbach, die diesjährige Spendenaktion «Hoffnung für Osteuropa». Die Initiative, die 1994 gegründet wurde, steht in diesem Jahr unter dem Motto «Solidarisch über Grenzen hinweg». Damit soll vor allem ein Bewusstsein für die Situation der östlichen Nachbarländer über die Grenzen hinaus geschärft werden. Drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist dieser Teil Europas immer noch auf Solidarität und Unterstützung angewiesen.

Bei der Eröffnung wies der evangelische Propst für Oberhessen, Matthias Schmidt, auf die europaweiten Herausforderungen der Kirche hin. Neben den zurückgehenden Mitgliederzahlen und einer Tendenz zur Entkirchlichung der Gesellschaft zählen dazu auch neue politische Phänomene. «Auch der Populismus macht an der Kirchentür nicht Halt» so Schmidt. Es sei an der Zeit «die große Versuchung, nur noch auf das eigene zu schauen, den eigenen Kirchturm, die eigene Nation, die eigenen Interessen».  Aktuell seien vor allem Frauen und Kinder, die in Osteuropa die Lasten der gewaltigen sozialen Veränderungen trügen, ergänzte er. «Gemeinsam mit unseren Geschwistern in den Kirchen der Region wollen wir helfen, Lasten aufzufangen.»

Claudia Brinkmann-Weiß, Oberlandeskirchenrätin und Dezernentin für Diakonie und Ökumene der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, erläuterte, dass die Aktion «Hoffnung für Osteuropa» von vielen Gemeinden beider Landeskirchen unterstützt werde. Es gebe seit vielen Jahren vielfältige und gute Kontakte auf allen kirchlichen Ebenen zu den osteuropäischen Kirchen. Besonders beeindruckend sei dabei, wieviel «Hoffnung und Glaubenskraft»  in den Kirchen in Osteuropa zu finden sei. Mit Blick auf den Schwerpunkt der diesjährigen Aktion betonte Brinkmann-Weiß: «Es ist es ein wichtiges Anliegen der Aktion, den europäischen Gedanken zu stärken und die Verbundenheit und Solidarität praktisch erlebbar zu machen.»

Im Anschluss an den Gottesdienst stellten Initiativgruppen, Kirchengemeinden und kirchliche Werke ihre Projekte und Arbeitsschwerpunkte in der Bad Schwalbacher Reformationskirche vor. Vertreten waren Hilfsinitiativen wie das «Gustav-Adolf-Werk», die besonders evangelische Gemeinden in Osteuropa und Zentralasien unterstützen und das gegenseitige Kennenlernen und das Verstehen der eigenen Standpunkte und Kulturen fördern.

Projekt Kinder aus Tschernobyl

Ein besonderer Focus bei der Eröffnung lag auf dem 25-jährigen Jubiläum der Projektgruppe «Kinder aus Tschernobyl e.V.» aus Bad Schwalbach. Seit 1990 werden Kinder aus der Tschernobyl-Region nach Hessen eingeladen. Immer noch Leben in Weißrussland und der Ukraine mehr als dreieinhalb Millionen Menschen in radioaktiv verseuchten Gebieten. Grade der Gesundheitszustand der Kinder ist sehr labil. Sie leiden nicht nur an schweren Krankheiten wie Krebs, sondern auch das gesamte Immunsystem und oft auch der Knochenbau sind beeinträchtigt. Die Kinder, die in begleiteten Gruppen nach Hessen kommen, wohnen für zwei bis drei Wochen bei Gastfamilien oder in Erholungseinrichtungen und werden medizinisch betreut. Sie nehmen an altersgemäßen Programmen und Begegnungen mit deutschen Jugendlichen teil. Dabei sind bereits viele Freundschaften und ehrenamtliches Engagement über Grenzen hinweg entstanden, ohne das, die lebensnotwendige Arbeit nicht stattfinden könnte.

Projekt: Straßenkinder in Rumänien

In besonderer Weise wurde bei der Eröffnung auch das «Offene Haus» in Hermannstadt/Sibiu vorgestellt. Es bietet seit mehr als fünfzehn Jahren vernachlässigten Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen einen Zufluchts- und Betreuungsort. Mehr als zwanzig verhaltensauffällige junge Menschen, welche aufgrund ihrer Lebensumstände in Schule und Umfeld meist ausgegrenzt werden, werden hier versorgt und erhalten Schulmaterialien sowie sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten. Mit professioneller Hilfe und unter Einbeziehung der Angehörigen werden die Kinder durch Aufarbeitung von Erlebnissen in der Persönlichkeitsentwicklung gestärkt. In Zusammenarbeit mit dem Kreisrat Hermannstadt wurde in 2018 erstmals ein Sommerferienlager für Straßenkinder ermöglicht. 

Stichwort: «Hoffnung für Europa»

Die Aktion «Hoffnung für Osteuropa» wurde 1994 unter dem Gedanken gegründet, soziale Strukturen, diakonische Dienste und den zivilgesellschaftlichen Aufbau in den Ländern Osteuropas zu fördern. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, Ende der achtziger Jahre, begann in Europa ein radikaler Umbruch, der das Leben der Menschen in den ehemaligen Ostblockstaaten tiefgreifend veränderte. Mit dem Zusammenbruch der politischen Strukturen brachen meist auch die wirtschaftlichen Systeme und sozialen Sicherungen zusammen. Millionen Menschen wurde die Existenzgrundlage entzogen. Viele können bis heute nicht an dem Wirtschaftsaufschwung teilhaben, der an vielen Orten allmählich einsetzt. «Hoffnung für Osteuropa» will durch Erfahrungsaustausch und Kooperationen mit einheimischen Kirche und zivilgesellschaftlichen Partnern Hilfe zu Selbsthilfe leisten. Die Sozialprojekte sollen als Symbol der Hoffnung wahrgenommen werden und zur Nachahmung motivieren. Die Aktion will zudem ein Ost und West Verständnis wecken, für die verschiedenartigen Lebenssituationen und Traditionen. Internationale Begegnungen und Partnerschaften zwischen den Kirchen sollen zur Völkerverständigung beitragen und außerdem die Ökumene stärken. (11.03.2019)

Linktipp:

Den Verein «Kinder von Tschernobyl» finden Sie im Internet unter:

kinder-von-tschernobyl-kierspe.de

Internetradio:

Hören Sie hier einen Beitrag zum Thema von Medienhausreporter Siegfried Krückeberg:

Linktipp:

Weitere Informationen zur Spendenaktion finden Sie unter:

zentrum-oekumene.de